WUSCH_A5_Fruehjahr_2024

WUSCH_A5_Fruehjahr_2024_RZ

Inhalt: Alexander Boschuk Agilität und Resilienz – Schlüsselkompetenzen für digital Leadership in dynamischen Umfeldern. Harald Brandl Organisation und Management von Informationsprozessen potenzieller Neukunden im B2B-Sektor als Dual Approach. Serhat Bulut Die Gmbh & Still als Vehikel der Verlustnutzung. Szilvia Fodor Pflegehilfe und Pflegeassistenz als Lösung in der Versorgung? Homeira Namvar Hypnose als eine bewährte Therapiemethode bei Stress und Angstzuständen. Louise Hey Die Geschichte der LGBTQIA+ Bewegung in Deutschland und die Erwartungen an die Zukunft. Gertrud Maria Meuser Lernen und Bildung im Alter – auch im Altenheim? Patrick Pöchlauer Corporate Incubators – ein komplexes Ökosystem zwischen Unternehmen und deren ökonomischer Umwelt. Christopher Reh Die Regulierung von Krypto-Vermögenswerten in Europa und Deutschland. Klaus Ulreich Wie kann der öffentliche Regionalverkehr attraktiver gestaltet werden? Serhat Bulut Abgrenzung der Stillen Gesellschaft gegenüber Kapitalgesellschaften. 7 19 31 41 55 61 75 87 99 115 125 4

„AGILITÄT UND RESILIENZ – SCHLÜSSELKOMPETENZEN FÜR DIGITAL LEADERSHIP IN DYNAMISCHEN Ausgabe Frühjahr 2024 Wiener Universitäre Schriften „AGILITÄT UND RESILIENZ – SCHLÜSSELKOMPETENZEN UMFELDERN“ FÜR DIGITAL LEADERSHIP IN DYNAMISCHEN A. Boschuk1 UMFELDERN“ PhD Student University of Library Studies and Information Technologies, Sofia A. Boschuk1 PhD Student University of Library Studies and Information Keywords: Agilität, Resilienz, Digital Leadership, Führungskräfte, VUCA, BANI, Change-Management. Keywords: Agilität, Resilienz, Digital Leadership, Führungskräfte, VUCA, BANI, Change-Management. Technologies, Sofia 1. ABSTRACT 1. ABSTRACT Die Anforderungen an Führungskräfte haben sich in den vergangenen Jahren unter anderem durch die Digitalisierung und die sich daraus entfaltende Dynamik deutlich verändert. Agilität und Resilienz sind Die Anforderungen an Führungskräfte haben sich in den vergangenen zwei wesentliche Kompetenzen, die Führung in der digitalen Trans- Jahren unter anderem durch die Digitalisierung und die sich daraus formation und vor allem in VUCA-Welten prägen. entfaltende Dynamik deutlich verändert. Agilität und Resilienz sind zwei wesentliche Kompetenzen, die Führung in der digitalen Trans- formation und vor allem in VUCA-Welten prägen. Der vorliegende Artikel widmet sich den beiden Kompetenzen Agilität und Resilienz unter Berücksichtigung aktueller wissenschaftlicher Der vorliegende Artikel widmet sich den beiden Kompetenzen Agilität Literatur. Praxisnahe Handlungsempfehlungen für die Führungskräfte- und Resilienz unter Berücksichtigung aktueller wissenschaftlicher entwicklung runden diese Arbeit ab. Literatur. Praxisnahe Handlungsempfehlungen für die Führungskräfte- entwicklung runden diese Arbeit ab. Ziel ist es, einen Beitrag zur effektiven und modernen Durchführung von Change-Management-Prozessen zu leisten. Ziel ist es, einen Beitrag zur effektiven und modernen Durchführung von Change-Management-Prozessen zu leisten. 1 Alexander Boschuk, MBA, 55578 Wolfsheim, Am Scheidelweg 10, alexander@boschuk.de 1 Alexander Boschuk, MBA, 55578 Wolfsheim, Am Scheidelweg 10, alexander@boschuk.de Seite 1 Seite 1 7

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 1. Einführung „Der Bambus, der sich biegt, ist stärker als die Eiche, die bricht.“ – Dieses japanische Sprichwort, dessen Urheber unbekannt ist, macht deutlich, dass Flexibilität und Widerstandsfähigkeit in dynamischen Umfeldern und Veränderungsprozessen eine sehr große Bedeutung zukommt. In den vergangenen Jahren haben die Auswirkungen der digitalen Transformation unsere Lebens- und Arbeitswelt fundamental verändert: Digitale Innovationen durchdringen und transformieren Prozesslandschaften sowie Geschäftsmodelle von Unternehmen nachhaltig und erschaffen Markteintrittskorridore für neue Wettbewerber. Im Kontext dieser Disruption sind neue Anforderungen an heutige Führungspersönlichkeiten notwendig, um als Führungskraft und vor allem als Unternehmen erfolgreich bestehen zu können. Die Führungskraft des 21. Jahr- hunderts benötigt weitere Kompetenzen, um in dieser Welt erfolgreich sein zu können: Agilität und Resilienz. Mit der einen Kompetenz kann auf dynamischen Wandel reagiert und mit der anderen in Krisensituationen richtig gehandelt werden. (Henderikx & Stoffers, 2022, p. 1; Imhof & Gatziu Grivas, 2022, p. 199; Nosova et al., 2022, p. 277; Petry, 2024, pp. 103–106). Die heutige Arbeitswelt kann nicht mehr als nur linear oder vorhersehbar bezeichnet werden. Vielmehr ist sie von Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität geprägt, was in dem Akronym VUCA zusammengefasst ist. Hier stoßen traditionelle Führungsansätze an ihre Grenzen und treten in den Hintergrund. Traditionelle Ansätze haben ihren Ursprung in anderen Epochen, wie etwa der 2. oder 3. industriellen Revolution. Sie waren eine gute Antwort auf die Anforderungen der damaligen Zeit und sind geprägt von klaren Hierarchien, eindeutigen Berichtswegen sowie tendenziell Top-Down-orientierter Vorgaben und starker „Leader“. Für Avolio et al ist deutlich, dass Führung heute nicht mehr nur auf eine einzelne Führungskraft reduziert werden kann, sondern Entscheidungen und auch Ver- antwortungen nur noch in Teams sinnvoll getragen werden können. Mitarbeiter, Peers und Experten müssen heute in kollaborative Entscheidungsprozesse eingebunden werden, um im Sinne des Unternehmens Entscheidungen treffen zu können. Der Einzelne kann die Tragweiter seines Handelns in komplexen Situationen nicht mehr 8 Seite 2

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 vorhersehen. Führung ist deshalb heute ein vielschichtiger und relationaler Prozess, der viele Beziehungen und Rollen umfasst. In diesem Zusammenhang ist für Jaser von Relevanz, dass moderne Führungskräfte in einem dialektischen Spannungsfeld agieren. Dieses Spannungsfeld ist zum einen geprägt von Dilemmas und Konflikten und zum anderen der Herausforderungen Networking zu betreiben, also Beziehungen zu knüpfen und zu pflegen (Avolio et al., 2009, p. 422; Jaser, 2021, p. 377). Neue Führungsansätze rücken nun an die Stelle der in die Jahre gekommenen Modelle, weil Sie geeigneter für die heutige Arbeitswelt sind. Diese neuen Führungsmodelle wie Digital Leadership vereinen technologische, strategische und emotionale Kompetenzen, denn diese haben eine besondere Relevanz. Der VUCA- Framework bietet einen theoretischen Rahmen, damit hieraus die Herausforderungen an moderne Führung abgeleitet und verstanden werden kann (Lippold, 2019, p. 25). Nach Ansicht des Verfassers stellen Agilität und Resilienz an dieser Stelle zwei zentrale Schlüsselkompetenzen dar, um die Chancen der digitalen Transformation zu nutzen und gleichzeitig deren Risiken zu erkennen und zu mittigeren. Führungskräfte, die diese Eigenschaften entwickeln, können Change-Management-Prozesse erfolgreicher gestalten und ihr Unternehmen auf längerfristigen Erfolg ausrichten (Henderikx & Stoffers, 2022, p. 13; Klein, 2020, p. 890ff). Dieser Artikel analysiert die Bedeutung dieser Kompetenzen für Führungskräfte und bietet praxisnahe Handlungsempfehlungen für die Entwicklung von Digital Leadership. 2. Methode Dieser Artikel basiert auf einer systematischen Analyse von Literatur und Veröffentlichungen aus dem deutschsprachigen und angelsächsischen Raum zu den Themen Digital Leadership, Agilität und Resilienz der vergangenen Jahre. Die theoretischen Grundlagen werden durch ausgewählte Quellen aus der aktuellen wissenschaftlichen Diskussion, etwa Fachzeitschriften und Onlinebeiträge, gestützt. Seite 3 9

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 3. Ergebnis / Erkenntnis 3.1 Agilität: Flexibilität in dynamischen Kontexten Agilität ist heutzutage in aller Munde und wird inflationär verwendet. Das Gabler Wirtschaftslexikon beschreibt den Begriff Agilität als „Gewandheit, Wendigkeit oder Beweglichkeit von Organisationen und Personen“ (Gabler Wirtschaftslexikon). Umgangssprachlich steht der Begriff auch für vital oder flexibel. Folgt man Maehrlein, dann soll Agilität dabei unterstützen, sich in VUCA- oder auch BANI-Welten zurecht zu finden und sich in diesen verlässlicher bewegen zu können. Sie stellt weiter fest, dass eine Vielzahl von Definitionen, Ansätzen und Konzepten existieren, die eine klare Definition und Abgrenzung beinahe unmöglich machen. Sie beschreibt Agilität in diesem Zusammenhang als Mindset und innere Einstellung. Auch Petry stellt klar, dass „agil sein“ ein Mindset oder eine Haltung darstellt. (Maehrlein, 2020, pp. 17–18; Petry, 2024, p. 218) Abbildung 1: Elemente von Agilität (Quelle: Petry, 2024, S. 218) 10 Seite 4

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Abbildung 1 verdeutlicht, dass sich hinter Agilität mehr als nur ein Mindset verbirgt. Vielmehr stehen Werte und Prinzipien dahinter, die beispielhaft im Jahr 2001 im sogenannten „agilen Manifest“ von der agilen Softwarebewegung verabschiedet wurden. Hieraus resultieren Praktiken, Ansätze und Methoden, die „agil sein“ sichtbar und anwendbar machen und „agiles Handeln“ ermöglichen (Petry, 2024, p. 218). Was bedeutet „agil sein“ oder „agiles Mindset“ für eine Führungskraft und welche Eigenschaften sind hilfreich? Hier können aus dem agilen Manifest mit seinen Werten und Prinzipien insgesamt sieben wesentliche Elemente der Inneren Haltung abgeleitet werden (Maehrlein, 2020, S. 45; Manifest für Agile Softwareentwicklung): Bereitschaft, persönliche Ziele den Teamzielen unterzuordnen Lebenslanges Lernen / Weiterentwicklung Antizipation von Problemen und Lösung mittels Eigeninitiative Akzeptanz von stetiger Veränderung Offenheit für innovative Ideen und Technologien Fehlertoleranz Hohes Maß an Selbstverantwortung Führungskräfte, die über diese Merkmale der inneren Haltung verfügen und die Werte und Prinzipien des agilen Manifestes adaptieren können, sind in einem höheren Maße in der Lage, sich auf neue Situationen oder Veränderungsprozesse einzustellen. Der Verfasser vertritt die Ansicht, Mitarbeiter und Führungskräfte mit einer agilen Haltung können in dynamischen Situationen, wie sie in einer VUCA-Umwelt entstehen können, besser navigieren, schneller Ergebnisse liefern und effizienter Kurswechsel vollziehen. Sie schaffen dadurch auch eine Voraussetzung im nachfolgenden Abschnitt erläutert wird. für Resilienz, welche 3.2 Resilienz: Widerstandsfähigkeit in Krisensituationen Der Begriff der Resilienz hat seinen Ursprung im lateinischen resiliere, was mit zurückspringen oder abprallen übersetzt werden kann. Resilienz findet erstmals im Jahr 1977 Beachtung, als der Psychologe Jack Block das Wort im Kontext der Seite 5 11

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Entwicklungspsychologie von Kindern verwendete. Heute wird der Begriff interdisziplinär eingesetzt und ist z. B. auch in Bereichen der Energiewirtschaft, der Naturwissenschaften oder der Ökologie zu finden. So berichtete das Handelsblatt jüngst von dem Vorhaben des Nestlé-Konzerns, neue resiliente Kaffeebohnen zu züchten, um auf den Klimawandel zu reagieren und den Rohstoff Kaffee an neue Bedingungen anzupassen (Handelsblatt, 2025; Thun-Hohenstein et al., 2020, S. 8). Nach Fichte et al. kann die Resilienzforschung in den Bereich der positiven Psychologie eingeordnet werden. Eine einheitliche Definition ist in der Literatur allerdings nicht zu finden. Allgemein beschreibt Resilienz die Fähigkeit einen Zustand des Gleichgewichts wieder herstellen zu können, nachdem ein System in Turbolenzen oder in Ungleichgewicht geraten ist. In diesem Zusammenhang kann das System Mensch dann als resilient betrachtet werden, wenn es auf radikale Veränderung oder Bedrohung mit Anpassung oder Genese reagiert oder sich erfolgreich an eine Störung akklimatisieren kann (Fichte, 2017, p. 8; Masten, 2016, pp. 26–28; Stamm & Halberkann, 2015, p. 61). Thun-Hohenstein et al. betonen, dass Resilienz keine rein angeborene Fähigkeit ist, jedoch auch nicht nur durch negative (oder positive) Umwelteinflüsse aufgebaut werden kann. Für sie entwickelt sich „Resilienz […] über die Zeit. Somit erklärt sich Resilienz als ein allgemein menschliches Phänomen, das aus dem Zusammenwirken basaler humaner, adaptiver Systeme mit der Umwelt entsteht, um den Menschen zu befähigen, schwierige Lebenssituation zu bewältigen“ (Thun-Hohenstein et al., 2020, S. 13). Es sind also auch Erfahrungen, die in früheren Situationen gewonnen werden konnten und für zukünftige ähnliche Situationen eine Resilienz aufbauen können. Wie schon im vorherigen Abschnitt beschrieben können auch Agilität und die Innere Haltung dazu führen, resilienter auf Störungen zu reagieren, als Menschen ohne diese Eigenschaften. Der Risiko- und Zufallsforscher Taleb geht einen Schritt weiter und fordert in seinen Büchern „Antifragile“ und „Black Swan“ auf die Fragilität zerbrechlicher Systeme in unsicheren Welten mit Antifragilität zu reagieren. Für ihn müssen Systeme, Organisationen und Individuen bereits im Vorfeld auf Krisen und 12 Seite 6

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 steigender Komplexität und Unvorhersehbarkeit Veränderungen vorbereitet werden, damit Sie hieraus unmittelbar Chancen wahrnehmen und nicht erst auf Ereignisse mit Resilienz reagieren (Taleb, 2007, 2012). Angesichts in heutigen Arbeitsumfeldern stellt Resilienz eine unverzichtbare Kompetenz für Führungskräfte dar. Doch genauso, wie es keine eindeutige Definition von Resilienz gibt, sind in der Literatur auch keine einheitlichen Faktoren zu finden, die eine Resilienzfähigkeit steigern können. Für Maehlein (Maehlein, 2020) sind es nachfolgende elf Faktoren, denen eine wesentliche Bedeutung für den Aufbau von Resilienz zugesprochen werden kann und die an dieser Stelle nur Erwähnung finden, um die Arbeit nicht zu überfrachten: Hiernach stellen die drei Basisfaktoren Akzeptanz, Verbundenheit und eine positive Innere Einstellung eine Grundlage dar. Selbstbewusstsein, einer Vision folgen sowie Selbstliebe und Selbstsicherheit formen ein stabiles Gerüst, um Krisen zu überstehen. Ferner sind es vier „Energiespender“, die helfen sollen, schnell den Prozess der Ge- nese einleiten zu können. Diese sind Spielräume und Lösungen, Vitalität, Souveränes durchsetzen und Gestaltung des Arbeitsumfeldes (Maehrlein, 2020, p. 133). Diese Resilienzfaktoren machen deutlich, dass Führungskräften an dieser Stelle eine große Bedeutung zukommt. Idealerweise sollten sie nicht nur selbst diese Faktoren in unterschiedlichem Maße entwickelt haben. Vielmehr müssen sie Mitarbeitende befähigen und dabei unterstützen, diese Faktoren zu erlangen, auszubauen und beizubehalten. Resiliente Führungskräfte übernehmen eine Vorbildfunktion, unter- stützen ihre Teams, um gemeinsam aus Krisen zu lernen und gestärkt hervorzugehen. 3.3 Agilität und Resilienz – Gemeinsamkeiten und Unterschiede Die vorherige Literaturanalyse verdeutlicht das Zusammenspiel von Agilität und Resilienz. Jedoch gibt es nicht nur Berührungspunkte, sondern auch Unterschiede bei diesen beiden Schlüsselkompetenzen und dürfen daher nicht gleichgesetzt werden. Beide Kompetenzen sind nicht angeboren oder „in die Wiege“ gelegt. Sie sind erlernbar und trainierbar und für beide gilt, dass Sie wesentliche Kompetenzen in Seite 7 13

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 VUCA-Welten sind. Auch gilt für beide Kompetenzen, dass umfangreiche Schulungs- und Coachingangebote verfügbar sind (Kupferschmid Boxer & Philipp, 2021). Irrtümlich wird häufig angenommen, dass Agilität allein dazu führt, Resilienz ist ein Baustein zu stärkerer Widerstandsfähigkeit von aufzubauen. Agilität Führungskräften, Mitarbeitenden und auch von Organisationen, jedoch nicht ausschließlich dafür verantwortlich (Kupferschmid Boxer & Philipp, 2021; Rolfe, 2019). Resilienz schafft Stabilität, während Agilität dazu führt, sich schnell an eine neue Situation anzupassen und durch Innovationen sogar voranzutreiben. Umso wichtiger ist es, diesen beiden Schlüsselkompetenzen im Rahmen einer Führungskräfte- entwicklung ausreichend Raum zu bieten. Das nachfolgende Kapitel liefert an dieser Stelle erste Handlungsempfehlungen. 3.4 Handlungsempfehlungen Für die Entwicklung von Agilität und Resilienz bei Führungskräften und Mitarbeitenden können Organisationen im Rahmen von Entwicklungsprogrammen exemplarisch nachfolgende Elemente integrieren. 1. Förderung einer agilen Denkweise: Wie bereits in Kapitel 3.1 beschrieben folgen dem agiles Mindset konkrete agile Methoden, wie etwa Scrum, Design Thinking oder OKR. Angebote von Trainingsprogrammen zu diesen Methoden fördern iteratives und kollaboratives Verhalten von Führungskräften und können so agile Denkweisen begünstigen. 2. Aufbau emotionaler Intelligenz: Eng mit dem Begriff Resilienz ist die psychologische Sicherheit von Teams verbunden. Durch gezielte Maßnahmen, etwa durch Coaching-Angebote, Achtsamkeitstrainings oder Fortbildungen zu New Leadership kann emotionale Intelligenz gefördert werden. Diese ist Voraussetzung von Förderung von psychologischer Sicherheit (Maehrlein, 2020, p. 180ff). 14 Seite 8

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 3. Stärkung von Netzwerken und Zusammenarbeit: Die Wichtigkeit von Kollaboration wurde in Kapitel 3.1 bereits deutlich. Führungskräfte sollten in unternehmensweite Netzwerke eingebunden werden, um den Austausch von Best Practices und gegenseitige Unterstützung zu ermöglichen. 4. Langfristige Perspektiven fördern: Führungskräfte sollten ermutigt werden, strategische Weitsicht zu entwickeln, damit Risiken frühzeitig erkannt und Chancen genutzt werden. Dies kann durch den Einsatz von Szenariotechniken sowie Mentoring-Initiativen unterstützt werden. 5. Aufbau einer Fehlerkultur: In einer unvorhersehbaren Welt sind auch Fehler Teil des Lösungsweges und müssen auch so verstanden werden. Fehlerfreiheit kann es in derartigen Systemen nicht geben. Das richtige Verständnis einer Fehlerkultur kann durch das Format „Fuck-Up-Nights“ öffentlich gemacht werden. Die Implementierung dieser Bausteine kann dazu beitragen, Führungskräfte auf die Herausforderungen in dynamischen Welten vorzubereiten. 4. Literaturverzeichnis Avolio, B. J., Walumbwa, F. O., & Weber, T. J. (2009). Leadership: Current Theories, Research, and Future Directions. Annual Review of Psychology, 60(1), 421–449. https://doi.org/10.1146/annurev.psych.60.110707.163621 Emotion • Definition | Gabler Wirtschaftslexikon. (n.d.). Retrieved June 13, 2022, from https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/emotion-35195 Fichte, J. (2017). Resilienz und emotionale Stabilität von Managern. Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-18032-4 Henderikx, M., & Stoffers, J. (2022). An Exploratory Literature Study into Digital Transformation and Leadership: Toward Future-Proof Middle Managers. In Sustainability (Switzerland) (Vol. 14, Issue 2). MDPI. https://doi.org/10.3390/su14020687 Imhof, D., & Gatziu Grivas, S. (2022). Holistic Digital Leadership and 20 Factors Relevant for its Understanding and Implementation. European Conference on Management Leadership and Governance, 18(1), 194–202. https://doi.org/10.34190/ecmlg.18.1.607 Jaser, Z. (2021). The connecting leader. Aligning leadership theories to managers’ issues. Leadership, 17(3), 376–382. https://doi.org/10.1177/1742715020981188 Seite 9 15

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Klein, M. (2020). Leadership Characteristics In The Era Of Digital Transformation. Business & Management Studies: An International Journal, 8(1), 883–902. https://doi.org/10.15295/bmij.v8i1.1441 Kupferschmid Boxer, S., & Philipp, S. (2021, December 13). Agile Transformation: Agilität und Resilienz im Unternehmen fördern. https://www.weka.ch/themen/management/unternehmensfuehrung/geschaeftsfuehrung/article/ag ile-transformation-agilitaet-und-resilienz-im-unternehmen-foerdern/ Lippold, D. (2019). Führungskultur im Wandel. Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-25855-9 Maehrlein, K. (2020). Wie Agilität gelingt. Gabal Verlag. Manifest für Agile Softwareentwicklung. (n.d.). Retrieved January 27, 2025, from https://agilemanifesto.org/iso/de/manifesto.html Masten, A. S. (2016). Resilienz: Modelle, Fakten & Neurobiologie Das ganz normale Wunder entschlüsselt. Junfermann Verlag. Nosova, S., Norkina, A., Makar, S., Gerasimenko, T., & Medvedeva, O. (2022). Artificial intelligence as a driver of business process transformation. Procedia Computer Science, 213(C), 276–284. https://doi.org/10.1016/J.PROCS.2022.11.067 Petry, T. (2024). Digital Leadership Mastery (1st ed.). Haufe. Rolfe, M. (2019). Positive Psychologie und organisationale Resilienz. Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-55758-7 Stamm, M., & Halberkann, I. (2015). Resilienz – Kritik eines populären Konzepts. In Vulnerable Kinder (pp. 61–76). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-07057-1_4 Taleb, N. N. (2007). The Black Swan. The Impact of the Highly Improbable (Random House). Taleb, N. N. (2012). Antifragile. Things that gain from disorder. Random House. Terpitz, K. (2025, January 27). Klimawandel: Kaffee ist bedroht – so will Nestlé sein Mega-Geschäft retten. https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/klimawandel-kaffee-ist- bedroht-so-will-nestle-sein-mega-geschaeft-retten/100100579.html Thun-Hohenstein, L., Lampert, K., & Altendorfer-Kling, U. (2020). Resilienz – Geschichte, Modelle und Anwendung. Zeitschrift Für Psychodrama Und Soziometrie, 19(1), 7–20. https://doi.org/10.1007/s11620-020-00524-6 16 Seite 10

Wiener Universitäre Schriften „ORGANISATION UND MANAGEMENT VON Ausgabe Frühjahr 2024 INFORMATIONSPROZESSEN POTENZIELLER NEUKUNDEN „ORGANISATION UND MANAGEMENT VON IM B2B-SEKTOR ALS DUAL APPROACH“ INFORMATIONSPROZESSEN POTENZIELLER NEUKUNDEN IM B2B-SEKTOR ALS DUAL APPROACH“ H. Brandl1 H. Brandl1 PhD Student University of Library Studies and Information Technologies, Sofia PhD Student University of Library Studies and Information Technologies, Sofia Keywords: Leadmanagement, Dual-Approach, B2B, Customer Journey, Persona, Touchpoint Analyse, Buying-Center, SEA, SEO, Prozesse, Redesign, Prozessmodell, Digitalisierung, Keywords: Leadmanagement, Dual-Approach, B2B, Customer Journey, Persona, Touchpoint Analyse, Buying-Center, SEA, SEO, Prozesse, Redesign, Prozessmodell, Digitalisierung, ABSTRACT ABSTRACT Neue Kunden sind die Basis erfolgreicher Marktbearbeitung und nachhaltigen Wachstums. Im B2B Bereich bestimmen die unterschiedlichen, meist mehrdimensional agierenden Buying- Center,-Strukturen über den Markterfolg. Bilden kundenspezifische Produktentwicklungen die Grundlage des Geschäftsmodells, gerät der richtige Zeitpunkt der Kundenansprache vermehrt als entscheidender Erfolgsfaktor in den Mittelpunkt. Raum und Zeit müssen zielgerichtet orchestriert sein. Neue Kunden sind die Basis erfolgreicher Marktbearbeitung und nachhaltigen Wachstums. Im B2B Bereich bestimmen die unterschiedlichen, meist mehrdimensional agierenden Buying- Center,-Strukturen über den Markterfolg. Bilden kundenspezifische Produktentwicklungen die Grundlage des Geschäftsmodells, gerät der richtige Zeitpunkt der Kundenansprache vermehrt als entscheidender Erfolgsfaktor in den Mittelpunkt. Raum und Zeit müssen zielgerichtet orchestriert sein. Das Fallbeispiel der MICRO AG zeigt ein Lösungsmodell eines neu aufgebauten Lead Managementprozesses, wo die analoge Welt digital ergänzt, die Bedürfnisse künftiger Kunden als Dualer-Ansatz erfolgreich bedient. Das Fallbeispiel der MICRO AG zeigt ein Lösungsmodell eines neu aufgebauten Lead Managementprozesses, wo die analoge Welt digital ergänzt, die Bedürfnisse künftiger Kunden als Dualer-Ansatz erfolgreich bedient. 1 Harald Brandl; A-4210 Gallneukirchen, Herdaweg 1; harald@brandl-web.at 1 Harald Brandl; A-4210 Gallneukirchen, Herdaweg 1; harald@brandl-web.at 19 Seite 1

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 1. Einführung „Das Leadmanagement ist für alle Unternehmen der Start einer erfolgreichen Kundenbeziehung. Geschäftsmodelle, die auf die Entwicklung und Produktion von kundenindividuellen Entwicklungen setzen und länderübergreifend alle Branchen bedienen, stoßen hier sehr schnell an die Grenzen der Machbarkeit. Digitale Transformation bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten, aber was sind echte Lösungsansätze, um künftige Entwicklungen bei heute unbekannten potenziellen Kunden aktiv zu beeinflussen?“ (Brandl, 2024a, S. 9) „Die Forschungsarbeit basiert auf einer Fallstudienanalyse zur Evaluierung und Optimierung eines bestehenden analogen B2B-Leadmanagement-Prozesses.“ (Brandl, 2024a, S. 9) „Die MICRO AG Elastomere als Gegenstand der Untersuchung, benötigt zur Umsetzung der Wachstumsstrategie neue Kunden, um mit kundenspezifischen Lösungen die eigene Produktion auszulasten. Die Problemstellung, die besteht ist, dass Kunden mit aktiver Entwicklungstätigkeit in der richtigen Phase angesprochen bzw. gefunden werden. Nur so ist es der MICRO AG Elastomere möglich, ihre Material- und Technologiekompetenz zielgerichtet einzusetzen und Neugeschäfte zu generieren. Da alle Branchen quer über die gesamte Industrie bedient werden, hat der Vertrieb nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten erfolgreich am Markt agieren zu können. Heute hat die MICRO AG Elastomere einen reinen Push-Sales, der versucht den Markt nach neuen Kunden / Bedarfsfällen zu sondieren, um hieraus kundenspezifische Entwicklungen zu erhalten.“ (Brandl, 2024a, S. 10) „Um erfolgreich am Markt bestehen zu können, wird vom Kunden erwartet, im richtigen Moment abgeholt zu werden und eine Problemlösung präsentiert zu bekommen. Die Faktoren Zeitpunkt und Information beeinflussen direkt den Erfolg des Leadmanagementprozesses sowie den folgenden Opportunitäten Prozess.“ (Brandl, 2024a, S. 10) 20 Seite 2

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 2. Methode „Die Untersuchung basiert auf der Analyse des bestehenden B2B-Leadmanagement- Prozesses der MICRO AG Elastomere. Abgeleitet von den Forschungsergebnissen steht die Organisation und das Management von Informationsprozessen im Zentrum dieser Arbeit. Der B2B-Leadmanagement-Prozess der MICRO AG Elastomere wird im Ergebnis prozessual neu aufgebaut. Die Ansätze sollen mit neuen Key- Performance-Indicators (KPIs) validiert werden, die den Rahmen für eine Bewertungsmatrix für die MICRO AG Elastomere bilden. Die möglichen Digitalisierungsoptionen werden auf ihre Konsistenz geprüft und die Ergebnisse in den Prozess miteinbezogen.“ (Brandl, 2024a, S. 11) „In einem ersten Schritt wird der bestehende Lead-Prozess der MICRO AG aus dem Jahr 2019 durch eine detaillierte Dokumentenstudie erfasst und die Ergebnisse dargestellt. Diese Dokumentenstudie, Interviews, Zeitstudien und Auswertungen verschiedener KPIs, Anzahl der Opportunities (OPPs) und Abschlussquoten von OPPs, Besuchshäufigkeiten, ...) werden für die Organisationsanalyse herangezogen. Für die Datenanalyse werden sowohl qualitative als auch quantitative Methoden eingesetzt, z.B. Mustervergleiche, Erklärungsbildung, Zeitreihenanalyse und Textanalyse.“ (Brandl, 2024a, S. 11–12) „Im Anschluss wird ein neues Prozessmodell aufgebaut, welches den aktuellen Stand der Wissenschaft reflektiert. Das bestehende Analoge Leadmanagement wird mit neuen digitalen Ansätzen adaptiert. Um die Konsistenz zu evaluieren, wird ein Feldversuch (ohne Leadscorring) aufgebaut, damit das Konzept validiert werden kann.“ (Brandl, 2024a, S. 12) „Um eine valide Aussage zur Forschungsfrage zu erhalten, werden die Ergebnisse zweier unterschiedlicher Geschäftsjahre herangezogen. Als Ausgangslage der wissenschaftlichen Untersuchung dient das Jahr 2021. Um valide Ergebnisse zu erhalten, wird 2019 als Referenzjahr herangezogen. Das Jahr 2020 wird bewusst nicht als Referenzjahr gewählt, da die vielen massiven äußeren Einflüsse (Lockdowns) keine klare Bewertung zugelassen hätten.“ (Brandl, 2024a, S. 11) 21

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Phase #1 – Aufbau Zielkunden /Touchpoints / Journey „Die Zieldefinition ist der Grundstein jeder strategischen Initiative und Grundvoraussetzung einer erfolgreichen Implementierung. Präzise Zieldefinitionen sind unumgänglich, da im Hintergrund komplexe Produktionskonzepte mit langfristigen Investitionsprojekten orchestriert werden müssen. Die Strategie muss klar definiert sein, mit den Marktpotentialen korrelieren und detailliert ausgearbeitet sein. Die Zielgruppen und Branchen müssen konkret formuliert und die Zeitschiene realistisch ausgestaltet sein. Die ausgearbeiteten und definierten Kernkompetenzen (Material-, Verfahren-, und Branchenkompetenz) sind der wesentliche Bestandteil dieses Prozesses, um dem Kunden einen klaren Nutzen (Mehrwert) vermitteln zu können.“ (Brandl, 2024a, S. 174) „Das Buying-Center steht im Fokus aller Aktivitäten. Es entscheidet im Kreise mehrerer Beteiligter, welcher von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich aufgebaut sind. Eine Orientierung gibt sicherlich die Größe des Unternehmens, da global tätigen Konzernen mehr Ressourcen bei Neuentwicklungen zur Verfügung stehen, als dies bei kleinen Industrieunternehmen der Fall ist. Im Wesentlichen gibt es immer einen Entscheider und einen technischen Verantwortlichen, die gilt es zu identifizieren und gezielt anzusprechen.“ (Brandl, 2024a, S. 174–175) „Personas mit ihren idealtypischen Beschreibungen helfen das Buying-Center besser zu verstehen und vor allem zu erfassen, welche Bedürfnisse diese haben. Der Einkäufer denkt oft in günstigen Konditionen, wobei ein Techniker das Risiko in einer Produktentwicklung sieht und Probleme bei einer späteren Serienbelieferung unbedingt vermeiden möchte. Das Aufbauen der Vertrauensbasis ist ein wichtiger Erfolgsbaustein, der bei allen Beteiligten im Buying-Center unterschiedlich wahrgenommen wird und speziell im Problemfall seine Bedeutung aufzeigt.“ (Brandl, 2024a, S. 175) „Die Customer Journey reflektiert die Bedürfnisse des Kunden, welche sich aus der Problemstellung generieren. Die Touchpoints zeigen, wo uns der Kunde auf seiner Reise erreicht oder wo/wie er uns in Zukunft gerne erreichen möchte. Die Verhaltensweisen ändern sich und passen sich den zur Verfügung stehenden 22 Seite 4

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 technischen Möglichkeiten an. Die Digitalisierung bietet hier verschiedene technologische Ansätze, um eine Lösung für den Kunden entwickeln zu können. Das Customer Journey-Mapping erfasst alle Berührungspunkte des Kunden und zeigt eine klare Struktur dieser.“ (Brandl, 2024a, S. 175) „Die Bedürfnisse der Kunden differenzieren primär nach deren Unternehmensgröße. Kleine Industrieunternehmen sind inhaberzentriert aufgebaut, weisen eine geringe Bearbeitungskomplexität auf, haben eine flache Hierarchie und wenig funktionale Arbeitsteilung. Mittlere und große Industrieunternehmen haben klar zugeordnete Kompetenzen nach Themengebieten strukturiert, hierarchisch unterteilte Buying- Center, die auch auf mehrere Standorte / Länder verteilt sein können. Konkrete Themen werden meist innerhalb einer Projektorganisation bearbeitet, die auch interdisziplinär innerhalb der Organisation agieren. Global aufgestellte Konzerne sind für den Vertrieb die am komplexesten zu bearbeitenden Aufgaben, da die Buying- Center meist global als Projektorganisation operieren. Es werden hohe Anforderungen an die Kompetenzen (Sprache, technisches Wissen, Lösungskompetenz, Kommunikationsfähigkeit) der Vertriebseinheiten gestellt. Jedes Buying-Center hat andere Entscheidungswege, die von unterschiedlichen Beteiligten, je nach Bedürfnis, aktiv beeinflusst werden.“ (Brandl, 2024a, S. 175) Phase #2 Ansprechender Content –Aufbau Landingpage „Die in der Phase #1 aufgebauten Erkenntnisse bilden die Basis des digitalen Leadmanagements. Die Bedürfnisse der strategischen Zielgruppen werden mit ansprechenden Botschaften zielgerichtet instrumentalisiert. Um Botschaften in den Markt spiegeln zu können, muss kreativer Content aufgebaut werden. Professionelles Marketing und Support von Spezialisten aus der Werbung bauen suchmaschinenoptimierte Texte und Grafiken auf. Dies ist ein wesentlicher Erfolgsgarant, um später von den Interessenten gefunden zu werden. Eine seriöse Integration von erfolgreichen Kundenprojekten aus spannenden Branchen (z.B. Flugzeugindustrie) begeistert den User und untermauern die Entwicklungskompetenz und die Fähigkeit sehr komplexe Lieferantennetzwerke global bedienen zu können. 23 Seite 5

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Unterschiedliche Branchen reflektieren dem Interessenten umfassende Kompetenzen, da jede Branche ihren speziellen Regularien folgt (Normen, Supply- Chain, …). Verschiedene Materialien kundenspezifisch zu entwickeln und auch später verarbeiten zu können, sind wichtige Lösungsansätze für interessierte Anwender. Der Content richtet sich sowohl an spezifische als auch an unspezifische Zielgruppen. Spezifische Zielgruppen achten primär auf Lösungsmodelle und erfolgreiche Branchenlösungen, welche durch den Content gespiegelt werden. Nicht spezifische Zielgruppen suchen nach Beratung für die Lösung von Problemen und fokussieren sich auf erfolgreiche Referenzmodelle.“ (Brandl, 2024a, S. 176) „Content bildet die Basis für ein zielgerichtetes Kampagnenmanagement, welches über mehrere Kanäle inhaltlich als auch zeitlich orchestriert ausgespielt wird. Der Mediaplan stellt die operative Basis der gesamten Verteilung der Inhalte dar, die zentral vom Marketing verantwortet innerhalb des verabschiedeten Budgetrahmens umgesetzt wird.“ (Brandl, 2024a, S. 176) „Um den Content global einem breiten Publikum anbieten zu können, wird für die MICRO AG Elastomere eine eigene Landingpage aufgebaut. Diese Notwendigkeit besteht darin, die Interessenten gezielt mit dem aufbereiteten Content anzusprechen und digitale Messungen durchführen zu können. Die Landingpage dient als zentraler digitaler Leadgenerator, die den Interessenten unterschiedliche Möglichkeiten zur Informationsbeschaffung bietet. Neben dem Kontaktformular sind dies Tools wie Live-Chat direkt ins technische Departement, eine KI basierte Chatbot Applikation, eine digitale Musterbox sowie ein personalisierter Zugriff auf die zentrale Artikeldatenbank. Die Instrumente zur Leadgenerierung sind regelmäßige Newsletter, themenspezifische Whitepaper sowie Webinare zu fachspezifischen Themen (Normen, gesetzliche Anforderungen, …). Alle gesetzlichen Grundlagen der DSGVO sind umgesetzt und vom Datenschutzbeauftragten der MICRO AG Elastomere freigegeben.“ (Brandl, 2024a, S. 177) 24 Seite 6

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Phase #3 – Leadnurturing und -scorring „Digitales Leadmanagement benötigt technische Grundvoraussetzungen, damit die eintreffenden Leads automatisiert bearbeitet werden können. Eine Marketing Automation Software bildet das Bindeglied zwischen der Landingpage und dem CRM.“ (Brandl, 2024a, S. 177) „Die eintreffenden unqualifizierten digitalen Leads (Inquiry), sowie auch analoge Kontakte landen im Info-Pool. Sobald das Marketing diese akzeptiert, entstehen Marketing akzeptierte Leads (MAL) die nach erfolgter Qualifizierung sich zum Marketing qualifizierten Lead (MQL) weiterentwickeln. Nach dem Erreichen der festgelegten Punkteanzahl wechselt der Lead in die Verantwortung Sales, welche diesen bewertet und akzeptiert (SAL), um letztendlich diesen gesamthaft zu qualifizieren (SQL). Der gesamte Nuturingprozess erfolgt über die Marketing Automation Software, der einem festgelegten Punktesystem folgt. Je öfter ein Interessent Tools von der Landingpage durch Anklicken, das Downloaden von Daten, das Abrufen von Muster, … tätigt, desto mehr erhöht sich die Punkteanzahl eines Leads. Bis zu einer Punkteanzahl von <50 Punkte liegt die Verantwortung im Marketing und ab einer Punkteanzahl von >50 hat Sales die Verantwortung der Bearbeitung. Sobald eine Punkteanzahl von >75 Punkte erreicht wird, nimmt der Vertrieb Kontakt zum Interessenten auf, um seinen konkreten Bedürfnissen nachgehen zu können.“ (Brandl, 2024a, S. 177–178) Phase #4 – Rollierendes Monitoring „Die Aufgabe der Bewertung und Steuerung obliegt der Leitung des Marketings, die wöchentlich die Entwicklung der Kennzahlen monitort. Messgrößen sind Anzahl nach Kategorie, Anzahl nach Kanälen, Anzahl Leads nach Instrument, Anzahl inaktiver Leads, Anzahl Leads nach Kategorie Konvertierungsrate, Anzahl Leads als aktive OPPS, Webtrackinganalyse, Anzahl erhaltener OPPS und Anzahl erhaltener Neukundenumsatz je Kunde. Die Kennzahlen sind als Dashboard aufzubauen und die wöchentliche Entwicklung zu bewerten. Es sind umfassende Daten, deren 25 Seite 7

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Verlauf Aufschluss zur Qualität des angebotenen Contents, Zielgruppe, Länder, Altersgruppe, Nutzungsverhalten, … geben.“ (Brandl, 2024a, S. 178–179) 3. Ergebnis / Erkenntnis „Die Untersuchung zeigt, dass der neu erarbeitete Prozess des Leadmanagements Potentiale in den Ebenen Zeit, Qualität und Kosten darstellt.“ (Brandl, 2024a, S. 185) „Mit der digitalen Analyse ist eine klare Zuordnung der Personas (demografische Daten), der Uhrzeit, der Verweil- und Nutzungsdauer möglich. Die Strukturierung des Contents entlang der strategischen Geschäftsfelder ermöglicht es, die Suchfelder der interessierten Parteien aufgrund ihres Verhaltens klar einzugrenzen. Die Quelle eines Leads wird sichtbar und ist geografisch eingrenzbar. Die verbrachte Zeit auf der Landingpage spiegelt mit den Seitenaufrufen das Interesse der einzelnen Seiten. Der Content muss rollierend erneuert werden, um die Wiederkehrer (Anteil 10,84% der Besucher) mit neuen Informationen versorgen zu können.“ (Brandl, 2024b, S. 43) „Google CPC und Native Ads zeigen die gewünschte Wirkung. Bundles sind in ihrer Wirksamkeit sehr eingeschränkt funktional.“ (Brandl, 2024b, S. 43) „Eine klare Länderzuordnung gibt Hinweise auf heute unbekannte Interessenten, die mit Ihrem Nutzungsverhalten das Interesse zeigen. Mehr als 50 Länder haben auf den Content zugegriffen, wobei Asien, das meiste Interesse zeigt. Die Kernregion DACH dominiert bei den Zugriffen.“ (Brandl, 2024b, S. 43) „Keywords ermöglichen eine klare Zuordnung des Interesses am Content. Die Such- wörter müssen in regelmäßigen Abständen evaluiert werden.“ (Brandl, 2024b, S. 43) „Die Reisetätigkeit Sales hat sich um -49,94% reduziert.“ (Brandl, 2024b, S. 43) „Die Kundenkommunikation hat sich im Untersuchungsjahr 2021 auf 90,89% digitalisiert (virt. Meetings, Conference Calls, Meetings). Nur noch 9,11% der Meetings erfolgen beim Kunden. Die Anzahl der Besuche (analog/digital) hat sich im Untersuchungsjahr 2021 um +61,13% auf gesamt 934 erhöht.“ (Brandl, 2024b, S. 43) 26 Seite 8

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 „Die Qualität der Anfragen hat sich im Untersuchungsjahr verbessert. Neue Fertigungstechnologien und Zukunftstechnologien werden vom Markt angenommen und als Anfragenpaket platziert.“ (Brandl, 2024b, S. 44) „Bei den erhaltenen Leads über das Kontaktformular ist eine klare Branchenverteilung nach Interesse erkennbar. Über die neue Landingpage ist ein automatisierter Orderprozess von Mustern für Neukunden zeitunabhängig (24/7) möglich.“ (Brandl, 2024b, S. 44) „Der Folgeprozess des Opportunity Management zeigt im Untersuchungsjahr eine Erweiterung der Anfrageländer auf gesamt 16. Im Folgejahr steigt der Wert auf 23 Länder. Das durchschnittliche Volumen erhöht sich im Untersuchungsjahr um +12,50% zum Referenzjahr und steigt im Folgejahr sprunghaft um + 161,54% an.“ (Brandl, 2024b, S. 44) „Sales – Einsparungspotential -49,94% (800,96 Stunden p.a.). Mehr aktive Zeit für Bestandskunden aufgrund reduzierter Reisezeit. Es ist eine Reduktion der „Leerbesuche“ des Vertriebs aufgrund der Kenntnisse des Leistungsspektrums der MICRO AG Elastomere gegeben.“ (Brandl, 2024b, S. 44) „Die Reaktionszeit für Kundenanfragen wird mit dem direkten Draht zur Technik (Möglichkeit Live-chat) optimiert.“ (Brandl, 2024b, S. 44) „Die digitale Artikeldatenbank stellt dem Interessenten zeitunabhängige (24/7) Daten (Zeichnung) zur Verfügung (automatisierter Prozess).“ (Brandl, 2024b, S. 44) „Es ist ein Ratiopotential zur Reduktion der Vertriebsorganisation -49,94% (450 TEUR p.a.) und der dazugehörigen Konzernumlagen / Kostenumlagen gegeben. Auch das Umfeld der MA (Führungskraft, IT; HR; FI) ist betroffen.“ (Brandl, 2024b, S. 44) „Das CRM fungiert als neuer Datenspeicher in der Kundenverwaltung, eliminiert Datensilos und steht datenschutzkonform zur Verfügung. Marktanalysen und - segmentierungen sind mit den gelieferten Daten der Interessierten umfassend möglich.“ (Brandl, 2024b, S. 45) 27 Seite 9

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 „Der Folgeprozess Opportunity Managements und der Erhalt von Neugeschäft wird aktiv beeinflusst / gesteuert.“ (Brandl, 2024b, S. 45) „Neben den spezifisch bekannten Zielgruppen können nun auch neue unspezifische Zielgruppen angesprochen werden. Dies bietet die Möglichkeit, neue Geschäftsfelder im Entstehungsprozess aktiv zu begleiten.“ (Brandl, 2024b, S. 45) „Der alte Push-Ansatz wird durch den neuen Pull-Ansatz abgelöst. Nicht die Vertriebsorganisation löst die Interaktion mit dem künftigen Kunden aus, sondern der Interessent bestimmt, wann er welche Handlungen zu MICRO AG Elastomere setzt. Sales bleibt als Ansprechpartner für den Kunden bestehen, kommt aber erst dann zum Einsatz, wenn der Kunde es für richtig erachtet.“ (Brandl, 2024a, S. 188) ABBILDUNG 1: „DUAL APPROACH LEADMANAGEMENT PROZESS“ (BRANDL, 2024B, S. 40) „Anhand dieser Fallstudie wird verifiziert, dass der neue digitale Ansatz, sowie die persönlichen Kontakte des Vertriebs zusammen, als Dual Approach ein ideales Design für das B2B Leadmanagement darstellen mit dem Ziel, den Folgeprozess des Opportunity Managements aktiv zu beeinflussen." (Brandl, 2024b, S. 46) 28 Seite 10

Wiener Universitäre Schriften „DIE GMBH & STILL ALS VEHIKEL DER Ausgabe Frühjahr 2024 „DIE GMBH & STILL ALS VEHIKEL DER VERLUSTNUTZUNG“ VERLUSTNUTZUNG“ S. Bulut1 PhD Student University of Library Studies and Information S. Bulut1 PhD Student University of Library Studies and Information Technologies, Sofia Technologies, Sofia Keywords: GmbH, stille Gesellschaft, stille Beteiligung, Verlust, Steuergestaltung, Steueroptimierung Keywords: GmbH, stille Gesellschaft, stille Beteiligung, Verlust, Steuergestaltung, Steueroptimierung ABSTRACT ABSTRACT Die GmbH & Still kombiniert Vorteile einer Personengesellschaft mit der Haftungsbeschränkung einer Kapitalgesellschaft. Die GmbH & Still kombiniert Vorteile einer Personengesellschaft mit der Haftungsbeschränkung einer Kapitalgesellschaft. Sie bildet mit einem oder mehreren stillen Gesellschaftern eine Innengesellschaft ohne Gesamthandsvermögen, was eine Handelsregistereintragung und damit verbundene Kosten überflüssig macht Eine atypisch stille Gesellschaft, wo stille Teilhaber auch am Verlust beteiligt sind, ist eine besondere Form dieser Gesellschaftsbeteiligung. Sie bildet mit einem oder mehreren stillen Gesellschaftern eine Innengesellschaft ohne Gesamthandsvermögen, was eine Handelsregistereintragung und damit verbundene Kosten überflüssig macht Eine atypisch stille Gesellschaft, wo stille Teilhaber auch am Verlust beteiligt sind, ist eine besondere Form dieser Gesellschaftsbeteiligung. Diese Arbeit fokussiert auf die Verwendung der stillen Beteiligung zur Verlustnutzung in der GmbH & Still. Diese Arbeit fokussiert auf die Verwendung der stillen Beteiligung zur Verlustnutzung in der GmbH & Still. 1 Serhat Bulut, D-63594 Hasselroth, In den Stümpfen 10, erhat.bulut@veru-con.de 1 Serhat Bulut, D-63594 Hasselroth, In den Stümpfen 10, erhat.bulut@veru-con.de 31

Ausgabe Frühjahr 2024 ist jedoch zu beachten, dass die Bezeichnung "GmbH & Still" Die GmbH & Still erfreut sich in der Unternehmenspraxis aufgrund der Kombination von Merkmalen der Personengesellschaften mit der beschränkten Haftung von Kapitalgesellschaften besonderer Beliebtheit. Bei dieser Gesellschaftsform handelt es sich um eine GmbH, bei der eine Verbindung in Form einer typischen oder atypischen stillen Beteiligung eingerichtet wird. Die Besonderheit dieser Gesellschaftsform besteht darin, dass sie als reine Innengesellschaft agiert und kein Gesamthandsvermögen aufweist. Dadurch entfällt die Notwendigkeit einer Eintragung im Handelsregister für die Beteiligung und es entstehen keine Kosten für Notar oder Registergericht bei der Gründung (vgl. Schulze zur Wiesche 2019: 1). Des Weiteren bleibt die Firmierung der Gesellschaft von der stillen Beteiligung unberührt, wodurch die GmbH & Still nach außen hin nicht als solche in Erscheinung tritt (vgl. Schulze zur Wiesche 2019: 1). Es im Außenverhältnis unzulässig ist (vgl. Blaurock 2020: 241). In rechtlicher Hinsicht ermöglicht die GmbH & Still, dass ein Gesellschafter der GmbH gleichzeitig als stiller Gesellschafter in derselben Gesellschaft agieren kann (vgl. Protz/Krome 2021: 363; Schwedhelm 2022: 336). Dadurch können zusätzliche rechtliche Beziehungen etabliert werden, die neben anderen vertraglichen Verpflichtungen des Gesellschafters, wie beispielsweise Anstellungs-, Miet- oder Darlehensverträgen, bestehen können, ohne dass es zu rechtlichen Konflikten kommt (vgl. Protz/Krome 2021: 363). Es ist jedoch zu beachten, dass eine derartige stille Beteiligung nur bei Kapitalgesellschaften möglich ist und Einzelunternehmer oder Gesellschafter von Personengesellschaften sich nicht still an ihrem Unternehmen beteiligen können (vgl. Neu 2020: 859). Des Weiteren können Situationen entstehen, in denen der gesamte Gewinn der GmbH an den still beteiligten Gesellschafter ausgeschüttet wird, während die GmbH selbst, ähnlich wie eine Komplementärin, von der Kapital- und Ertragsbeteiligung am Unternehmensgewinn ausgeschlossen bleibt (vgl. Schmidt 2019: 443). 32 Seite 2

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Der Einsatz von atypisch stillen Beteiligungen kann auch dazu dienen, bestimmte Geschäftsbereiche innerhalb einer GmbH zu separieren und quasi interne Konzernstrukturen zu schaffen (vgl. Schulze zur Wiesche 2019: 3). Diese organisatorische Trennung kann insbesondere als Instrument genutzt werden, um geplante Aufspaltungen der Unternehmensstruktur im Vorfeld intern zu erproben, bevor sie tatsächlich umgesetzt werden. Beispiel: Die Hochwasserschutz-GmbH ist ein Spezialunternehmen, welches sich auf den Vertrieb und die Installation präventiver Maßnahmen gegen Hochwasserschäden konzentriert. Die geschäftsführenden Gesellschafter, A und B, nehmen eine zentrale Rolle in der operativen und strategischen Ausrichtung des Unternehmens ein. Im Bestreben, die Schlüsselelemente für den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens zu identifizieren, engagieren sie sich jeweils als atypisch stille Gesellschafter mit einer beträchtlichen Einlage von jeweils 100.000 Euro und etablieren dadurch zwei eigenständige Mitunternehmerschaften, die steuerlich zu einem einheitlichen Gewerbeertrag zusammengefasst werden. Obwohl beide Geschäftsbereiche – der Vertrieb und der Einbau – eigenverantwortlich agieren, präsentieren sie sich nach außen hin als einheitliche Marke. Es ist von großer Bedeutung, hervorzuheben, dass das implementierte Modell primär für interne Analysen konzipiert wurde und nicht als endgültige strukturelle Veränderung verstanden werden sollte. Vielmehr stellt es die Grundlage dar, um potenzielle zukünftige Aufspaltungen zu simulieren und deren Auswirkungen zu untersuchen. Eine solche Aufspaltung hätte in der realen Geschäftswelt über die rein operativen Aspekte hinaus weitere Konsequenzen, wie beispielsweise die Anwendung unterschiedlicher Marketingstrategien zur Folge. Darüber hinaus kann das Modell der atypisch stillen Gesellschaft auch vor Unternehmensakquisitionen genutzt werden, um eine vorläufige Integration und das Zusammenspiel der verschiedenen Geschäftsbereiche zu testen. Dabei lassen sich wertvolle Erkenntnisse für den Due-Diligence-Prozess gewinnen, die für die Risikobewertung und Entscheidungsfindung bei Unternehmenskäufen von entscheidender Bedeutung sind. 33 Seite 3

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 In Fällen, in denen der atypisch stille Gesellschafter gleichzeitig als Anteilseigner der GmbH fungiert, ist gemäß § 42 Abs. 3 GmbHG die stille Einlage separat in der Bilanz auszuweisen oder alternativ im Anhang des Jahresabschlusses zu deklarieren. Die atypisch stille Gesellschaft bei einer GmbH ermöglicht es, vorhandene Verluste, die ansonsten nur auf Ebene der GmbH als Verlustvortrag oder -rücktrag geltend gemacht werden könnten, direkt den Gesellschaftern zuzurechnen, selbst ohne Bestehen einer Organschaft. Diese Verluste können die Gesellschafter dann innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Grenzen, wie sie in § 15a EStG und § 15 Abs. 4 S. 8 EStG festgelegt sind, steuermindernd gegen andere Einkünfte verrechnen. Der Übertrag von Verlusten stellt in der Regel ein wesentliches Motiv für die Errichtung einer GmbH & atypisch Still dar. Darüber hinaus ist es der GmbH & atypisch Still erlaubt, den Freibetrag nach § 11 Abs. 1 S. 3 GewStG in Höhe von 24.500 Euro in Anspruch zu nehmen, obwohl dieser Freibetrag normalerweise nicht für Kapitalgesellschaften gewährt wird. Im Falle der GmbH & typisch Still ist die rechtliche Situation komplexer. Werden laufende Verluste, die dem stillen Gesellschafter zugeteilt werden, gemäß der Rechtsprechung als Werbungskosten betrachtet, beschränkt § 20 Abs. 9 EStG deren Abzugsfähigkeit. Einkünfte, die der Abgeltungsteuer unterliegen, werden lediglich um den Sparerpauschbetrag reduziert, welcher nicht als pauschalierter Werbungskostenabzug gilt (§ 2 Abs. 2 S. 2, § 20 Abs. 9 EStG). Die Geschäftsform einer GmbH & Still birgt neben diversen Vorteilen auch Nachteile. Ein zentraler Aspekt ist die Behandlung von Geschäftsführer- vergütungen als Sonderentgelte bei einer GmbH & atypisch Still.2 Für den geschäftsführenden GmbH-Gesellschafter könnte es unter Umständen vorteil- hafter sein, ein marktübliches, möglicherweise leistungsabhängiges Geschäfts- führergehalt zu beziehen, anstatt eine atypisch stille Beteiligung zu avisieren (vgl. Levedag 2020: 643). 2 vgl. BFH v. 31.08.1999 - VIII R 21/98 -nv-. 34 Seite 4

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Weiterhin sind die GmbH-Anteile in der Regel dem Sonderbetriebsvermögen des atypisch stillen Gesellschafters zuzurechnen, was steuerliche Konsequenzen nach sich zieht. Diese Zuordnung führt dazu, dass Dividenden nicht der Abgeltungsteuer gemäß § 20 Abs. 8 EStG unterfallen. Darüber hinaus kann es im Kontext der Dividendenausschüttungen zu steuerlichen Hinzurechnungen nach § 8 Nr. 5 GewStG kommen, bedingt durch die Zugehörigkeit der GmbH-Anteile zum Sonderbetriebsvermögen II der atypisch stillen Gesellschaft. Die Einordnung von Wirtschaftsgütern als Sonderbetriebsvermögen zieht nach sich, dass sowohl offene als auch verdeckte Gewinnausschüttungen als Sonderbetriebseinnahmen zu behandeln sind, worauf das Teileinkünfteverfahren nach § 3 Nr. 40 S. 2 EStG Anwendung findet. Dieses Verfahren ist bedeutsam, da derartige Ausschüttungen als gewerbliche Beteiligungserträge gemäß § 20 Abs. 8 EStG eingestuft werden und somit Modifikationen im Rahmen der Gewerbesteuer, insbesondere Hinzurechnungen und Kürzungen, zu beachten sind. Damit einhergehende Aufwendungen können gemäß § 3c Abs. 2 EStG lediglich zu 60% steuerlich geltend gemacht werden, da sie in direktem Zusammenhang mit den Beteiligungserträgen stehen. Die Logik des Teileinkünfteverfahrens wird ebenso auf die Berechnung laufender Einkünfte angewandt, sofern diese gemäß § 15 EStG aus Veräußerungs- gewinnen/-verlusten oder aus Entnahmegewinnen/-verlusten in Verbindung mit im Sonderbetriebsvermögen gehaltenen GmbH-Anteilen resultieren. Diese Regelung greift auch bei der Berücksichtigung von Veräußerungs- oder Aufgabegewinnen von entsprechenden GmbH-Anteilen innerhalb des Sonderbetriebsvermögens nach § 16 EStG. Die steuerrechtliche Anerkennung von Beteiligungsverhältnissen zwischen GmbH- Gesellschaftern bzw. diesen nahestehenden Personen und der jeweiligen GmbH, insbesondere im Kontext stiller Gesellschaften unterliegt besonderen Anforderungen und erfordert eine zweistufige Prüfung (vgl. Levedag 2020: 661). Auf der ersten Ebene ist es wichtig, die Anerkennung der Gesellschafterstellung sicherzustellen. Dies gilt sowohl für typische als auch für atypisch stille 35 Seite 5

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Gesellschaften (vgl. Levedag 2020: 661). Bei dieser Überprüfung muss eine Gesamtbetrachtung vorgenommen werden, die wichtige Indizien umfasst, wie zum festgelegte und zivilrechtlich wirksame Beispiel eine eindeutige, vorab Ausgestaltung der Beteiligung sowie deren tatsächliche Umsetzung nach Vertragsabschluss (vgl. Levedag 2020: 661). Bei atypisch stillen Gesellschaften muss zudem beachtet werden, dass die Rechtsposition des Gesellschafters einem Kommanditisten ähnliche Mitunternehmerrisiken und -initiative beinhaltet (vgl. Levedag 2020: 661). Auf der zweiten Prüfebene steht die Angemessenheit der Gewinnverteilungs- vereinbarung im Fokus (vgl. Levedag 2020: 661). insbesondere bei Beteiligungen, die mit beherrschenden Diese muss Gesellschaftern oder ihnen nahestehenden Personen eingegangen werden, den Fremdvergleichsgrundsätzen standhalten (vgl. Levedag 2020: 662). Der Gesellschaftsvertrag bedarf einer klaren, eindeutigen und zivilrechtlich wirksamen Basis, und die Gewinn- sowie Verlustverteilung muss in Relation zu den jeweiligen Beiträgen der GmbH und des stillen Gesellschafters zum Gesellschaftszweck stehen (vgl. Levedag 2020: 662). Eine unangemessene Gewinnverteilung kann zur Einkommenskorrektur durch die Annahme einer verdeckten Gewinn- ausschüttung sowohl in der typisch als auch in der atypisch stillen Gesellschaft führen (vgl. Levedag 2020: 662). Die Übertragung von Verlusten auf Gesellschafterebene durch eine GmbH & atypisch Still-Konstruktion erweist sich in der Unternehmenspraxis als ein häufig angewandtes Instrument, welches nicht nur für den Transfer von Gewinnen, sondern insbesondere für die Zuweisung von Verlusten genutzt wird. Dabei werden voraussichtliche Verluste der GmbH, die nach dem Grundsatz des Trennungs- prinzips üblicherweise in Form eines Verlustvortrags bei der Gesellschaft verbleiben würden, auf die Gesellschafter übertragen (vgl. Neu 2020: 892). Eine atypisch stille Gesellschaft ist dabei eine spezielle Form der Gesellschafts- beteiligung, bei der ein Gesellschafter als stille Teilhaber auftritt und aufgrund seiner Haftungsbeschränkung im Gegensatz zum typisch stillen Gesellschafter auch am Verlust beteiligt ist. 36 Seite 6

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Es ist zu berücksichtigen, dass ausschließlich diejenigen Verluste Gegenstand dieser Regelung sind, die im Rahmen der atypisch stillen Gesellschaft entstehen. Die Möglichkeiten der Verlustnutzung sind dabei auf die Höhe der Beteiligung beschränkt, unter anderem durch § 15 Abs. 4 S. 6 i.V.m. § 15a EStG. Gemäß den Bestimmungen des § 15 Abs. 4 S. 6 EStG dürfen Verluste, die aus der Beteiligung an stillen Gesellschaften, Unterbeteiligungen oder anderen Innengesellschaften einer Kapitalgesellschaft resultieren, bei denen der Gesellschafter oder Beteiligte die Stellung eines Mitunternehmers einnimmt, weder mit Gewinnen aus gewerblicher Tätigkeit noch mit Einkünften aus anderen Quellen verrechnet werden. Ferner ist ein Abzug dieser Verluste gemäß § 10d ausgeschlossen. Jedoch ist zu beachten, dass gemäß § 10d diese Verluste die Gewinne, die der Gesellschafter oder Beteiligte im direkt vorhergehenden oder in den nachfolgenden Wirtschaftsjahren aus derselben Gesellschaftsform erzielt, mindern können. Dabei ist die Anwendung des § 10d Abs. 4 zu berücksichtigen. Es ist hervorzuheben, dass die Regelungen der Sätze 6 und 7 des § 15 Abs. 4 EStG keine Anwendung finden, sofern es sich bei dem Verlustträger um eine natürliche Person handelt, die als unmittelbar oder mittelbar beteiligter Mitunternehmer agiert. Diese Verlust- abzugsbeschränkung gilt demnach ausschließlich für Kapitalgesellschaften, die sich an anderen Kapitalgesellschaften still beteiligen. Die wesentlichste Einschränkung bei der Verlustverrechnung für natürliche Personen, die sich als Teilhaber an einer atypisch stillen Gesellschaft engagieren, ergibt sich aus den Regelungen des § 15a EStG. Konkret wird in § 15a Abs. 5 Nr. 1 EStG die Anwendung dieser Norm auf die Mitunternehmer der atypisch stillen Gesellschaft ihre Haftungssituation mit jener eines Kommanditisten vergleichbar ist. Dies bedeutet, dass die Verluste nur bis zur Höhe der persönlichen Haftung des Mitunternehmers verrechnet werden können. Es ist anzumerken, dass diese Einschränkung darauf abzielt, das Haftungsrisiko der stillen Gesellschafter angemessen zu festgelegt, sofern 37 Seite 7

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 berücksichtigen und eine übermäßige Inanspruchnahme der Verlustverrechnung zu verhindern. Innerhalb des Entstehungsjahres der Verluste wird gemäß § 15a Abs. 5 Nr. 1 EStG die Verrechnung dieser Verluste mit anderen positiven Einkünften der Mitunternehmer untersagt, falls durch diese Verlustzuweisung ein negatives Kapitalkonto entsteht oder sich vergrößert. Die nicht verrechenbaren Verluste werden separat festgestellt und sind gemäß den Absätzen 2 und 4 des § 15a EStG mit Gewinnen aus den folgenden Jahren zu verrechnen. Für die Bestimmung, ob im relevanten Verlustentstehungsjahr ein negatives Kapitalkonto begründet oder vergrößert wird, ist ausschließlich das Kapitalkonto im Bereich der Gesamthand sowie die Effekte der Ergänzungsbilanzen heranzuziehen (vgl. Levedag 2020: 699). Die Sonderbilanzen bleiben bei dieser Betrachtung unberücksichtigt, was zur Folge hat, dass weder das aktive noch das passive Sonderbetriebsvermögen in die Ermittlung des Verlustausgleichsvolumens einfließt.3 Des Weiteren müssen die gesetzlichen Beschränkungen für Zinsaufwendungen gemäß § 4h EStG und § 8a KStG beachtet werden. Gemäß § 10d Abs. 1 EStG ist im Kontext des Verlustausgleichs ein Rücktrag von Verlusten auf den direkt vorherigen Veranlagungszeitraum auf maximal 1 Million Euro beschränkt, bei gemeinsam veranlagten Steuerpflichtigen verdoppelt sich dieser Betrag auf 2 Millionen Euro. Die Regelung des § 15b EStG schränkt den Verlustabzug ebenfalls ein, indem sie vorsieht, dass Verluste aus Steuerstundungsmodellen nicht mit anderen Einkünften, wie jenen aus Gewerbebetrieb, verrechnet oder gemäß § 10d EStG abgezogen werden dürfen. Vielmehr ist eine Verrechnung ausschließlich innerhalb 3 vgl. BFH-Urteil vom 14.05.1991 - VIII R 31/88 BStBl 1992 II S. 167. 38 Seite 8

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 eines spezifischen Verlustverrechnungskreislaufs mit Einkünften aus denselben Steuerstundungsmodellen zulässig. Als Instrument zur Sanierung kann die Nutzung von Gesellschaftsverlusten auf der Ebene der Gesellschafter, durch die Verrechnung mit anderen Einkunftsarten, betrachtet werden. Diese Vorgehensweise ermöglicht es, eventuelle Steuer- erstattungen zu erwirken, die wiederum zur Stärkung der finanziellen Situation und der Liquidität der GmbH beitragen können (vgl. Schulze zur Wiesche 2019: 3). Durch diese Methode ist es möglich, die Gesellschaft in Krisenzeiten zu unterstützen, indem die steuerliche Last der Gesellschafter gemindert wird und gleichzeitig die Kapitalbasis der Gesellschaft durch die Rückführung von Liquidität gestärkt wird. Literaturverzeichnis Blaurock, U. (2020): „§ 10 – Inhalt des Gesellschaftsvertrags“, in U. Blaurock (Hrsg.): Handbuch Stille Gesellschaft. 9. Auflage. Köln: Verlag Dr. Otto Schmidt KG, S. 237 - 256. Levedag, C. (2020): „§ 21 – Steuerliche Anerkennung in Sonderfällen (stille Familiengesellschaft, GmbH & Still)“, in U. Blaurock (Hrsg.): Handbuch Stille Gesellschaft. 9. Auflage. Köln: Verlag Dr. Otto Schmidt KG, S. 603 - 662. Levedag, C. (2020): „§ 22 – Einkommensteuer“ in U. Blaurock (Hrsg.): Handbuch Stille Gesellschaft. 9. Auflage. Köln: Verlag Dr. Otto Schmidt KG, S. 662 - 777. Neu, N. (2020): „Stille Gesellschaft“, in U. Prinz und H. Kahle (Hrsg.): Beck’sches Handbuch der Personengesellschaften. 5. Auflage. München: C.H. Beck oHG, S. 857-894. Protz, S. und Krome, D. (2021): „Finanzierung durch Gesellschafter“, in U. Prinz und N. Winkeljohann (Hrsg.): Beck’sches Handbuch der GmbH. 6. Auflage. München: C.H. Beck oHG, S. 319 – 386. Schmidt, K. (2019): „Dritter Abschnitt. Stille Gesellschaft“, in K. Schmidt (Hrsg.): Münchener Kommentar zum Handelsgesetzbuch. Band 3. 4. Auflage. München: C.H. Beck oHG/Verlag Vahlen, S. 366 – 658. Schulze zur Wiesche, D. (2019): Die GmbH & Still. 7. Auflage. München: C.H. Beck oHG. Schwedhelm, R. (2022): „Anhang: ABC zur vGA und verdeckten Einlage“, in M. Streck und Binnewies (Hrsg.): Körperschaftsteuergesetz. 10. Auflage. München: C.H. Beck oHG, S. 234 - 351. 39 Seite 9

LÖSUNG IN DER VERSORGUNG?“ Wiener Universitäre Schriften S. Fodor1 Ausgabe Frühjahr 2024 „PFLEGEHILFE- UND PFLEGEASSISTENZ ALS PhD Student University of Library Studies and Information LÖSUNG IN DER VERSORGUNG?“ Technologies, Sofia S. Fodor1 ABSTRACT ABSTRACT Technologies, Sofia PhD Student University of Library Studies and Information Keywords: Pflegehilfe und -assistenz, Pflegeberufe, Pflegeaus- bildung, Kompetenzbereich, einheitliche Bemessung des Personal- bedarfs, Qualifikationsniveau, Strukturen, Lösungswege. Gegenwärtig erfolgt in der Pflegeausbildung eine strukturelle Ver- änderung. Diese wird häufig als innovative Entwicklung dargestellt. In der momentanen Versorgungssituation hat diese Innovation eine erhebliche Bedeutung für die gesundheitspolitische und indirekt auch für die gesellschaftliche Ebene. Die Berufe und die dazugehörige Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege sind gesetzlich geregelt und wurden in der letzten Zeit mehrfach umstrukturiert. Jedoch existieren nicht in jedem Bundesland klare Strukturen. Die Bundesländer zeigen Unterschiede bei einigen Berufsgruppen in der Pflege, wie Pflegeassistent/innen bezüglich Berufsbezeichnung und Ausbildungsstruktur auf. Diese Unterschiede können in einem gewissen Maße weitere Probleme und Verwirrungen verursachen. Im Rahmen des vorliegenden Beitrags werden die Hindernisse in der Berufsausbildung zur Pflegeassistenz aufgezeichnet und Lösungen für eine bessere Struktur dargestellt. Keywords: Pflegehilfe und -assistenz, Pflegeberufe, Pflegeaus- bildung, Kompetenzbereich, einheitliche Bemessung des Personal- bedarfs, Qualifikationsniveau, Strukturen, Lösungswege. Gegenwärtig erfolgt in der Pflegeausbildung eine strukturelle Ver- änderung. Diese wird häufig als innovative Entwicklung dargestellt. In der momentanen Versorgungssituation hat diese Innovation eine erhebliche Bedeutung für die gesundheitspolitische und indirekt auch für die gesellschaftliche Ebene. Die Berufe und die dazugehörige Ausbildung in der Kranken- und Altenpflege sind gesetzlich geregelt und wurden in der letzten Zeit mehrfach umstrukturiert. Jedoch existieren nicht in jedem Bundesland klare Strukturen. Die Bundesländer zeigen Unterschiede bei einigen Berufsgruppen in der Pflege, wie Pflegeassistent/innen bezüglich Berufsbezeichnung und Ausbildungsstruktur auf. Diese Unterschiede können in einem gewissen Maße weitere Probleme und Verwirrungen verursachen. Im Rahmen des vorliegenden Beitrags werden die Hindernisse in der Berufsausbildung zur Pflegeassistenz aufgezeichnet und Lösungen für eine bessere Struktur dargestellt. 1 Szilvia Fodor; DE-37671 Höxter, Kiefernweg. 43; szilviafodor2@gmail.com Seite 1 41

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 1 Einführung Seit 1950 gibt es neben den Fachberufen der Alten- und Krankenpflege auch Hilfsberufe, die an eine ein- oder zweijährige Ausbildung gebunden sind. Im Jahr 2003 erfolgte eine Gesetzesänderung, welche die Ausbildung dieser Berufsgruppe auf der landesrechtlichen Ebene regelt. Momentan gibt es 27 verschiedene Ausbildungs- gänge zu dieser Berufsgruppe (Jürgensen 2023: S. 13-22). Die Alten-, Gesundheits- und Krankenpflege sowie die Gesundheits- und Kinderkrankenpflege waren bis 2020 eigenständige Ausbildungen. Seit dem 1. Januar 2020 regelt das Pflegeberufegesetz/Pf lBG die Ausbildung in diesen drei Berufs- gruppen gemeinsam. Die neue Berufsbezeichnung lautet Pflegefachfrau/Pflegefachmann und die Ausbildung ist generalisiert. Der erste akademische Grad in der Pflege im deutschsprachigen Raum wurde 1999 an der Humboldt Universität Berlin vergeben. Anfang der 1980er Jahre begannen die ersten Studiengänge in der Pflege. Jedoch war die Akademisierung der Pflegewissenschaften in den 1950er Jahre rückläufig. Diese Aufzeichnung zeigt, dass die Ausbildung in der Pflege, obwohl Menschen immer und überall gepflegt werden, noch keine lange Tradition hat. Dies bedeutet, dass die Pflege als Professionalität noch nicht so lange anerkannt ist (Heffels 2007: S. 61-65). Unter anderem hat auch die Situation während der Corona-Pandemie gezeigt, dass die Pflegeberufe durch ihren professionellen Einsatz für die ganze Gesellschaft eine große Bedeutung haben. Daher haben eine gut strukturierte und auf Bundesebene reglementierte Berufsausbildung und -voraussetzung erhebliche Bedeutung. In der jüngsten Zeit werden politische Versuche, wie finanzielle Anreize, die Pflege auf ein akademisches Niveau bringen. Die Innovation mit der generalistischen Ausbildung wird Möglichkeiten bieten, um eine pflegerische Unterstützung für alle Altersgruppen (Kinder, Erwachsene, Alte) gleichmäßig zu ermöglichen. 42 Seite 2

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Der Einsatz von pflegeunterstützenden Berufsgruppenn (wie Gesundheits- und Krankenpflegehelfer/innen, Pflegefachhelfer/innen, staatlich geprüfte Pflegeassistent/ innen usw.) werden eine Verteilung der unterschiedlichen ermöglichen. Diese Berufsgruppe erhält eine erhebliche Bedeutung seit der einheitlichen Bemessung des Personalbedarfs in stationäre Pflegeeinrichtungen. Diese neuen Konzepte werden gegenwärtig eingesetzt, aber noch lässt sich keine positive Entwicklung nachweisen und neben dem Pflegenotstand, verstärken auch einige strukturelle Aspekte bezüglich der Berufsgruppe der Pflegehelfer- und - assistenz die Probleme in der Pflege. 2 Pflegehilfe und -assistenz 2.1 Regelungen Wie oben schon beschrieben, existieren umfangreiche, unterschiedliche Regelungen bezüglich dieser Berufsgruppe. Zudem wurden trotz allen Unterschieden, auch Homogenitäten in diesem Beruf aufgezeigt, und auf politischer Ebene wurden Eckpunkte vorgegeben. Zu diesen Eckpunkten gehören die gesetzlichen Regelungen bezüglich der Ausbildung und Anforderungen. Dies bedeutet, dass auf Bundesebene einige Kriterien geschaffen wurden, welche es ermöglichen, die Qualifikation bundeslandübergreifend anzuerkennen. Somit wurde sich auf eine zweijährige Ausbildung geeinigt (vgl. Walter/ Herzberg/Alheit 2022 o.S.). Um die Attraktivität dieser Berufsausbildung zu steigern, wurde diese in einigen Bundesländern auf ein Jahr heruntergesetzt. Zusätzlich wurde eine sogenannte Durchlässigkeitsmöglichkeit geschaffen. Vorbei ohne eine mittleren Schulabschluss an den 3 jährige Fachausbildung zur Teilnahme ermöglicht werden, wenn jemand die Pflegehilfe Ausbildung abgeschlossen hat. 43 Seite 3

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Außerdem gibt es auch die Möglichkeit, die drei Jahre etwas zu verkürzen. Diese Regelung sollte in allen Bundesländern bis Anfang 2020 umgesetzt werden. Es wurden noch zusätzliche Mindestanforderungen definiert, damit die Ausbildung einigermaßen einheitlich ist. Zu den Mindestanforderungen zählen Kenntnisse, Fähigkeiten, Fertigkeiten, eine regulierte Mindestausbildungszeit und ausreichender Praxiseinsatz. Außerdem soll eine Zugangsvoraussetzung geprüft werden und die Ausbildung soll eine Prüfung und einen Berufsabschluss beinhalten (Jürgensen 2023: S. 15-20). 2.2 Kompetenzbereiche Es ist wichtig, dass zwischen einigen ähnlichen Berufsgruppen, wie unter anderem Sozialassistent/innen, sozialmedizinische Assistent/innen, Kinderpfleger/innen, Heilerziehungshelfer/innen, Familienpfleger/innen usw. die Pflegehelfer- und - assistenzberuf, die zugeordneten Kompetenzbereichen exakter abgegrenzt werden. Dies ist erforderlich, da diese Berufsgruppe zu den Pflegeberufen und in der stationä- ren und ambulante Akut- und Langzeitpflege zum Einsatz kommt (Koch 2023: 14-19). Die Pflegehelfer und Assistenten werden in allen Bereichen, in denen das Pflegefachpersonal eingesetzt wird, ebenso zum Einsatz kommen. Tätigkeiten, die zu diesem Kompetenzbereich zählen, werden selbstständig oder unter Aufsicht und Begleitung von Fachpersonal erledigt. Dies ist erforderlich, da die von Fachpersonal durchgeführten Tätigkeiten eine Komplexität und einen hohen Grad an umfassenden Konsequenzen bei bestimmten Maßnahmen aufweisen (vgl. Wingenfeld/Büscher 2017 o.S.). Diese Form der Zusammenarbeit zwischen dem Fach- und Hilfspersonal bedeutet keine Delegation von bestimmten Tätigkeiten, sondern es wird eine selbstständige und verantwortungsvolle Abgrenzung der Aufgaben erwartet. Damit bekommen sie ein Qualifikationsniveau von QN3. 44 Seite 4

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Das Fachpersonal mit einer QN4-Qualifikation dagegen übernehmen ärztlich delegier- te diagnostische oder auch therapeutische Maßnahmen und übernehmen Aufgaben in komplexen Pflegesituationen (Knigge-Demal/Hundenborn 2011: S. 11-34). Anmerkung: Die Qualifikationsniveaus werden im Folgenden etwas detailliert beschrieben. Pflegehelfer/innen müssen in der Lage sein, auch in einer stabilen Pflegesituation eine interaktive Betreuung von Pflegebedürftigen unter Beachtung ihrer Lebenssituation und autobiografischen Prägung durchzuführen. Außerdem zählen die Unterstützung der Körperpflege oder die zum Kompetenzbereich. selbstständige Durchführung ebenso Diese Berufsgruppe muss auch fähig sein, eine Pflegedokumentation zu führen und im Team mit den Teammitgliedern zusammenzuarbeiten. Eine hohe, empathische, kultursensible und moralische Einstellung ist die wichtigste Fähigkeit, um diesen Beruf auszuüben. 2.3 Ausbildungsflechentepick Trotz des vorgeschriebenen und gesetzlich geregelten Zugangs und den Voraussetzungen, zeigen sich erhebliche Unterschiede in der Ausbildung in den Bundesländern. Die Unterschiede zeichnen sich auch in der inhaltlichen Gestaltung der Ausbildung ab. Der theoretische und praktische Teil der Ausbildung und ihre unterschiedliche Gestaltung, bestimmt ebenso häufig den Kompetenzbereich im beruflichen Einsatz. Mit einer übergeordneten Aufteilung kann zwischen der generalistischen Pflegeassistenz sowie dem Kranken- und Altenpflegehelfer unterschieden werden (Vogler C. 2021: 66-69). 45 Seite 5

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Neben den inhaltlichen Unterschieden zeigen die Bundesländer auch in der Organisation und auf rechtlicher Ebene Abweichungen. Davon hat die Autorin zwei Eckpunkte nach eigenen wichtigen Einschätzungen ausgearbeitet. Die folgende Tabelle 1 zeigt den Unterschied zwischen den Bundesländern im organisatorischen und auch im rechtlichen Sinne. Die darin dargestellten Aussagen spiegeln einen Flickenteppich hinsichtlich der erworbenen beruflichen Bezeichnung und der Ausbildungsdauer wider. Berufsbezeichnung Ausbildungsdauer Bundesland Staatlich anerkannte 1 Jahr Altenpflegehelfer/in Staatlich anerkannte und Gesundheits- krankenpflegehelfer/in 1 Jahr Baden-Württemberg Hessen Baden-Württemberg Staatlich geprüfte 1 Jahr Bayern Pflegefachhelfer/in (Altenpflege) Staatlich geprüfte 1 Jahr Bayern Pflegefachhelfer/in (Krankenpflege) Pflegefachassistent/in Altenpflegerhelfer/in Gesundheits- und 18 Monate 1 Jahr 1 Jahr Krankenpflegehelfer/in Pflegefachhelfer/in Staatlich geprüfte Altenpflegeassistent/in und Gesundheits- 1 Jahr 2 Jahre 2 Jahre Krankenpflegehelfer/in 46 Berlin Brandenburg Türingen Schleswig-Holstein Brandenburg Bremen Bremen Bremen Seite 6

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 generalistischer mit Ausrichtung Gesundheits- und 2 Jahre Pflegeassistent/in Staatlich anerkannte 1 Jahr Krankenpflegehelfer/in Kranken- und 18 Monate Altenpflegerhelfer/in Staalich geprüfte 2 Jahre Pflegeassistent/in Pflegefachassistent/in Gesundheits- und 1 Jahr 1 Jahr Krankenpflegehelfer/in Staatlich geprüfte Altenpflegeassistent/in Pflegefachassistent/in Staatlich geprüfte 1 Jahr 23 Monate 2 Jahre Krankenpflegehelfer/in Staatlich anerkannte 1 Jahr Pflegehelfer/in Krankenpflegehelfer/in 1 Jahr Hamburg Hessen Mecklemburg- Vorpommen Niedersachsen Schleswig-Holstein Nordrhein-Westfalen Rheinland-Pfalz Rheinland-Pfalz Saarland Sachsen Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt Schleswig-Holstein Tab. 1: Darstellung der zwei Eckpunkte zu den Berufen Pflegehilfe und - assistenz. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung Kultusministerkonferenz-Zentralstelle für Ausländisches Bildungswesen 2023 o. S.). Die aus dem Ausland zugewanderten Fachkräfte und deren Einsätze in den Pflegeberufen ist ebenso geregelt. Die WHO beschreibt die Anforderungen, 47 Seite 7

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Aufteilungen und Arbeitsbereiche einheitlich in eine übergeordnete Ebene (vgl. World Health Organization (WHO) 2023 o. S.). für Ausländisches Bildungswesen angeleitet. Neben In Deutschland werden ausländische Fachkräfte von der Kultusministerkonferenz- Zentralstelle einem entprechenden schulischen Bildungsniveau, sind ausreichende Deutschkenntnisse erforderlich, um dem Unterricht folgen zu können und die Ablegung einer qualifiziertne Prüfung die Voraussetzungen, um an einer Ausbildung teilzunehmen (vgl. Kultus- ministerkonferenz-Zentralstelle für Ausländisches Bildungswesen 2023 o. S.). Um ausländische arbeitswillige Personen zu integrieren und zu einer struktur- relevanten Fachkraft auszubilden, bieten die Bundesländer unterschiedliche Förder- angebote an, wie intensive Sprachkurse usw. (vgl. Millich 2023 o. S.). 2.4 Rolle der einheitlichen Bemessung des Personalbedarfs Rothgang et al. (2020) haben im Rahmen eines Forschungsprojekts die einheitliche Bemessung des Personalbedarfs in Pflegeeinrichtungen nach qualitativen und quantitativen Maßstäben ermittelt. Dies wurde gemäß § 113 c SGB XI Personalbemessungsverfahren/PBEM (§ 113 c SGB XI) ermittelt und stellt dar, wieviel Personal mit welcher Qualifikation in vollstationären Pflegeeinrichtungen eingesetzt werden sollten. Eine Analyse des Umfelds stellt durch die Untersuchung von normativen Arbeitsbedingungen in der Pflege, die Studienlage bei der Personalentwicklung und auf dem Personalmarkt und den veränderten Pflegebedürftigkeitsbegriff (Pflegestufe) mit evidenzbasierten Daten dar. Im Rahmen dieses Forschungsprojekts wurde ein Qualifikationsmix entwickelt. Dies bedeutet, dass pflegerische Tätigkeiten in einem Team mit mehreren Qualifikations- niveaus erledigt werden. 48 Seite 8

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Die folgende Tabelle 2 gibt eine Übersicht zu den Qualifikationen und dem zugeordneten Qualifikationsniveau. Qualifikation Qualifikationsniveau Abkürzung Wisenschaftliche Arbeit in der Pflege Leitung in der Pflege Akademisch ausgebildete Pflegefachkraft Pflegepachperson mit zusätzlichen speziellen Qualifikationen Pflegefachperson Pflegeassistenzperson Pflegehilfsperson Service 8 7 6 5 4 3 2 1 QN8 QN7 QN6 QN5 QN4 QN3 QN2 QN1 Tab. 2: Darstellung der Qualifikationsniveaus. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung Rothgang et al. 2020 o.S.) Die Qualifikationsniveaus werden auch aus unterschiedlichen Sichtweisen aufgeteilt. Es ist nun erforderlich, dass die Qualifikationen und dazugehörigen Kompetenz- bereiche grundlegend definiert sind. 49 Seite 9

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 3 Ergebnis / Erkenntnis In der Gesundheitsversorgung erfolgen gegenwärtig zahlreiche Änderungen. Auf gesundheitspolitischer Ebene nehmen grundlegende Reformen und Umstruktu- rierungen eine erhebliche Rollen ein. Dazu zählt auch eine Reform in der pflegerischen Versorgung und eine damit verbundene Ausbildung. Eine Differenzierung zwischen Berufsgruppen, Qualifika- tionen und Qualifikationsniveaus sind zunehmend wichtige Aspekte. Dies hängt auch mit den momentanen demografischen Veränderungen und der Anzahl der Fachkräfte zusammen. Die demografische Entwicklung zeigt eine alternde Gesellschaft auf. Die Verbesserung der Lebensqualität führt zu einer längeren Lebenszeit. Dies zieht aber eine Erhöhung der gebrechlichen und pflegebedürftigen Personen nach sich. Also wird die pflegerische Versorgung in der Zukunft immer wichtiger. Der Fachkräftemangel in den pflegerischen Berufen zeigt ebenso eine negative Entwicklung, die durch zahlreiche Faktoren bedingt ist. Die Rahmenbedingungen und Vergütung wurden zwar in den letzten Jahren aus vielen Sichtweisen auf einen attraktiven Weg gebracht, trotzdem können die Personallücken nicht innerhalb kurzer Zeit geschlossen werden. Auf politischer Ebene nimmt auch das Erwerben von Fachkräften aus dem Ausland Fahrt auf. Die aus anderen Ländern angesiedelten Fachkräfte müssen aber auch erst einmal eingearbeitet werden. In der Pflegeberufsausbildung wurde die generalistische Ausbildung eingeführt und, wie hier beschrieben, auch in der Pflegehelfer- und Assistenzausbildung. Dabei können auch in der Pflegehelferausbildung eine einheitliche und übergeordnete, und damit eine generalistische Ausbildung, sowie eine übergeordnete Berufs- bezeichnung diese Fortschritte unterstützen. 50 Seite 10

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Mit der neuen von Rothgang et al. entwickelten Personalbemessung wird eine neue Dimension für den pflegerischen Aufwand und Personalbedarf dargestellt und es kann in der Pflege als Innovation angesehen werden. Die Pflege und der dazugehörige komplexe Arbeitsaufwand müssen weiterhin untersucht und mit evidenzbasierten Daten dargestellt werden. Mithilfe dieser Daten können Kompetenzbereiche auf den entwickelten Qualifikationsniveaus weiter aufgeteilt werden. Außerdem ist es wichtig, die Diskrepanz zwischen den Kompetenzberechtigungen abzubauen und auf Ebene der Bundesländer eine geregelte Ausbildung- und Berufsbezeichnung zu ermöglichen und den existierenden Flickenteppich abzuschaffen. Es gibt schon angeleitete Schritte für eine Neustrukturierung und eine Erweiterung, um die Ausbildung und Arbeitsplätze Bundesländerübergreifend zu gestalten. Diese Schritte müssen aber transparent und öffentlich für alle zugänglich gemacht werden. Wenn ein Beruf und die abzweigenden Berufsgruppen gut in der Allgemeinheit bekannt sind, ist es leichter, neues Personal und Auszubildende zu bekommen. Wie viele traditionelle Berufe, können sie ihre Kompetenzbereiche gut und einheitlich erklären. Als Pflegehelfer und -assistenz muss erstmal geschaut werden, welche Berufsbezeichnung oder welches Bundesland sie jeweils anspricht. 51 Seite 11

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 4. Literaturverzeichnis Böing I. (2023). PPR 2.0 Einführung nimmt Fahrt auf. In: der Schwester Der Pfleger 62 Nr. 5, S. 4-9 Dietrich E. (1907). Die, Vorschriften über die staatliche Prüfung von Krankenpflegepersonen. In: Deutsche medizinische Wochenschrift 21, S. 892-896 Heffels W. (2007). 100 Jahre Pflegebildung-Kontinuität, Veränderung und Herausforderung. Padua 2, Jürgensen A. (2023). Pflegehilfe und Pflegeassistenz. Ein Überblick über die landesrechtlichen Regelungen für die Ausbildung und den Beruf. 2. Auflage Bonn, S. 13-22 Knigge-Demal B. Hundenborn G. (2011) Entwurf des Qualifikationsrahmens für den Beschäfti gungsbereich der Pflege, Unterstützung und Betreuung älterer Menschen. Köln, S. 13-34 Koch P. (2023). Eine große Chance für die Langzeitpflege. In: Die Schwester Der Pfleger 62 Nr. 5, S. S.61-65 14-19 Krampe E.-M. (2013). Krankenpflege im Professionalisierungsprozess-Entfeminisierung durch Akademisierung? In: die Hochschule 22 Nr. 1, S. 43-56 Kulturministeriumkonferenz-Zentralstelle für Auslänisches Bildungwesen (2023). Anabi-des Infoportal zu ausländischen Bieldungsabschlüssen. Verfügbar unter: https:// anabin.kmk.org/anabin.html (Abruf: 06.01.2024) Lustig W. (1930). Gesetz und Recht im Krankenhaus. Berlin Millich N. (2023). Niedersachsen-Ausbildung zur pflegeasisstenz in nur einem Jahr in Planung. In: Bibliomed Pflege, Verfügbar unter:https://www.bibliomed-pflege.de/news/47912-ausbildung-zur pflegeasisstenz-in-nurein-jahr-in-planung/ (Abruf: 05.01.2024) Rothgang H., Cordes J., Fünfstück m., Heinze F., Kalwitzki T.,Stolle C., Kloep S., Krempa A., Matzner L., Zenz C., (2020). Abschlussbericht im Projekt Entwicklung und Erprobung eines wissenschatlich fundierten Verfahrens zur einheitlichen Bemessung des Personalbedarfes in Pflegeeinrichtungen nach qualitativen und quantitativen Maßstäben gemäß § 113c SGB XI (PeBeM). Bremen Vogler C. (2021). Pflegeassistenzausbildung. Ein Desaster für pflegeberufliche Bildung. In Die Schwester Der Pfleger 60 (2), S. 66-69 Walter A., Herzberg H., Alheit P. (2022). Pflegefachassistenz. Handlungsempfehlungen für die Anpassung von in Landeszuständigkeit liegenden Ausbildungen in Assistenzberufen in der Pflege als Folge des Pflegeberufereformgesetzes. Cottbus Wingenfeld K., Büscher A. (2017). Srukturierung und Beschreibung pflegerischer Aufgaben auf der Grundlage des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs. Bielefeld/Osnabrück World Health Organisation (WHO) (2023). International Classification of Health Care Workers. Verfügbar unter: https://cdn.who.int/media/docs/default-source/health-workforce/dek/classifying- health-workers/ (Abruf: 06.01.2024) 52 Seite 12

Wiener Universitäre Schriften H. Namvar1 Ausgabe Frühjahr 2024 „Hypnose als eine bewährte Therapiemethode PhD Student University of Library Studies and Information bei Stress und Angstzuständen“ Technologies, Sofia Keywords: Medizinische Hypnose, Klinische Hypnose, Selbsthypnose, Stress, Stressoren, Angstzustände. H. Namvar1 PhD Student University of Library Studies and Information Technologies, Sofia ABSTRACT ABSTRACT Keywords: Medizinische Hypnose, Klinische Hypnose, Selbsthypnose, Stress, Stressoren, Angstzustände. Insbesondere wird Hypnose als hilfreiche Psychotherapeutische Intervention für unterschiedliche Psychopathologische Begeben- heiten wie Stress und Angstzuständen präsentiert. Jahr für Jahr werden zahlreiche Studien durchgeführt, um die Wirksame einer weit harmlosen Methode zu forschen, um die verheerenden Nebenwirkungen von Medikamenten gegen Angstzustände und Panikstörungen zu umgehen. Zudem kommt der erste Ansatz nur zur Beruhigung, damit die Symptome der Angst- störungen gar nicht zustande kommen. Die Begrifflichkeit Hypnose oder Selbsthypnose, die ganz klar die Richtung von Meditation anstrebt, ist in der östlichen Weisheit seit eh und je die Methode der Wahl. In dieser Arbeit wurden Fakten und wissenschaftliche Beweise recherchiert und ein besserer Einblick in Errungenschaften der wissenschaftlichen Forschung bezüglich Hypnose und derer Anwendung gegeben. Insbesondere wird Hypnose als hilfreiche Psychotherapeutische Intervention für unterschiedliche Psychopathologische Begeben- heiten wie Stress und Angstzuständen präsentiert. Jahr für Jahr werden zahlreiche Studien durchgeführt, um die Wirksame einer weit harmlosen Methode zu forschen, um die verheerenden Nebenwirkungen von Medikamenten gegen Angstzustände und Panikstörungen zu umgehen. Zudem kommt der erste Ansatz nur zur Beruhigung, damit die Symptome der Angst- störungen gar nicht zustande kommen. Die Begrifflichkeit Hypnose oder Selbsthypnose, die ganz klar die Richtung von Meditation anstrebt, ist in der östlichen Weisheit seit eh und je die Methode der Wahl. In dieser Arbeit wurden Fakten und wissenschaftliche Beweise recherchiert und ein besserer Einblick in Errungenschaften der wissenschaftlichen Forschung bezüglich Hypnose und derer Anwendung gegeben. 1Homeira Namvar; Kanalstr. 2, 30629 Hannover; Info@neurointellekt.com 1Homeira Namvar; Kanalstr. 2, 30629 Hannover; Info@neurointellekt.com Seite 1 von 5 55

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 1. Einführung 1.1 Stress und seine Wirkung auf den Körper In vielen verschiedenen Stresstheorien werden die Wechselbeziehung zwischen Stressoren und Stressreaktion veranschaulichen. Allein die Bedeutung von dem Wort "Stress", das seine Wurzel aus der Lateinischen Sprache (stringere)i hat und "anspannen" bedeutet, korreliert mit der englischen Bedeutung „Druck“. Mit anderen Worten es wird auf einem Organismus Druck ausgeübt und die entsprechende Reaktion darauf wird Stressreaktion genannt. Wenn ein Individuum mit spezifischen äußeren Reizen (Stressoren) als solche konfrontiert wird, reagiert es sowohl physisch als auch psychisch mit verschiedenen Anpassungsstrategien. Also es findet eine Kompensation statt. Das Verständnis und die Modellbeschreibung von Stress als wissenschaftliche Darbietung haben seinen Ursprung in der Zeit des Ersten Weltkrieges. Der US- amerikanischer Physiologe Walter Cannonii geboren am 19. Oktober 1871 in Wisconsin diente als Präsident der American Physiological Society. Das Verständnis und die Modellbeschreibung von Stress als wissenschaftliche Darbietung haben seinen Ursprung in der Zeit des Ersten Weltkrieges. Der US- amerikanischer Physiologe Walter Cannoni geboren am 19. Oktober 1871 in Wisconsin diente ab 1914 als Präsident der American Physiological Society. Er beobachtete, dass viele Soldaten unter dem traumatischen Schock als Reaktion auf Bedrohung litten. In seiner Veröffentlichung über das Thema "Die Reaktion von Tieren auf Bedrohung" im Jahr 1915, prägte er den Begriff Fight-or-Flight-Response.iii Diese Theorie ist die Geburt von einer Reihe der Stressmodelle in 19. und 20. Jahrhundert. In den 1930er-Jahren entwickelte der ungarisch-kanadische Mediziner Hans Hugo Bruno Selye die Grundlagen von Allgemeinen Adaptionssyndrom (AAS, synonym Adaptationssyndrom, Selye-Syndrom, engl. GAS, general adaption syndrome). Dieses Modell erklärt die gesundheitsschädliche und folgenschwere Wirkung von Dauerstress auf einem Organismus.iv 56 Seite 2 von 5

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 jeweils die biopsychologischen Zusammenhänge Die weiteren Modelle nach Sterling, P. (1988) Allostase-Modellv und das nach Henryvi (1986) beschreiben (engl. Behavioral neuroscience) und die spezifischen physiologischen Reaktionen je nach Stresssituationen beschreiben. Emotionale Stressreaktionen werden nach Henry miteinbezogen. Die untere Tabelle zeigt des Psychoneuroendokrinen Stressmodells.vii Tabelle1: Das psychoendokrine Stressmodell nach Henry 1.2 Dauerstress als die Ursache der Chronischen Angst Zu den häufigsten psychischen Erkrankungen gehören Angststörungen. Chronischer Stress ist ein Risikofaktor für die Erkrankung. Die Forscher um Studienleiter Prof. Dr. Alon Chen (der israelische Neurowissenschaftler von dem Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München) und sein Team haben herausgefunden, dass epigenetische Veränderungen durch chronische Stressbelastung verursacht werden können. Es wurde zudem gezeigt, dass mit einer Verringerung des DNA-Methyltransferasen im präfrontalen Kortex durch stressbedingte Angstzustände verharren wir uns in einer dauerhaften Angst.viii Mit anderen Worten legt die Vermutung nahe, dass DNA- Methyltransferasen (Enzymen) im präfrontalen Kortex an der Auslösung von Angsterkrankungen beteiligt ist. 1.3 Hypnose und Selbsthypnose zur Reduzierung von Stress und Angstzuständen Durch zahlreiche und diverse Hypnosetechniken wird der Stresspegel im Körper reduziert. Eine Studie über die Gruppenhypnose zur Stress-Reduktion wurde am 08.09.2020 in „International Journal of Clinical and Experimental Hypnosis“ veröffentlicht.ix Das Ziel dieser Studie bezog sich auf die Entwicklung eines Seite 3 von 5 57

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 standardisierten therapeutischen Gruppenprogramms zur Stressreduktion. Zudem wurde die Testung der Durchführbarkeit und die Messung der vorläufigen Effekte vor und nach der Intervention unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse zeigten, dass die konventionelle Intensität des gefühlten Stresses auf einer 0 -100 mm VAS von 75.5 ± 11.5 mm auf 33.8 ± 18 mm reduziert wurde. Das Interview mit Testgruppen zeigten, dass die Intervention in der Studie machbar war, durchaus positiv aufgenommen. In einer Meta-Analyse wurde im Jahr 2019 sogar gezeigt, dass Hypnose in der Angstreduktion effektiver in Kombination mit anderen angewandten psychologischen Interventionen war, als wenn sie als alleinstehendes Verfahren benutzt wurde.x Auch diverse Studien beweisen die positive Wirkung von Hypnose bei der Behandlung der Angststörung sowie Krankheitssymptome, die von Stress verursacht wird.xi xii xiii xiv 2. Methode Eine Literaturrecherche wurde in NCBI durchgeführt. Die Forschungsergebnisse wurden anhand der Meta-Analyse, klinischer Studien, randomisierter kontrollierter Studien und systematischer Studien gewonnen. Auf diese Weise konnten signifikante Forschungsergebnisse und repräsentative Resultate erzielt werden. 3. Ergebnis / Erkenntnis Anhand der studierten Ergebnisse – insbesondere in der Meta-Analyse – werden Zahlen und Fakten ermittelt, die die Wirksamkeit der verschiedenen in der Hypnose angewandten Methoden belegen. Heutzutage können wir unser Stressniveau auf die niedrigste Stufe minimieren und auf diese Weise die Folgen von Dauerstress, wie Angstzustände, innere Unruhe, Herz-Kreislauf-Probleme und vieles mehr, verhindern. 58 Seite 4 von 5

4. Literaturverzeichnis i Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Walter de Gruyter, 1989, ISBN 3-11- 084503-2, S.708 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). ii Encyclopedia.com: Walter Bradford Cannon iii Walter B. Cannon: Wut, Hunger, Angst und Schmerz: eine Physiologie der Emotionen. Aus d. Engl. übers. von Helmut Junker, hrsg. von Thure von Uexküll. Urban & Schwarzenberg, München / Berlin / Wien 1975, Erste engl. Ausgabe 1915 iv Horst Bayruber (Hrsg.), Ulrich Kull (Hrsg.) Linder Biologie. Gesamtband, 21. Auflage, Schroedel Verlag GmbH, Hannover, 1998 v P. Sterling, J. Eyer: Allostasis: a new paradigm to explain arousal pathology. In: S. Fisher, J. Reason (Hrsg.): Handbook of life stress, cognition and health, Wiley & Sons, New York, 1988, S. 631–651. vi Hermann Faller; Herrmann Lang: Medizinische Psychologie und Soziologie. Heidelberg: Springer 2006, ISBN 3-540-29995-5 vii https://eref.thieme.de/cockpits/0/0/coPsych0606/4-12611 viii Elliott, E., Ezra-Nevo, G., Regev, L. et al. Resilience to social stress coincides with functional DNA methylation of the Crf gene in adult mice. Nat Neurosci 13, 1351–1353 (2010). https://doi.org/10.1038/nn.2642 ix Silvia Fisch, Sylvia Binting, Stephanie Roll, Margit Cree, Benno Brinkhaus & Michael Teut (2020) Group Hypnosis for Stress Reduction – A Feasibility Study, International Journal of Clinical and Experimental Hypnosis, 68:4, 493-510 x Keara E. Valentine, Leonard S. Milling, Lauren J. Clark & Caitlin L. Moriarty (2019) The Efficacy of Hypnosis as a Treatment for Anxiety: A Meta-Analysis, International Journal of Clinical and Experimental Hypnosis, 67:3, 336-363. xi D Corydon Hammond (2010) Hypnosis in the treatment of anxiety- and stress-related disorders, Expert Review of Neurotherapeutics,10:2, 263-273. xii Carolyn Daitch (2018) Cognitive Behavioral Therapy, Mindfulness, and Hypnosis as Treatment Methods for Generalized Anxiety Disorder, American Journal of Clinical Hypnosis,61:1, 57-69. xiii Chen PY, Liu YM, Chen ML. The Effect of Hypnosis on Anxiety in Patients With Cancer: A Meta-Analysis. Worldviews Evid Based Nurs. 2017 Jun;14(3):223-236. doi: 10.1111/wvn.12215. Epub 2017 Mar 7. PMID: 28267893. xiv Pelissolo A. L'hypnose dans les troubles anxieux et phobiques : revue des études cliniques [Hypnosis for anxiety and phobic disorders: A review of clinical studies]. Presse Med. 2016 Mar;45(3):284-90. French. doi: 10.1016/j.lpm.2015.12.002. Epub 2016 Mar 2. PMID: 26944812. Seite 5 von 5 59

„Die Geschichte der LGBTQIA+Bewegung in Deutschland Wiener Universitäre Schriften und die Erwartungen an die Zukunft“ Ausgabe Frühling 2024 „Die Geschichte der LGBTQIA+Bewegung in Deutschland L. Hey1 und die Erwartungen an die Zukunft“ PhD Student University of Library Studies and Information Technologies, Sofia L. Hey1 Keywords: LGBTQIA+, Gender-nonkonform, Queere Räume, PhD Student University of Library Studies and Information Safe Spaces, Homophobie, Transphobie, Diskriminierung, Geschlechtsidentität, Gender, Gendergerechte Pädagogik, Geschlechtsinkongruenz, Transgender, Queere Archive. Technologies, Sofia ABSTRACT ABSTRACT Keywords: LGBTQIA+, Gender-nonkonform, Queere Räume, Safe Spaces, Homophobie, Transphobie, Diskriminierung, Geschlechtsidentität, Gender, Gendergerechte Pädagogik, Geschlechtsinkongruenz, Transgender, Queere Archive. In den letzten Jahren hat das Thema der Geschlechtsinkongruenz im Zuge der Debatte um LGBTQIA+-Bewegung im öffentlichen Diskurs in Deutschland an Bedeutung gewonnen. Nicht nur ist es wichtig, die Auswirkungen der aktuellen Entwicklungen auf diese gesellschaft- liche Minderheit und die Einzelschicksale ihrer Mitglieder zu In den letzten Jahren hat das Thema der Geschlechtsinkongruenz im betrachten, sondern es sind auch die Geschichte und die Zuge der Debatte um LGBTQIA+-Bewegung im öffentlichen Diskurs Entwicklungen der Bewegung bis heute grundlegend für das in Deutschland an Bedeutung gewonnen. Nicht nur ist es wichtig, die Verständnis dieser Minderheit zu berücksichtigen. In dieser Arbeit Auswirkungen der aktuellen Entwicklungen auf diese gesellschaft- werden daher die verschiedenen Bedingungen und Folgen der liche Minderheit und die Einzelschicksale ihrer Mitglieder zu historischen Gegebenheiten in verschiedenen Zeiträumen analysiert, betrachten, sondern es sind auch die Geschichte und die sowie die Voraussetzungen für die Ebnung des Weges dieser Entwicklungen der Bewegung bis heute grundlegend für das Minderheit in Deutschland für die Zukunft thematisiert. Verständnis dieser Minderheit zu berücksichtigen. In dieser Arbeit werden daher die verschiedenen Bedingungen und Folgen der Ein Verständnis der Geschichte und Gegenwart ist hier als essentiell historischen Gegebenheiten in verschiedenen Zeiträumen analysiert, für die Gestaltung einer gendergerechten und inklusiven Zukunft aller sowie die Voraussetzungen für die Ebnung des Weges dieser Menschen anzusehen. Minderheit in Deutschland für die Zukunft thematisiert. Ein Verständnis der Geschichte und Gegenwart ist hier als essentiell für die Gestaltung einer gendergerechten und inklusiven Zukunft aller Menschen anzusehen. 1 Louise Hey; DE-22345 Hamburg,Postfach 670540; louise.hey@web.de 1 Louise Hey; DE-22345 Hamburg,Postfach 670540; louise.hey@web.de 61 Seite 1

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühling 2024 1. Einführung Neben dem binären "(biologischen) Geschlecht" (Pötschke, 2022, S.6) als männlich oder weiblich, welches jedem Neugeborenen bei der Geburt zugewiesen, in die Geburtsurkunde eigentragen und lange Zeit als ausschlaggebend für gesellschaftliche Rollen und Verhaltensweisen angesehen wurde, wird zunehmend auch über die sogenannte "Geschlechtsidentität" (Pötschke, 2022, S.7) gesprochen. Letztere meint das Geschlecht, welchem das jeweilige Individuum sich selbst zuordnet. Es wird in der Literatur häufig als gender bezeichnet. Pötschke (2022) beschreibt die Kongruenz des gefühlten genders und des biologischen Geschlechts als Cis-gender. Menschen, welche somit beispielsweise mit Geschlechtsmerkmalen des männlichen/weiblichen Geschlechts geboren wurden und sich auch selbst als männlich/weiblich fühlen/ einordnen würden, sind nicht von der Geschlechtsinkongruenz oder Geschlechts- dysphorie betroffen. Sie stellen die Mehrheit der Menschheit dar. Personen, welche hingegen eine Inkongruenz zwischen dem biologischen Geschlecht und ihrer Geschlechtsidentität erleben, werden als nicht-cis-gender bezeichnet und zumeist unter den Begriff LGBTQIA+ gefasst. "L" steht hierbei für "lesbian", "G" für "gay", "B" für "bisexual", "T" für "transsexual", "Q" für "queer", "I" für "intersexual" und "A" für "asexual". Zudem bezieht das "+" jegliche Personen mit ein, welche nicht Cis-gender sind, jedoch auch von den unter diesem Begriff gefassten Gruppen nicht eingeschlossen werden. Wichtig zu bemerken ist die Vielfalt der verschiedenen Geschlechtsidentitäten, welche durch ihre Gemeinsamkeit der Abweichung von Cis- gendern zwar ähnlich, durch die Vielzahl an Ausprägungen jedoch nicht gleichzusetzen sind. Daher wird der Sammelbegriff LGBTQIA+ über die Jahre hinweg immer wieder angepasst und überarbeitet, um eine möglichst inklusive und respektvolle Gestaltung zu ermöglichen. Die Problematik der Inkongruenz, welche gender-nonkonforme Menschen fühlen, ist jedoch für sie nicht nur innerlich problematisch, auch werden ihre Lebensrealität und - bedingungen deutlich durch das Umfeld bestimmt, in welchem sie leben. Es hängt zumeist von tradierten und retrospektiv als überholt anzusehenden "Kulturmustern" (Kroll, 2002, S. 385) ab, ob und inwiefern diese Menschen ihre wahre Identität ausleben können. Ist letzteres nicht möglich, kommt es häufig zu Einschränkungen der 62 Seite 2

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühling 2024 mentalen und physischen Gesundheit, was niedrigere Lebenserwartungen gender- nonkonformer Menschen nach sich ziehen kann. Die Geschichte der LGBTQIA+- Bewegung und der Kampf der ihr zugehörigen Menschen um Gleichberechtigung, Anerkennung und Sichtbarkeit in der Gesellschaft, ist ein langer und schwieriger in Deutschland, wie in der Welt. Da diese Entwicklung vermehrt auch durch den heutigen medialen Diskurs bestimmt wird, ist es wichtig, diese genauer zu betrachten. 2. Die Geschichte der LBGTQIA+-Bewegung in Deutschland 2.1 LGBTQIA+ im Dritten Reich Bereits Ende des Jahres 1933 kommt ein Film in die deutschen Kinos, welcher die Geschichte einer "Frau, die vorgibt, ein männlicher Damen-Imitator zu sein" (Gammerl, 2023, S.11) erzählt. Dass die Medien Anfang der 1930er Jahre bereits Gender-Nonkonformität behandeln, wird durch Gammerl (2023) thematisiert. So gibt es in den frühen dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Zeitschrift "Das 3. Geschlecht", welche spezielle Ferienunterkünfte für "Transvestiten" empfiehlt. Als solche werden zumeist Männer bezeichnet, welche Frauenkleider tragen. Im Gegensatz zu homosexuellen Männern wird diesen Menschen unterstellt, eine Art Doppelleben zu führen, da sie "brave Familienväter [sind], die einfach ab und zu ein Korsett anlegen" (Gammerl, 2023, S.13). Allerdings bedeutet die Abgrenzung und Definition der eigenen Identität über die jeweilige Zugehörigkeit zu einer Gruppe gender-nonkonformer Menschen die Herabwürdigung anderer nicht heteronormativer Gruppen wie beispielsweise der Homosexuellen. Somit ist festzuhalten, dass die eigene Abgrenzung auch negative Folgen auf andere Minderheiten haben kann. Die Geschichte der LGBTQIA+- Bewegung und der Einzelschicksale, welche sie betrifft, ist generell eher als ambivalent und als eine Art "auf und ab" zu beschreiben. Neben bekannten, verfolgten Minderheiten unter der nationalsozialistischen Regierung des Dritten Reichs, waren auch Menschengruppen, welche nicht dem 63 Seite 3

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühling 2024 heteronormativen Ideal der "NS-Sexualpolitik" (Dinges, 2017, S. 23) entsprachen, die grausam verfolgt wurden. Dinges beschreibt eine vorrangige Repression gegen männliche Homosexuelle, welche nach den Leitlinien der NS-Sexualpolitik keinen "Zweck" für die Gesellschaft erfüllten, da sie für das Ziel der Reproduktion als nicht nützlich angesehen wurden. So wurden die im Jahr 1935 erlassenen "Rassengesetze" (Dinges, 2017, S.25) als Mittel zur Anklage Tausender homosexueller Männer genutzt und verschärften das Strafrecht gegen Homosexualität in einem zuvor nicht gekannten Ausmaß. Marhoefer (2016) beschreibt die Verfolgung, den Mord an Homosexuellen und Internierung in Konzentrationslagern ebenfalls als primär auf homosexuelle Männer fixiert. Wichtig ist jedoch auch zu bemerken, dass ebenfalls weibliche Homosexuelle Repressalien, Verhaftungen und Verfolgung erdulden mussten. Die Frage, welche sich Historiker jedoch bis heute stellen und die nie abschließend geklärt werden konnte, ist die nach dem tatsächlichen Grund der Verfolgung lesbischer Menschen und ob dieser wirklich ihre Sexualität war. Im Gegensatz zu männlichen Homosexuellen sprach man Weiblichen nämlich die unveränderte Gebärfähigkeit zu, was ihren "Zweck" für die Ziele der Nationalsozialisten erhält. Die Verfolgung von Homosexuellen wurde vor allem durch die "Geheime Staatspolizei" (Marhoefer, 2016, S. 1169) (auch Gestapo) ermöglicht. Diese wurde 1936 gegründet und operierte unter der Führung von Heinrich Himmler. Zu der hohen Zahl an Verhaftungen kommt es wohl jedoch auch mehrheitlich durch Denunziationen aus dem sozialen Umfeld der Homosexuellen. Obwohl es bis dahin kein Gesetz gegen female- to-male Transgender oder lesbische Frauen gibt, sind die Schikanen und die Repressalien, welche sie erdulden müssen sehr real für die einzelnen Menschen. Vor allem die beschriebenen gesellschaftlichen und kulturellen Normen, welche die Bevölkerung verinnerlichte, sorgen für die Vorurteile gegenüber nicht-hetero- normativen Lebensrealitäten und die hohe Zahl an Denunziationen. In der Retrospektive und vor dem Hintergrund des Aufbaus des Dritten Reiches als Diktatur in einem Klima der Angst ist es denkbar, dass die Denunzianten entweder aus Angst, oder aus der Ansicht heraus gehandelt haben, wirklich etwas "Gutes" für die Gesellschaft getan zu haben, wenn sie "abweichendes" Verhalten melden. Ein solches Verhalten wurde in einer Studie aus dem Jahr 1938 als "asozial" beschrieben und 64 Seite 4

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühling 2024 lieferte die Grundlage für solche Denunziationen, welche sich oftmals auf das Verlassen des Hauses in Männerkleidung beziehen. Dies zeigt ein Beispiel von Marhoefer (2016) aus dem Jahr 1942. Zudem wird während des ersten Weltkrieges die Ansicht verbreitet "Transvestiten", wie transsexuelle Menschen damals genannt wurden, seien Spione, welche die Kriegsführung des NS-Regimes sabotieren und unterwandern wollten. Vor dem Hintergrund der Einigkeit des Volkes unter dem Regime wird dies wohl ein weiterer Grund für die Ablehnung nicht heteronormativer Geschlechtsidentitäten gewesen sein. Festzuhalten ist, dass, ob aufgrund einer gesetzlichen Grundlage oder der Willkür eines autoritären Systems, "Nationalsozialisten gleichgeschlechtlich liebende und gender-nonkonforme Menschen mit unnachgiebiger Grausamkeit" (Gammerl, 2023, S.10) verfolgen, was diese Periode zu einer dunklen in der LGBTQIA+-Geschichte Deutschlands macht. ""wilden" Nachkriegsjahre" 2.2 Entwicklungen im späteren 20. Jahrhundert Auf die Zeit des Dritten Reichs und den anschließenden zweiten Weltkrieg folgen die sogenannten (Dinges, 2017, S.26). Durch die Positionierung der neuen Sexualpolitik als Abkehr von dem durch die Nationalsozialisten propagierten "Sittenverfall[s]" (Dinges, 2017, S.26), werden die Ansprüche der Heteronormativität durch Gesetze fundamentaler Bestandteil der Lebensrealität für gender-nonkonforme Menschen. So übernimmt nach Dinges, die Bundesrepublik Deutschland (BRD) die Gesetze zur Verfolgung homosexueller Menschen, welche im Dritten Reich verabschiedet wurden. In der Folge steigt die Anzahl der Verhaftungen erneut an. In der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) werden die von der Besatzungsmacht der Sowjetunion zunächst abgeschafften Sexualgesetze wieder eingeführt. Erst im Jahr 1968 wird Homosexualität in der DDR als Vorreiter entkriminalisiert. Die Folgen jahrzehntelanger homophober Gesetze und Praktiken für die gesamtgesellschaftliche Meinung sind jedoch weiterhin spürbar. So geben in einer repräsentativen Umfrage im Jahr 1966 nur 37% der Männer an, Homosexualität akzeptabel zu befinden, während diese Zahl im Jahr 1981 auf 84% 65 Seite 5

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühling 2024 gestiegen ist. Bei zu dem Thema befragten Frauen steigt der Anteil im beschriebenen Zeitraum von 40% auf 92% an. Gammerl (2023) beschreibt die Emanzipationsbewegung homosexueller Menschen in den 1970er Jahren als besonders energisch. Es kommt zu einer vermehrten Sichtbarkeit von queeren Menschen, was eine stetige Normalisierung der Gender- Nonkonformität in der Gesellschaft auslöst. Becker (2022) beschreibt die Liberalisierung der Medien in den siebziger Jahren durch die Analyse einer Ausgabe der von 1948 bis 1992 veröffentlichten Zeitschrift "Quick". Die Liberalisierung zielt vor allem auf die Destigmatisierung der Sexualität ab. Der beschriebene Artikel handelt von dem "schönsten Zwitter der Welt" (Becker, 2022, S.487). Heutzutage wäre insoweit sicherlich die Bezeichnung der Transsexualität oder des Transgenders adäquat gewesen. Allerdings gibt es in der damaligen Zeit keine solch sprachlichen Präzisierungen, weshalb die Liberalisierung nicht vollständig erreicht werden kann. Obwohl die Feinheit der Darstellung und das Verständnis der Nuanciertheit der Geschlechtsidentitäten damals als suboptimal zu bewerten ist, ist dies immerhin nichtsdestotrotz eine Neuerung im Sinne einer "gewisse[n] Offenheit" (Becker, 2022, S.490) und der Beginn des öffentlichen Diskurses zu gender-non- konformen Existenzen in den siebziger Jahren, welche einige Jahre zuvor noch undenkbar gewesen wäre. Im Vergleich zu den vorangegangenen Jahrzehnten der Unterdrückung, Marginalisierung und Verfolgung deutet sich eine Entwicklung hin zu Akzeptanz und Sichtbarkeit in der Gesellschaft an. Jedoch täuscht dieser Anschein. Mit dem Bekanntwerden der ersten Fälle der HI-Krankheit AIDS in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, welche im Jahr 1983 auch als "Schwulen-Pest" und "Homo-Seuche" (Dinges, 2017, S.31) bezeichnet wird, beginnt eine weitere Zeit der Rückschläge für die LGBTQIA+-Bewegung und ihre Mitglieder. Allerdings beschreibt Dinges (2017) auch eine erstmalige Hilfsbereitschaft der Bevölkerung, die vulnerable Gruppe der Homosexuellen zu unterstützen und ihr zu helfen. Durch die andauernde Thematisierung der Sexualität in den Medien tritt jedoch eine Banalisierung der Sexualität ein und Abweichungen von der Heteronormativität 66 Seite 6

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühling 2024 werden als beliebig angesehen. Letztendlich wurde dann im Jahr 1994 die Aufhebung des Gesetzes zur Strafbarkeit von Homosexualität beschlossen, welches bis dahin beinahe 60 Jahre in Kraft gewesen war. 2.3 Heutiger Entwicklungsstand und der Ausblick in die Zukunft Seit Beginn des 21. Jahrhunderts hat die Präsenz gender-nonkonformer Menschen in öffentlichen Diskursen und die Herausforderungen, vor denen diese Menschen stehen, zugenommen. Deutlich wird dies auch, so Dinges (2017), durch das öffentliche Coming-Out von Spitzenpolitikern wie des regierenden Bürgermeisters von Berlin Wowereit im Jahr 2001 sowie des späteren deutschen Außenmisters Westerwelle im Jahr 2004. Mit dem Beginn der 2000er Jahre tritt endgültig eine Normalisierung der Homosexualität ein und auch andere Ausprägungen von Sexualität und Gender gewinnen in den Medien an Sichtbarkeit. Im Jahr 2001 legalisierte der Bundestag eingetragene Lebenspartnerschaften, sodass auch rechtlich ein weiterer Schritt in Richtung Gleichberechtigung getan wird. Dass dies wichtig ist, bemerkt Thilmann (2008) auch im Hinblick auf die Erhaltung "queerer Geschichte". Grundlegend ist die Annahme, dass es ohne Geschichte auch keine wirkliche Existenz in der Gegenwart geben kann. Zuerst bezieht sich dies auf die bis dahin schwierig zu erreichende Änderung der personenbezogenen Dokumente mit dem Zweck, die Inkongruenz zwischen dem gender und dem biologischen Geschlecht auch in den amtlichen Dokumenten zu beheben. Gender-nonkonforme Personen neigen dazu, die Zeit vor der Behebung der Geschlechtsinkongruenz zu ignorieren und darüber zu schweigen, um die innere Zerrissenheit zu verdrängen. Des Weiteren bezieht sich diese Definition von Geschichte auch auf das Entstehen eines kollektiven Erinnerns, was eine Gruppe stärkt und Zugehörigkeitsgefühle verankert. Oftmals sieht man solche Effekte bei der Nationalität, wenn Menschen durch die geteilte Geschichte der Vorfahren einer Nation Zusammenhalt als 67 Seite 7

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühling 2024 "Deutsche", "Österreicher", etc. verspüren. Zudem wird über die Definition als Gruppe und die Zugehörigkeit dazu auch eine Identitätsfestigung erreicht. Dokumente dieser Art von Geschichte werden oftmals in (Staats-)Archiven aufbewahrt und der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Solche Archive sollte es ebenfalls für queere Geschichte geben, da die Schicksale und Entwicklungen der gender- nonkonformen Minderheit, wie zuvor analysiert, im Laufe der Geschichte durch Marginalisierung und Verstecken der eigentlichen Identität durch Zeitablauf allmählich verschwindet. Um die Sichtbarkeit dieser gesellschaftlichen Gruppe für die Zukunft zu gewährleisten, sind solche Archive und Plätze des Erinnerns, nach Thilmann (2008) von zentraler Bedeutung für Gleichstellungsbemühungen. Auch öffentliche Bibliotheken können zur Sichtbarkeit von gender-nonkonformen Identitäten beitragen. Allerdings findet Neul (2023), dass die relative Anzahl der Bücher, welche solche Themen behandeln, in deutschen Bibliotheken nur sehr gering ist, was es Interessierten erschwert, sich in diesem Bereich zu informieren. Dass die Bildung von Allianzen und die Zusammenfindung zu Gruppen für Mitglieder dieser gesellschaftlichen Minderheiten sehr wichtig sind, beobachten auch Haid & Staudinger (2022). Nicht nur unterstreichen sie die Bedeutung von Archiven für die ansonsten in den nationalen Archiven nicht dokumentierten Geschichten und Einzelschicksale gender-nonkonformer Personen, vielmehr erläutern sie die Bedeutung von urbanem Raum als Treffpunkt und Austauschraum innerhalb von "safe spaces". Safe Spaces oder auch "Queere Räume sind zunächst soziale Räume, in welchen sich Menschen abseits der Heteronormativität begegnen" (Gruhne, 2023, S.108). Solche urbanen Räume existieren bereits seit den 1970er Jahren, doch seit der Jahrtausendwende werden diese auch ganz öffentlich präsentiert. Sicherlich ist die Ausgestaltung dieser Räume aufgrund der zuvor genannten Argumente nicht als optimal zu bewerten, jedoch sind, so findet Gruhne (2023), die Menschen, welche auf die Nutzung dieser Räume angewiesen sind, für diese Möglichkeiten dankbar. Da die Anzahl der Menschen, welche solche Angebote nutzen allerdings, verglichen mit der Gesamtgesellschaft, als relativ gering anzusehen ist, und da durch bisherige Benachteiligungen und Hürden ihre ökonomische Position in der Gesellschaft oftmals nicht gerade vorteilhaft erscheint, mangelt es diesen Communities und safe spaces an Mitteln für ihre Ausgestaltung und die Sicherung ihres Fortbestands. Auch die 68 Seite 8

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühling 2024 Förderung durch die Bundesregierung ist aufgrund der Einstufung der LGBTQIA+- Bewegung als Minderheit als beschränkt anzusehen, weshalb immer mehr bestehende safe spaces geschlossen werden, so die Autoren. Nichtsdestotrotz ist die Sichtbarkeit von gender-nonkonformen Identitäten in der heutigen Medienlandschaft wohl so groß wie nie zuvor. Beispielsweise nahm in Jahr 2015 in der 10. Staffel der deutschen Castingshow "Germanys Next Topmodel" des Senders ProSieben zum ersten Mal eine Transgender Kandidatin teil, wie Hauser (2017) analysiert. Zwei Jahre später in der 12. Staffel, waren es schon mehrere gender-nonkonforme Teilnehmer. Dies ist als ein großer Erfolg für die Sichtbarkeit der LGBTQIA+-Bewegung zu werten, da der Privatsender ProSieben als einer der größten in der deutschen Medienlandschaft einzuordnen ist. Verdeutlicht wird diese Entwicklung auch durch die Verabschiedung der Resolution 2048 durch die Parlamentarische Versammlung des Europarats im April 2015, wie Pfäfflin (2015) beschreibt. Die Resolution beschäftigt sich mit der Diskriminierung von Transgender Individuen in Europa und beinhaltet radikale Forderungen im Umgang mit den Gleichstellungsbemühungen der LGBTQIA+-Bewegung. Endres (2022) thematisiert eine weitere Entwicklung hin zur Gleichberechtigung gender-nonkonformer Individuen. Im Juni 2022 wird durch das Bundesfamilienministerium das geplante Selbstbestimmungsgesetz vorgestellt. Dieses sieht vor, dass Erwachsene künftig durch eine einfache Erklärung gegenüber dem Standesamt, eine sogenannte "Erklärung mit Eigenversicherung" (Endres, 2022, S.331), ihre gesamten amtlichen Dokumente entsprechend ihrer Geschlechtsidentität ändern lassen können. Dies gilt auch für nachträgliche Änderungen der Geburtsurkunden, um die gefühlte Inkongruenz der betroffenen Personen aufzuheben. Zudem stellen weitere Nachweise der Notwendigkeit dieser Änderungen, wie beispielsweise medizinische Atteste, vorherige Alltagserprobungen oder eine operative Geschlechtsangleichung, keine notwendigen Voraussetzungen für diese Dokumentenänderungen mehr dar. Dies bezieht das Recht mit ein, über den eigenen Körper frei entscheiden zu können. So war in der Vergangenheit ein häufiger Kritikpunkt dieser alten Voraussetzungen, dass 69 Seite 9

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühling 2024 nicht alle gender-nonkonformen Menschen eine Operation, Hormontherapien oder eine medizinische Konsultation wünschen, auch wenn diese Maßnahmen, wie Pötschke (2022) beschreibt, die gesundheitlichen Nachteile durch die Geschlechts- inkongruenz bei gender-nonkonformen Menschen lindern können. Wichtig zu bemerken ist jedoch, dass die Vorteilhaftigkeit und die Durchführungsmöglichkeiten solcher Maßnahmen immer höchst individuell und Einzelfallentscheidungen sind, um den unterschiedlichen Lebensrealitäten und Individuen gerecht zu werden. Es ist auch hier festzuhalten, dass diese Entwicklung aus dem Jahr 2022 den höchst individuellen Charakter dieser LGBTQIA+-Bewegung respektiert und Einzelfalllösungen ermöglicht, welche bis dato nicht in dieser Form gegeben war. Daher kommt ihr eine gesonderte Signalwirkung zu. 3. Ergebnis / Erkenntnis Trotz der beschriebenen nichtlinearen Entwicklung der Sichtbarkeit und der Akzeptanz der zuvor oftmals marginalisierten, verfolgten oder unterdrückten Minderheit gender- nonkonformer Menschen, welche sich heute meist unter der Bezeichnung LGBTQIA+ sammeln, und trotz der erläuterten positiven Entwicklungen in den letzten Jahren, ist es wichtig anzumerken, dass immer noch ein weiter Weg zu gehen ist. So werden in einem Report von Hartmann-Tews et al. (2019) zur Geschlechtsidentität und Diskriminierung im Sport, welcher auf einer Online-Befragung aus dem Jahr 2018 beruht, die Ausmaße der Diskriminierung gender-nonkonformer Menschen im Sport deutlich. So geben 20% der Befragten an, sich aufgrund ihrer Sexualität und/ oder ihres genders von Sportarten ausgeschlossen zu fühlen. Etwa die Hälfte der Befragten geben an, mit homophoben oder transphoben Äußerungen im sportlichen Umfeld umgehen zu müssen. Besonderes Gewicht für den Handlungsbedarf in diesem Feld gibt die Aussage von 92% der Befragten, solche Anfeindungen und Diskriminierungen aufgrund von gefühlter Aussichtslosigkeit oder erwartetem Unverständnis Außenstehender nicht zu melden. Um solche Reaktionen gegenüber gender-nonkonformen Menschen für die Zukunft zu vermeiden oder zumindest einzuschränken, ist es nach Yousfi (2022) sinnvoll, die 70 Seite 10

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühling 2024 frühkindliche Prägung und Sensibilisierung in Geschlechterfragen mit einzubeziehen. Kinder werden somit als "Erwachsene der Zukunft" prägend für den Fortgang der Akzeptanz der LGBTQIA+-Bewegung angesehen. Oftmals kommt hier einer heteronormativen Haltung der Eltern eine besondere Bedeutung im Umgang mit frühkindlicher Bildung zu. Genderbewusste Pädagogik soll den Kindern dabei helfen, das eigene Geschlecht zu erkennen sowie den Umgang mit den Geschlechts- identitäten anderer Kinder zu lernen. Mit Hilfe von genderbewusster Sprache und der Förderung entsprechender Denkmuster sollen Kinder an die Akzeptanz der Vielfalt verschiedener Geschlechtsidentitäten und Familienmodelle herangeführt und für diese sensibilisiert werden, sodass ein Normalisierungseffekt von Alternativen zu der Heteronormativität entsteht. Wird dies ermöglicht, ist es das Ziel dieser gender- bewussten Pädagogik, die selbstverständliche Annahme der Heteronormativität, wie wir sie in der heutigen deutschen Gesellschaft beobachten, zu brechen und die Normalität pluralistischer Gender- und Lebensformen zu verwirklichen, sodass jeder Mensch unabhängig von Sexualität, biologischem Geschlecht, oder gender gleichberechtigt und selbsterfüllend leben kann. Abschließend ist festzuhalten, dass die heutigen und zukünftigen Entwicklungen in diesem seit Jahrzehnten diskutierten gesamtgesellschaftlichen Thema, wie zuvor analysiert, nicht ohne die Analyse der Geschichte betrachtet werden können. Denn: "Geschichte soll und vielmehr als lebendige Erzählung daran erinnern, dass wir nicht wissen können, wie die Zukunft wird, und uns gerade deswegen darum kümmern müssen" (Gammerl, 2023, S.24). Die Entwicklung der LGTQIA+-Bewegung ist somit als nicht abgeschlossen zu bewerten. 71 Seite 11

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühling 2024 4. Literaturverzeichnis Becker, F. (2022). Transgender und Boulevardmagazine - Eine Reportage in der westdeutschen QUICK von 1970. Handbuch Zeitschriftenforschung.485-491. Dinges, M. (2017). Sexualität in Deutschland (1933–2016). In: "Sexualität von Männern: Dritter Deutscher Männergesundheitsbericht". Psychosozial-Verlag. 23-38. Endres, J. (2022). Transgender im Gefrängnis und das geplante Selbstbestimmungsgesetz - Ein Versuch, anhand internationaler Forschungen und bisherigen Erfahrungen Probleme und Lösungswege aufzuzeigen. Forum Strafvollzug. Vol. 5. 331-340. Gammerl, B. (2023). QUEER Eine Deutsche Geschichte vom Kaiserreich bis Heute. Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG. München. ISBN: 978-3-446-27607-9. 1-27. Gruhne, S. (2023). Queere Raumpraxis: Das Forum Queeres Archiv München als Gedächtnis- und Gefühlsspeicher. Kritische Berichte, Vol. 51, 108-114. Haid, C. & Staudinger, L. (2022). Die Instabilität queerer Raumpraxis - Fünf Oral Histories zu Orten in Berlin, die es nicht mehr gibt. SubUrban Zeitschrift für kritische Stadtforschung. Vol. 10. 211-218. Hartmann-Tews, I., Braumüller B. & Menzel, T. (2019). Sexuelle Orientierung, Geschlechtsidentität und Sport - Ausgewählte Ergebnisse und Handlungsempfehlungen Deutschland. OutSport. German Sport University Cologne, Institute of Sociology and Gender Studies. 1-10. Hauser, T. (2017). Trans damals und heute - Vergleich der Repräsentation von als transgender identifizierenden Menschen in deutschen Mainstream-Medien von den 1970ern bis heute mittels kritisch-diachroner Inhaltsanalyse. Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg. Department Information. 1-49. Kroll, R. (2002). Metzler Lexikon Gender Studies-Geschlechterforschung - Ansätze, Personen, Grundbegriffe. Eds: Kroll, R. Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2002, ISBN: 978-3-476-01817-5. Marhoefer, L. (2016). Lesbianism, Transvestitism, and the Nazi State: A Microhistory of a Gestapo Investigation, 1933-1943. The American Historical Review, Vol. 121, 1167–1195. Neul, L. (2023). LGBTQIA+ Medien in Öffentlichen Bibliotheken und Schulbibliotheken: Eine Analyse der "Book Bans" Situation in den Vereinigten Staaten und Bestandsanalyse in deutschen Bibliotheken. Technische Hochschule Köln. Fakultät für Informations- und Kommunikationswissenschaft am Institut für Informationswissenschaft. 1-74. Pfäfflin, F. (2015). Zur Resolution der Parlamentarischen Versammlung des Europarats über Maß- nahmen gegen die Diskriminierung von Transgender People. Recht & Psychiatrie. Vol. 33.140-144. Pötschke, J. (2022). Die Transgender-Bewegung und das körperliche Geschlecht. Hochschule Meißen (FH) und Fortbildungszentrum. 1-53. Thilmann, P. (2008). Glitter statt Grabstein: Künstlerische Repräsentation von Transgender als Strategien gegen das Vergessen. Querelles: Jahrbuch für Frauen- und Geschlechterforschung. Vol. 13. 237-249. Yousfi, S. (2022). Geschlechterbilder und -rollen in Kindertagesstätten - Eine qualitative Untersuchung über das subjektive Erleben und Empfinden von Erziehenden zu Genderthemen. Züricher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Soziale Arbeit. 1-145. 72 Seite 12

„LERNEN UND BILDUNG IM ALTER – AUCH IM Wiener Universitäre Schriften ALTENHEIM?“ Ausgabe Frühjahr 2024 „LERNEN UND BILDUNG IM ALTER – AUCH IM G. M. Meuser1 PhD Student University of Library Studies and Information ALTENHEIM?“ Technologies, Sofia G. M. Meuser1 Keywords: Bildung, Altenheim/Pflegeheim, Lernangebote PhD Student University of Library Studies and Information Technologies, Sofia ABSTRACT ABSTRACT Keywords: Bildung, Altenheim/Pflegeheim, Lernangebote Das Thema der Bildung im Alter tritt aufgrund der Diskussionen des demografischen Wandels und der steigenden Lebenserwartung der Menschen immer mehr in den Vordergrund. Mehr Menschen treten in der nächsten Zeit ins Rentenalter und werden Bewohner von Altenheimen. In diesem Artikel werden Lernen und Bildung im Alter beschrieben. Ziel des vorliegenden Artikels ist es, zu klären, ob Lernen und Bildung auch im Altenheim möglich sind. Dazu werden zunächst die Begriffe Alter, Lernen und Bildung im Alter definiert. Das Altenheim und Leben im Altenheim wird beleuchtet. Dazu werden verschiedene Unter- suchungen herangezogen. Die Ergebnisse der Literaturrecherche lassen den Schluss zu, dass Lernen und Bildung im Alter, auch im Altenheim, möglich und sinnvoll sind. Das Thema der Bildung im Alter tritt aufgrund der Diskussionen des demografischen Wandels und der steigenden Lebenserwartung der Menschen immer mehr in den Vordergrund. Mehr Menschen treten in der nächsten Zeit ins Rentenalter und werden Bewohner von Altenheimen. In diesem Artikel werden Lernen und Bildung im Alter beschrieben. Ziel des vorliegenden Artikels ist es, zu klären, ob Lernen und Bildung auch im Altenheim möglich sind. Dazu werden zunächst die Begriffe Alter, Lernen und Bildung im Alter definiert. Das Altenheim und Leben im Altenheim wird beleuchtet. Dazu werden verschiedene Unter- suchungen herangezogen. Die Ergebnisse der Literaturrecherche lassen den Schluss zu, dass Lernen und Bildung im Alter, auch im Altenheim, möglich und sinnvoll sind. 1 Gertrud Maria Meuser; D-53925 Kall, Forstweg 12; trudemeuser@web.de 1 Gertrud Maria Meuser; D-53925 Kall, Forstweg 12; trudemeuser@web.de Seite 1 75

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 1. Einführung Die Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland altert ganz erheblich. Da neben der steigenden Lebenserwartung der Menschen in Deutschland die Geburtenrate bereits seit Jahren hinter der Sterberate liegt, vollzieht sich ein deutlicher demografischer Wandel. Der demografische Wandel ist Teil eines Prozesses des sozialen Wandels (Thiele, 2009, S. 79). Ende 2021 lebten, nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes, 83,2 Mio. Menschen in Deutschland; davon waren 2017 - 21,4 % 65 Jahre und älter. Ende des Jahres 2021 waren 4,96 Mio. Menschen pflegebedürftig, davon ein Sechstel vollstationär; also mehr als 730.000 Menschen. 2022 wurden 4 % der über 65-Jährigen im Heim betreut, voraussichtlich werden es 2040 rund 29 % sein. Die Verbesserung der medizinischen Versorgung, der Hygiene, der Ernährung, der Wohnsituation und der Arbeitsbedingungen sowie der gestiegene materielle Wohlstand haben zu erhöhten Überlebensverhältnissen beigetragen. Allerdings ist trotzdem aufgrund der starken Geburtenrückgänge in Deutschland eine Reduzierung der Bevölkerung auf lange Sicht unvermeidbar. Der allgemeine Anstieg der Lebenserwartung und ein Rückgang der Geburtenzahlen stellen die demografische Alterung dar. Diese wird als „Anteil der Bevölkerung oberhalb eines bestimmten Alterns ausgedrückt. In der Regel wird dabei das Alter von 60 oder 65 Jahren als Grenze gewählt. Demographisches Altern findet demnach statt, „wenn eine Population eine Erhöhung des Bevölkerungsanteils der Personen oberhalb von 60 oder 65 Jahren erlebt“ (Dinkel, 1994, S. 64). Der steigende Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung ist nicht ein isoliert deutsches Phänomen. Weltweit werden die Menschen älter, weltweit macht die Medizin große Fortschritte, was den Alterungsprozess weiter hinauszögert. Selbst ungesunde Ernährungsweisen, Luftverschmutzung oder Naturkatastrohen können diesen Prozess auf Dauer nicht aufhalten. 76 Seite 2

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass das Bildungsinteresse im Alter von der Höhe des Schulabschlusses und dem Status der Berufsausbildung abhängt (Thieme, 2008, S. 289). Relativ betrachtet durch den demografischen Wandel, aber auch absolut gesehen durch die deutlich verbesserten Lebens- bedingungen und hier primär die medizinische und hygienische Versorgung kommen immer mehr Menschen mit einem höheren Bildungsstand ins Rentenalter. Daraus ist abzuleiten, dass sich der Trend, etwas Neues zu lernen oder Kurse zu besuchen, sich fortsetzt, da diese Menschen für Bildungsaktivitäten aufgeschlossen sind. Außerdem zeigen Menschen mit einem höheren Bildungsniveau eine bessere soziale Integrität (Motel et al. 2009, S. 74). 2. Alter Es gibt keine gültige Definition für das Alter. Ältere Menschen sind keine einheitliche Gruppe. Je nach Lebenslage und Lebensentwurf unterscheiden sie sich erheblich voneinander. Ist man wirklich so alt, wie man sich fühlt oder fühlt man sich „so alt wie man sich auf Grund der Haltung der Gesellschaft oder der mitmenschlichen Umwelt einem selbst gegenüber fühlt“ (Lehr, 2007, S.203). Laut UNO und WHO (2002) gehört man ab 60-65 Jahren zu den sogenannten Alten. „Es kommt nicht darauf an, wie alt man wird, sondern wie man alt wird“ (Klostermann 1984, S 38). Alter ist gleichermaßen ein Zustand und ein Prozess. Das biologische Alter, als Gradmesser für den gesamten körperlichen Zustand und die Gesundheit, ist aussagekräftiger als das Lebensalter. Altern ist individuell. Die Gesellschaft orientiert sich zu stark am körperlichen Alterungsprozess und berücksichtigt wenig – im Sinne eines umfassenden Menschenbildes – die seelisch- geistige, die soziale und die existenzielle Dimension. In der Folge wird das Alter oft gleichgesetzt mit Defiziten und Gebrechlichkeit. Die Wahrnehmung des Alters hängt nicht nur vom eigenen aktuellen Lebensalter ab, sondern vor allem auch von den eigenen Umständen und Einstellungen. 77 Seite 3

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Alter ist kein einheitlicher Lebensabschnitt, sondern es gliedert sich in mehrere Lebensphasen: kalendarisches oder chronologisches, biologisches, soziales, psychisches und funktionales Alter. Das kalendarische oder chronologische Alter ist die einfachste Einteilung in Altersgruppen, die direkten Bezug auf das Geburtsdatum einer Person nimmt. In vielen Industrienationen gilt der Zeitpunkt der Berentung als leicht zu handhabendes Alterskriterium. Der somatische Befund soll Auskunft über das biologische Alter geben welches als Gradmesser für den gesamten körperlichen Zustand und die Gesundheit aussagekräftiger ist als das Lebensalter. Altern ist ein individueller Prozess. Biologisch betrachtet kann Altern als ein natürlicher Abbau-Prozess gesehen werden, der sowohl von genetischen als auch von äußeren Faktoren bestimmt wird. Alter ist keine Krankheit - aber es treten im fortgeschrittenen Alter vermehrt Krankheiten auf, die oftmals miteinander in Beziehung stehen. Das soziale Alter wird durch die soziale Rolle determiniert. Demnach wird entschieden, ob die Person jung oder alt ist. Altern ist zwar ein individueller Prozess, in dessen Verlauf das Individuum körperliche und psychische Veränderungen erlebt, aber es ist zu bedenken, dass der Mensch in einem Geflecht von sozialen Beziehungen lebt. Somit ist Altwerden auch ein sozialer Prozess. Für das soziale Alter ist die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe ausschlaggebend. Es werden deren Normen und Werte berücksichtigt und eine entsprechende Beurteilung vorgenommen (Erscheinungsbild, Familienstand). Das soziale Alter wird mithilfe eines bestimmten Zeitpunktes des kalendarischen Alters festgelegt. In der Bundesrepublik Deutschland handelt es sich meist um das Renteneintrittsalter. Bei der Beurteilung des eigenen Alters (psychisches Alter) spielen soziale und biologische Momente eine große Rolle. Trotzdem bleibt das Altern immer ein in- dividueller Prozess, der im höheren Lebensalter immer später beginnt. Die Lebens- qualität und Anpassungsfähigkeit älterer Menschen werden von Außenstehenden oft unterschätzt. Ältere Menschen sind vorwiegend in der Lage, auch bei negativ 78 Seite 4

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 veränderten äußeren Faktoren, Anpassungen des Anspruchsniveaus und Setzung realistischer Ziele zu leisten. Die Bezeichnung funktionales Alter verweist auf die noch jeweils unterschiedlich vor- handenen Fähigkeiten in körperlichen, psychischen, sozialen und gesellschaftlichen Funktionen hin. Das Alter lässt sich nicht ohne zugehöriges Bezugssystem bestimmen. Das Alter ist ein soziales Konstrukt. Die Beurteilung von Veränderungen physischer und psychischer Art hängt wesentlich von den sozialen Rahmenbedingungen ab. 3. Lernen und Bildung Auch im Alter ist Lernen, als Prozess der Aneignung von Fähigkeiten, Fertigkeiten und Wissen wichtig, da er die Voraussetzung für Bildung ist. Dieser Lernprozess kann sich ebenso in verändertem Verhalten niederschlagen. Der ältere Mensch lernt dann, wenn er mit den eignen Mitteln unzufrieden ist und er durch Lernen versuchen kann, das Problem zu lösen. Er erfährt, dass Nichtwissen kein Mangel, sondern ein Grund ist, Neues zu lernen, denn neues Wissen wird nur dann angeeignet, wenn es benötigt wird. Für die Fähigkeit des Lernens im Alter sind physische, psychische, soziale, somatische und biografische Faktoren ausschlaggebend, wobei die sozialen von besonderer Bedeutung sind. Lernen ist in jeder Lebensphase möglich, jedoch sind im Alter Besonderheiten zu berücksichtigen. Das Lernen Älterer ist auch als Anschlusslernen zu bezeichnen, bei dem neues Wissen in die bisherigen Wissensbestände ein- und ihnen zugeordnet wird. Lernen setzt Erinnern voraus. Das alte Gehirn kann aus der Erfahrung von Jahrzehnten schöpfen. „Es gestaltet sich durch Erfahrungen und Lernvorgänge fortwährend um. Das ganze Leben hindurch bilden sich neue Hirnzellen. Bei älteren Erwachsenen sind die beiden Hirnhälften in ihrer Funktion besser aufeinander abgestimmt als bei jüngeren Menschen“ (Cohen 2009, S. 15). 79 Seite 5

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Cohen weist darauf hin, dass nicht nur anspruchsvolle geistige Aktivität das Wachstum von Neuronen anregt, sondern auch intensive körperliche Bewegung. Sind die Aktivitäten körperlich oder geistig anregend und anspruchsvoll, werden selbst komplette neue Nervenzellen gebildet. Die Flexibilität des Gehirns ist eine direkte Folge von Lernprozessen. Durch Lernen erhält das Gehirn die Fähigkeit zu einem fortwährenden Umbau, der als neuronale Plastizität bezeichnet wird. Diese Plastizität ist stark davon abhängig, wie das Gehirn benutzt wird. Sie bleibt so lange erhalten, wie keine Pause des Lernens eintritt. Das Gehirn ist so ausgestattet, dass es lebenslang lernen kann. Je stärker die Beanspruchung des Gehirns im Sinne von Denk- und Lernprozessen sind, desto flexibler bleibt es. Bildung setzt Lernen voraus. Bildung wird als ein sprachlich, kulturell und historisch bedingter Begriff mit einer sehr komplexen Bedeutung aufgefasst. Eine präzise oder einheitliche Definition des Begriffes zu finden, erweist sich als schwierig. Je nach Ausrichtung und Interessenlage variieren die Ansichten darüber, was man unter Bildung versteht, erheblich. So wird Selbstbestimmung von Wilhelm von Humboldt als wesentlicher Bestandteil der Bildung angesehen. Bildung ist ein unabschließbarer Prozess. Die Fähigkeit zu lernen ist die Grundlage für Bildung, wobei die Bildungsprozesse so handlungsbezogen organisiert sein müssen, dass sie die Bedürfnisse und Werte auf sich selbst und auf die Gesellschaft bezogen, befriedigen können. Dabei führt mehr Wissen zu einem breiten Verständnishorizont und zu größeren Kommunikationsmöglichkeiten. Die Verbesserung der praktischen Fähigkeiten erhöht die Unabhängigkeit. Lernen im Alter ist auch eine Möglichkeit, ohne Lerndruck Erfolgserlebnisse zu erhalten. Weiterhin wird bei Bildung die Entwicklung der Persönlichkeit eines Menschen in seiner Gesamtheit einbezogen, denn Bildung fördert Gesundheit, Engagement, Selbstständigkeit und Selbstverantwortung. Sie beinhaltet Orientierung in Bezug auf das Verhältnis zu sich selbst. Entsprechend zielt Bildung auf Identitätsfindung, Stärkung von Selbstvertrauen, Anregung und Unterstützung zur Sinnfindung, Förderung von Selbstbejahung und Selbstpflege. Bildung verhindert Abbauerscheinungen (Cohen 2009, S. 16). Durch gezieltes Training können auch im hohen Alter noch neue Synapsen im Gehirn gebildet werden. 80 Seite 6

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Neurowissenschaftlich wurde festgestellt, dass Abbauerscheinungen im Stirnhirn und eine damit verbundene Abnahme der Rezeptoren für den Neurotransmitter Dopamin die altersgebundenen Leistungsveränderungen bewirken. Veränderungen auf der Verhaltensebene sind in engem Zusammenhang mit der Verarbeitungsgeschwindig- keit und Kontrolle von kognitiven Prozessen zu sehen. Die geistige Leistungsfähigkeit nimmt, Untersuchungen zufolge, ab dem 75. Lebensjahr ab. Allerdings belegen Untersuchungen auch, dass durch Training diesem Prozess in allen Bereichen der Intelligenz entgegengewirkt werden kann und dass dieser Prozess bis zu einem Alter von ca. 75 Jahren reversibel ist. Die demografischen Veränderungen und die wissenschaftliche Neuorientierung des lebenslangen Lernens sind auch in den Vordergrund der Altersbildung getreten. Bildung im Alter kann als Prozess und Beitrag für eine autonome Lebensführung verstanden werden. 4. Lernen und Bildung im Altenheim Eine in wissenschaftlichen und politischen Diskursen zum Thema Bildung wenig in den Blickpunkt gestellte Zielgruppe ist die Personengruppe, die ihren Lebensabend in Alten- oder Pflegeheimen verbringt. Die Auseinandersetzung mit dieser Zielgruppe ist notwendig, da die Anzahl der Heimbewohner, insbesondere der pflegebedürftigen, zunehmen wird. Die pflegebedürftigen älteren Menschen werden im häuslichen Rahmen zunächst von Familienangehörigen, ambulanten Pflegediensten oder ausländischen Kräften versorgt. Können diese die physischen und psychischen Bedürfnisse der alten Menschen nicht mehr auffangen, wird ein Heimaufenthalt unumgänglich. Ein Grund, der den notwendigen Schritt zur Aufnahme in ein Alten- oder Pflegeheim erschwert, Information über Lern- und Bildungsangebote im Heim, die bei den Älteren zu Ängsten und Unsicherheiten führt. Nur wenigen Alten und ihren Angehörigen ist bekannt, das der sogenannte „Medizinische Dienst“ der Kranken- und Pflegeversicherung Lern- und Bildungsangebote in Heimen vorschreibt und diese auch überprüft (Medizinischer Dienst, 2014). ist die mangelnde 81 Seite 7

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Ferner führt der Endgültigkeitscharakter bei den alten Menschen zur Ablehnung des Umzuges in ein Altenheim, denn viele pflegebedürftige Menschen erleben den Umzug in ein Heim als „Abgeschoben-werden von der Familie“ (Lehr, 2007, S. 313). Bildung soll als Teil eines ganzheitlichen Betreuungskonzeptes im Altenheim praktiziert werden. Dabei beschränkt sich die Bildung im Heim nicht auf Wissensvermittlung. Die Bildung soll dazu beitragen, die Menschen zu befähigen, ihre vorhandenen Potentiale zu entfalten. Die Kenntnisse und Erfahrungen, das Wissen der Älteren, haben Priorität. Die Bildungsangebote im Heim können dazu beitragen, das Gefühl des Ausgeliefert- seins gegenüber der Institution zu vermindern. Meyer-Wolters (2010, S. 10) möchte Bildung im Alter als Bildung zur Individualität verstehen. Damit erscheinen die Phänomene, die als Alters-Defizite beschrieben werden und behandlungsbedürftig erscheinen, in anderem Licht. Als Ausgangspunkt dieses Konzeptes, dass mit dem Namen Wilhelm von Humboldt verbunden ist, ist die Annahme, dass Menschen im Laufe ihres Lebens „aufgrund eines Wechselspieles von Natur, Lage und Entscheidung der bei jedem Menschen anders gestaltet ist und von jedem Menschen anders gestaltet wird immer individueller werden“ (ebd. 2020, S. 10). Meyer-Wolters ersetzt den Begriff der Eigentümlichkeit, wie ihn von Humboldt benutzte, mit dem der Individualität. Hat also der alte Mensch sich bewusst zu seinen Eigentümlichkeiten entschieden, so muss Bildung anerkennen, dass er ein Recht hat, der zu werden, der er sein will. Diese Eigentümlichkeiten fügen sich oft nicht in den Alltag im Altenheim ein. Da das Bildungsinteresse im Alter von der Höhe des Schulabschlusses und dem Status der Berufsausbildung abhängt, sind Schulbildung und Qualifikationsniveau entscheidend für die Bildungsinteressen im Alter (Thieme 2008, S. 289). Höher Gebildete haben länger kognitive Ressourcen als weniger Gebildete. Es besteht weiterhin ein positiver Zusammenhang zwischen Bildung und physischer Gesundheit. Menschen mit höherem Bildungsniveau zeigen auch eine bessere soziale Integrität (Motel et al., 2009, S.74), ihre Lebenszufriedenheit und ihre Gesundheit werden positiv beeinflusst (Kolland/Ahmadi, 2010, S. 11). 82 Seite 8

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Auch im Altenheim ist selbstbestimmtes Lernen möglich. Die Lernprozesse gestalten sich im Alter allerdings anders als in der Jugend und fordern daher spezielle Ausgestaltung der Angebote. Die Angebote in den Heimen sind vielfältig. Sie beinhalten sowohl aufbewahrende Aspekte als auch Aspekte der Wissensvermittlung und Kompetenzen der Alltagsbewältigung. In der Bildungsforschung stand bei Untersuchungen immer das Gedächtnistraining an erster Stelle (Kolland, 2006). Es folgten Bewegungsangebote im Sinne der Gesundheitsprävention und Beeinflussung des Lebensstils. Die Angebote gehen also über die Freizeitbeschäftigung und rehabilitative Maßnahmen hinaus. Um die physische und psychische Leistungsfähigkeit zu erhalten und zu fördern, bedarf es eines gezielten Trainings. Ein wichtiges Bildungsziel ist es, einen angemessenen, weiterführenden Umgang mit den altersbedingten Veränderungen der eigenen Lebenssituation zu finden. Die Forderung ist, dass im Heim die Eigenständigkeit bewahrt und die Erleichterung des Alltags sowie das Knüpfen von Beziehungen ermöglicht werden (Schramek et al., 2018). Die Erfahrungen der Mitarbeiter in den Heimen sind, dass viel Engagement die Bewohner zu zufriedenen Menschen werden lässt. Die sogenannte „Digitalisierung“, hat auch im Altenheim, insbesondere nach der Corona-Pandemie, Einzug gehalten. Einen Nutzen stellt das Internet für Ältere mit eingeschränkter Mobilität dar, um so an der sozialen Umwelt teilzunehmen. So können funktionelle Einbußen durch den Gebrauch anderer Funktionen und Fertigkeiten ausgeglichen werden. Das Handy kann auch zur Entlastung des prospektiven Gedächtnisses auf Erinnerungsfunktion geschaltet werden. Zur Sicherheit des älteren Menschen kann es mit Bewegungssensoren ausgestattet werden und damit Veränderungen im Alltags- verhalten aufzeigen und bei Bedarf an einer Kontrollstelle einen Alarm auslösen. Bildung ist ein wesentlicher Faktor für selbstbestimmtes Handeln und erzeugt über diesen Mechanismus Wohlbefinden. Weiterhin führt motorische und soziale Mobilität 83 Seite 9

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 zu Wohlbefinden. Viele ältere Menschen besitzen eine positive Grundstimmung, die nicht nur psychisch bedingt ist, sondern es sind „die ablaufenden Entwicklungs- prozesse im älteren Gehirn, die zur Gelassenheit und Ausgeglichenheit beitragen“ (Cohen, 2009, S. 27). Obwohl die objektive Realität des Alters durchaus negativ ist, ist die subjektive Realität meist intakt. Dies liegt an einer besonderen Kraft älterer Menschen, sich zu bescheiden und Erwartungen neu zu ordnen. Sie benutzen viel stärker einen akkommodierenden als einen assimilierenden Bewältigungsstil. Sie sind flexibler und eher bereit, Ziele zu verändern und sich an die objektiven Bedingungen anzupassen. Lernen und Bildung im Alter sind, auch im Altenheim, möglich und wichtig. Lern- und Bildungsangebote werden von der Kranken- und Pflegeversicherung vorgeschrieben und überprüft. Bildung ist in der Lage, die Lebensqualität älterer Menschen zu verbessern und ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu fördern. Weiterhin können auch Bildungsangebote im Altenheim die Bewohner erfreuen und bereichern und so die Heime zu lebendigen Lebensräumen werden lassen. 5. Ausblick Es kommen immer mehr Menschen mit einem höheren Bildungsstand ins Rentenalter. Daraus ist abzuleiten, dass sich der Trend, etwas Neues zu lernen fortsetzt, da diese Menschen für Bildungsaktivitäten aufgeschlossen sind. Die Älteren in den Alten- und Pflegeheimen werden in absehbarer Zeit aufgrund ihres höheren Bildungsniveaus zunehmend andere Lern- und Bildungsangebote fordern. Die bisherigen standardisierten Angebote, die nicht immer auf das Individuum bezogene Beschäftigungsangebote, stellen keine angemessene Form von Bildung mehr dar. Es bestehen, trotz aller Fortschritte Barrieren bei der Umsetzung der Bildungsangebote. Dazu gehören die finanziellen Einschränkungen, begrenzte Ressourcen und die Notwendigkeit die individuellen Bedürfnisse der Bewohner zu erkennen und zu berücksichtigen. 84 Seite 10

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 6. Literaturverzeichnis Bloch, E. (1959). Das Prinzip Hoffnung. Suhrkamp. Frankfurt/Main. S. 40 Bubolz-Lutz, E. & Kricheldorff, C. (2005). Häusliche Pflegearrangements und Pflegebegleiter – Ein Modellprojekt auf der Grundlage von Empowerment. In: Klie, T.; Buhl, A.; Enzian, H.; Hedtke- Becker, A. & Wallraven-Dreisow, H. (Hrsg.) Die Zukunft der gesundheitlichen, sozialen und pflegerischen Versorgung älterer Menschen. Frankfurt a. M., Mabuse-Verlag, S. 169-180. Bubolz-Lutz, E. (2017). Non-formal selbstbestimmt: Selbstbestimmtes Lernen im Alter am Beispiel des „Denk-Raum 50 plus“. In: DIE Zeitschrift für Erwachsenenbildung (2017). Teilhabe im Alter. S. 30-32. Verfügbar unter: http//: www.die-bonn.de/id/35688 Bubolz-Lutz, E., Engler, S.; Kricheldorff, C. (2022): Geragogik – Bildung und Lernen im Prozess des Alterns. Stuttgart, Kohlhammer Cohen, G. D. (2009). Geistige Fitness im Alter, so bleiben Sie vital und kreativ. Deutscher Taschenbuch-Verlag, Frankfurt/Main. Dinkel, R. (1994): Demographische Altern. Ein Überblick unter besonderer Berücksichtigung der Mortalitätsentwicklungen. In: Baltes, P.; Mittelstraß, J; Staudinger, U.: Alter und Altern: Ein interdisziplinärer Studientext zur Gerontologie, Verlag DE Gruyter, Berlin. Klostermann, H. (1984). Alter als Herausforderung. Frauen über sechzig erzählen. Fischer Taschenbuch-Verlag, Frankfurt/Main. Kolland, F. (2006). Bildungsangebote für ältere Menschen. In: Bildungsforschung, Jahrgang 3, Ausgabe 2. URL: http//www.bildungsforschung.org/Archiv/2006-02/angebote/ Kolland, F. & Ahmadi, P. (2010). Bildung und aktives Altern. Bewegung im Ruhestand. Bertelsmann Verlag, Bielefeld. Lehr, U. (2007). Psychologie des Alterns. Quelle & Meyer Verlag, Heidelberg. Medizinischer Dienst der Krankenkasse (2007): Grundlagen der stationären Pflege nach §§ 114 H SGB X. Richtlinien der sozialen Betreuung. Meyer-Wolters, H. (2010). Zur psychosozialen Bedeutung von Bildung für ältere Menschen. Vortrag gehalten am 7. 5. 2010 im Rahmen der Dresdener Konferenz “Lebenslanges Lernen, Seniorenbildung und gesundes Altern im europäischen Kontext“; veröffentlicht als Tagungsdokumentation, Dresden, S. 8-12. Motel-Klingebiel, A., Wurm, S., Engstler, H. (2009): Deutscher Alterssurvey. Die zweite Lebenshälfte. Erhebungsdesign und Instrumente der dritten Befragungswelle, Deutsches Zentrum für Altersfragen (diskussionspapiere, 48). Berlin. Schramek, R.; Kricheldorff, C.; Schmidt-Hertha, B.; Steinfort-Diedenhofen, J. (Hrsg., 2018): Altern(n) – Lernen - Bildung. Ein Handbuch, Verlag Kohlhammer, Stuttgart. Staudinger, U.; Baumert, J. (2007): Bildung und Lernen jenseits der 50. Plastizität und Realität. In: Gruss, Peter (Hrsg.): Die Zukunft des Alterns. Die Antwort der Wissenschaft. Beck, München. S. 240-244. Thiele, P. (2009): In Zukunft mobil? Mobilität ist Zukunft. IHK-Journal. Thieme, F. (2008): Alter(n) in der alternden Gesellschaft. Eine soziologische Einführung in die Wissenschaft vom Alter(n). Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. 85 Seite 11

„CORPORATE INCUBATORS – EIN KOMPLEXES ÖKOSYSTEM ZWISCHEN UNTERNEHMEN UND DEREN Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 ÖKONOMISCHER UMWELT“ „CORPORATE INCUBATORS – EIN KOMPLEXES P. Pöchlauer1 ÖKOSYSTEM ZWISCHEN UNTERNEHMEN UND DEREN PhD Student University of Library Studies and Information ÖKONOMISCHER UMWELT“ Technologies, Sofia P. Pöchlauer1 Keywords: Corporate Incubators, Corporate Entrepreneurship, PhD Student University of Library Studies and Information Innovationsmanagement. Keywords: Corporate Incubators, Corporate Entrepreneurship, Innovationsmanagement. Technologies, Sofia ABSTRACT Unablässige Innovation stellt einen wesentlichen Erfolgsfaktor für Unternehmen dar, die auch in Zeiten hoher Dynamik wirtschaftlich erfolgreich sein und es auch langfristig bleiben wollen. ABSTRACT Unablässige Innovation stellt einen wesentlichen Erfolgsfaktor für Unternehmen dar, die auch in Zeiten hoher Dynamik wirtschaftlich erfolgreich sein und es auch langfristig bleiben wollen. Clayton M. Christensen beschrieb in seinem gleichnamigen Buch bereits 1997 das sogenannte Innovators Dilemma, wonach eben jene Strukturen, die Unternehmen in der Vergangenheit zu Wachstum und Erfolg verholfen haben, der Innovation und damit dem künftigen Erfolg oftmals hinderlich sein können. Clayton M. Christensen beschrieb in seinem gleichnamigen Buch bereits 1997 das sogenannte Innovators Dilemma, wonach eben jene Strukturen, die Unternehmen in der Vergangenheit zu Wachstum und Erfolg verholfen haben, der Innovation und damit dem künftigen Erfolg oftmals hinderlich sein können. Corporate Incubators stellen eine wissenschaftlich noch verhältnis- mäßig wenig untersuchte Möglichkeit dar, wie etablierte Unternehmen versuchen können, dieses Dilemma zu überwinden. Corporate Incubators stellen eine wissenschaftlich noch verhältnis- mäßig wenig untersuchte Möglichkeit dar, wie etablierte Unternehmen versuchen können, dieses Dilemma zu überwinden. 1 Patrick Pöchlauer; patrick.poechlauer@fh-steyr.at Seite 1 87

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 sondern ist eines im Sinne insbesondere 1. Einführung Insbesondere etablierten Unternehmen fällt es in der Praxis oftmals besonders schwer, radikale oder disruptive Innovationen zu generieren und erfolgreich umzusetzen. (vgl. Bilgram, Füller & Leitl, 2018, S. 24) Entrepreneurship oder Unternehmertum ist nicht, wie oftmals dargestellt auf die Gründung von Unternehmen beschränkt, sogenannten unternehmerischen Managements speziell auch für bestehende Organisationen von Wert. (vgl. Kuckertz, 2017, S. 3) Es umfasst das unternehmerische Handeln von der Gründung über alle Phasen des Lebenszyklus der Organisation hinweg, hinterfragt dabei Bestehendes und entwickelt neue Produkte und Dienstleistungen zur Befriedigung von Kundenbedürfnissen. (vgl. Pott & Pott, 2012, S. 3) International erfolgreiche Unternehmen hinterfragen kontinuierlich ihre Tätigkeitsfelder oder erweitern diese entsprechend unternehmerisch und machen damit Corporate Entrepreneurship zu einem belegbar wichtigen Faktor für nachhaltigen Unternehmenserfolg. (vgl. Engelen, Engelen & Bachmann, 2015, S. V) Produkte und Strategien lassen sich in unserer globalen, eng vernetzten Wirtschaft schnell kopieren. Unablässige Innovation ist es daher, die den Erfolg dauerhaft aufrechterhalten kann. Innovation ist somit die einzige nachhaltige Strategie zur langfristigen Wertschöpfung bzw. zur langfristigen Erfolgssicherung. (vgl. Hamel, 2013, S. 10) Innovation sollte ein fester Bestandteil der Unternehmenskultur sein, sollte also zur Mentalität und Gewohnheit werden. (vgl. Herger, 2017, S. 240) Insbesondere radikale Innovation braucht eine entsprechende Kultur, die es erlaubt bzw. dazu ermutigt anders als bisher üblich zu denken und zu handeln. (vgl. Meyer, 2012, S. 74) Das Betreiben interner Inkubatoren wird im Kontext dieser Arbeit einerseits, wie eingangs bereits dargestellt, als sehr ausgeprägte Form von Corporate Entrepreneurship verstanden und damit als ein mögliches Modell bzw. Werkzeug der Realisierung einer Innovationsstrategie betrachtet, da auch dieses Konzept bzw. dessen Effekte auf der Kombination von Innovativität, Proaktivität und Risikobereitschaft zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit aufbauen. (vgl. Engelen, 88 Seite 2

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Engelen, & Bachmann, 2015, S. 50) Andererseits erlaubt das Betreiben interner Inkubatoren, Agilität und Dynamik für das Start-up zu ermöglichen, also eine offenere und damit innovationsfreundlichere Ausgestaltung der Kultur (vgl. Guse & Mattes, 2018, S. 117) 2. Methode Es erfolgte eine traditionelle Literaturanalyse, um einerseits den thematischen Sachverhalt strukturiert zu erarbeiten und andererseits konkrete Kenntnis über das komplexe Ökosystem Corporate Incubator und dessen Einbettung zwischen Mutterunternehmen und dessen ökonomischer Umwelt zu gewinnen. 3. Ergebnis / Erkenntnis 3.1. Wirtschaftliches Ökosystem Corporate Incubator Corporate Incubators sind separate Unternehmenseinheiten, die eine eigene Ent- wicklungsumgebung bereitstellen, um radikale Innovationen in Zusammenarbeit mit Start-ups und Entrepreneurinnen und Entrepreneuren zu ermöglichen und zu be- schleunigen. (vgl. Schuh, Lau, Zimmermann & Vogt, 2017b, S. 2) Im Zentrum steht also die Verbindung von etablierten Unternehmen mit hoch dynamischen bzw. flexiblen Start-ups, (vgl. Enkel & Sagmeister, 2020, S. 2) um die Vorzüge beider „unternehmerischer Welten“ zu vereinen. Inkubatoren und ähnliche Formen, die die Zusammenarbeit von etablierten Unternehmen und Start-ups fördern, werden mitunter auch als sogenannte Innovations-Intermediäre bezeichnet. (vgl. Agogué et al., 2017, S. 182) Inkubatoren und Acceleratoren bieten eine Chance zur Symbiose bzw. Zusammenarbeit von etablierten Unternehmen (Konzernen) und Start-ups, wobei die großen Unternehmen Erfahrung, Finanzkraft, Prozesse, Disziplin, sowie etablierte Marken und Märkte bzw. Kundenstämme und die Start-ups hingegen Seite 3 89

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 unternehmerisches Denken, extreme Kundenorientierung, Offenheit für neue Technologien und eine ebensolche für bahnbrechende Ideen einbringen können. (vgl. Ellenberg, 2017, S. 182) Inkubatoren können damit abgegrenzt werden von einfachen, weniger dauerhaften bzw. beständigen Formen der Zusammenarbeit mit Start-ups, wie z. B. Hackathons oder ähnlichen „Innovationswettbewerben“. (vgl. Wójcik, Oblój, Wasowska & Wiercinski, 2020, S. 1165) Inkubatoren könnten also auch verstanden werden als (physischer oder virtueller) Ort der Zusammenarbeit zwischen etablierten und neuen Unternehmen. Wobei meist insbesondere wirtschaftlich noch eher unerfahrene Gründer oder Start-ups die Zusammenarbeit mit Inkubatoren suchen. (vgl. Spender, Corvello, Grimaldi & Rippa, 2017, S. 17) Die flexiblen Strukturen und die geringere Größe der Start-ups erlauben diesen damit oftmals eine Geschwindigkeit, die größeren Unternehmen unmöglich wäre. Geschwindigkeit ist im Zusammenhang mit Innovation ein sehr wesentlicher Punkt, da potenzielle Innovationen, die zu spät auf dem Markt eingeführt werden, mitunter bereits wieder obsolet geworden sein könnten, in besonders schnelllebigen Branchen. (vgl. Anand, 2019, S. 12) insbesondere Wesentlich ist an dieser Stelle anzumerken, dass Corporate Incubators nicht ausschließlich Start-ups, sondern gleichermaßen Intrapreneurinnen und Intrapreneure des Mutterunternehmens bei der Generierung und Förderung von (radikaler) Innovation fördern. (vgl. Schuh, Lau, Zimmermann & Vogt, 2017b, S. 3) Inkubatoren können als Strukturen und Werkzeuge angesehen werden, die eine Entwicklungs- umgebung für erfolgreiche Unternehmen, Produkte und Geschäfts-modelle zur Verfügung stellen. (vgl. Peters, Rice & Sundararajan, 2004, S. 84) Inkubatoren können nach Acceleratoren und sogenannten „Company Buildern“ unterschieden werden. Accelerator-Programme dauern in der Regel nur einige Monate und fokussieren vor allem auf die finanzielle Unterstützung von Start-ups. Hingegen dauern Company-Builder-Programme länger und begleiten die Start-ups nicht nur mit einem Mentorenprogramm, sondern stellen umfangreiche Strukturen zur Verfügung, um neue Unternehmen schneller und flexibler zu fördern. (vgl. Ellenberg, 2017, S. 200) 90 Seite 4

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Dieser Argumentation folgend wären Inkubatoren hier der Überbegriff über ver- schiedene Typologien. Das wesentlichste Unterscheidungsmerkmal zwischen Acceleratoren und Inkubatoren stellt die Zeitdauer der angebotenen Leistungen dar, die sich inhaltlich meist kaum voneinander unterscheiden. (vgl. Selig, Gasser, & Baltes, 2018, S. 3) Inkubatoren können dabei als Kompetenzzentren von Unter- nehmen betrachtet werden, die es durch die Bündelung aller Innovationsaktivitäten ermöglichen sollen, deren Erfolgswahrscheinlichkeit gezielt zu fördern. (vgl. Turrin, 2019, S. 7) In Wissenschaft und Praxis hat sich bis heute keine einheitliche Begriffsdefinition durchgesetzt. Dieser Arbeit wird ein sehr breites Verständnis der Begriffe „Corporate Incubator“ bzw. interner Inkubator zugrunde gelegt. Darunter wird eine von etablierten Unternehmen betriebene, räumlich bzw. organisatorisch getrennte, Organisationsform mit dem Zweck, die Innovationsfähigkeit durch Bereitstellung geeigneter Strukturen, Ressourcen und Prozesse zu steigern, verstanden. Die geförderte bzw. ermöglichte Leistung innerhalb des Inkubators reicht dabei von der Generierung und der Entwicklung bis zur Vermarktung bzw. Markteinführung neuer Produkte und Dienstleistungen. (vgl. Schuh, Vogt, Lau, & Bickendorf, 2017c, S. 1) Wesentlich ist an dieser Stelle anzumerken, dass die Ziele des Inkubators auch an den Unternehmenszielen ausgerichtet sein sollten bzw. in der Praxis auch meist davon abgeleitet werden. (vgl. Schuh, Lau, Zimmermann, & Vogt, 2017b, S. 3) 3.2. Zusammenhang mit dem Mutterunternehmen Die Zusammenarbeit zwischen Inkubator und Mutterunternehmen bzw. deren Gestaltung nehmen einerseits eine zentrale Rolle in der Ausgestaltung bzw. Auslegung des Inkubators selbst ein, sind andererseits aber auch eine wesentliche Determinante des Erfolgs für beide beteiligten Organisationseinheiten. (vgl. Schuh, Lau, Vogt & Zimmermann, 2017a, S. 10) Seite 5 91

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Wert wird letztlich bei Inkubatoren dadurch generiert, dass die Ergebnisse in das Mutterunternehmen übergeführt bzw. von diesem verwertet werden können. (vgl. Wójcik, Oblój, Wasowska & Wiercinski, 2020, S. 1177) Die An- bzw. Einbindung des Inkubators an ein Mutterunternehmen stellt ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal von Corporate Incubators zu anderen Inkubator-Typen dar und führt zur wesentlichen Herausforderung verschiedener Transferleistungen, insbesondere des Wissenstransfers zwischen beiden beteiligten Unternehmenseinheiten. (vgl. Kötting, 2020, S. 492) Wie oben angeführt, reicht die eigentliche Inkubationsleistung bis zur Vermarktung der Innovation, wobei diese Vermarktung in das Mutterunternehmen) oder extern (durch Verkauf der Innovation, Vermarktung durch den Inkubator oder die Gründung eines Spin-Offs) erfolgen kann. (vgl. Schuh, Vogt, Lau & Bickendorf, 2017c, S. 2) intern (also durch Integration Einen möglichen Modus der Zusammenarbeit unter Berücksichtigung der angeführten Möglichkeiten der Vermarktung zeigt die nachfolgende Abbildung. Abbildung 1: Zusammenhang zwischen Mutterunternehmen, Inkubator und Umwelt (Quelle: In Anlehnung an Schuh, Lau, Vogt & Zimmermann, 2017a, S. 4) 92 Seite 6

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Der Innovationsprozess des Mutterunternehmens ist hier in Form eines sogenannten Stage-Gate-Modells dargestellt. Das Stage-Gate-Modell beschreibt dabei grundsätzlich den sogenannten Ideentrichter und wie aus einer Vielzahl an Ideen am breiten Ende des Trichters, zu Beginn des Ablaufes, durch ein strukturiertes Vorgehen am schmalen Ende des Trichters eine (geringere) Anzahl an zielgerichtet umgesetzten Innovationsvorhaben zustande kommen kann und am Ende noch einem Review unterzogen wird. (vgl. Völker, Thome & Schaaf, 2012, S. 87) Es handelt sich dabei um ein mehrstufiges Standardschema für Innovationsprozesse, bei dem jede dieser Phasen mit einem sogenannten „Gate“ oder auch „Quality Gate,“ jeweils in Form eines interdisziplinären Meetings, endet und jedes Mal die Ergebnisse überprüft werden und festgestellt wird, ob das Vorhaben entsprechend in die nächste Phase übergehen kann oder ob es eventuell sogar abgebrochen werden sollte. (vgl. Vahs & Brem, 2015, S. 240f.) Dabei können Ideen, die im Mutterunternehmen ihren Ursprung genommen haben, beispielsweise entsprechend sehr früh an den Inkubator delegiert werden, um dort schließlich weiter ausgearbeitet zu werden und werden dann einem Check in Form eines Quality-Gates unterzogen, wenn sie bzw. ihre Ergebnisse zu einem späteren Zeitpunkt wieder in das Mutterunternehmen zurückgeführt werden sollen. Der eigentliche Inkubationsprozess umfasst somit alle Schritte von einer sehr frühen Phase der Ideengenerierung bis zu irgendeiner Form der Kapitalisierung am Ende des Prozesses. Dabei kann der Prozess (Auswahl und Ideengenerierung), eine eigentliche Inkubationsphase (Entwicklung und Wachstum) und eine Nachphase oder Exit-phase (Vermarktung) unterteilt werden. (vgl. Hirte, Münch & Drost, 2017, S. 201) Die Arbeit des Inkubators unterscheidet sich meist deutlich vom Tagesgeschäft des Mutterunternehmens, was die Zusammenarbeit mangels Verständnisses für die Abläufe und Rahmenbedingungen durch das Stammpersonal oftmals erschwert. (vgl. Schuh, Vogt, Lau & Bickendorf, 2017c, S. 2) Neben Personal und anderen Ressourcen wird dem Inkubator seitens des Mutterunternehmens meist auch Wissen zuteil, in eine Vorphase Seite 7 93

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 insbesondere in Bezug auf Business-Pläne, Team- sowie Strategieentwicklung und dergleichen. (vgl. Branstad, 2010, S. 296) Der Transfer vom Inkubator in das Mutterunternehmen, beispielsweise in die Serienfertigung, wird immer wieder als eine der größten Herausforderungen des Innovationsprozesses im Zusammenhang mit Inkubatoren angeführt. (vgl. Schuh, Vogt, Lau & Bickendorf, 2017c, S. 2) Dieser Transfer stellt aber nicht nur für eigentliche Inkubatoren, sondern für Innovation Labs und ähnliche, auf Innovation ausgerichtete, Unternehmenseinheiten eine große Hürde dar. (vgl. Fecher, Winding, Hutter & Füller, 2018, S. 573) Wesentlich ist an dieser Stelle anzumerken, dass der Transfer, insbesondere der Wissenstransfer bidirektional erfolgt, was auch bedeutet, dass der Inkubator als Teil des Innovationsprozesses bzw. Innovationssystems des Gesamtunternehmens betrachtet werden sollte. (vgl. Kötting, 2020, S. 477) Die Entscheidung über die Form der Vermarktung (oftmals als Exitpfad des Inkubationsprozesses bezeichnet), stellt den Abschluss des Inkubationsprozesses dar. Es muss an dieser Stelle unter verschiedenen Gesichtspunkten entschieden werden, ob das Inkubationsergebnis in das Mutterunternehmen integriert oder extern verwertet werden soll, entweder als Spin-off (in Form der Gründung einer eigenen Gesellschaft) oder in Form eines Spin-outs (durch Verkauf oder Lizensierung). (vgl. Schuh, Lau, Vogt & Zimmermann, 2017a, S. 11) Relevant für die Entscheidung über die Integration (Spin-in) ist vor allem der sogenannte strategische Fit mit dem Mutterunternehmen. (vgl. Schuh, Lau, Vogt & Zimmermann, 2017a, S. 11) Dieser strategische Fit stellt einen wesentlichen Grundgedanken des strategischen Managements dar und zielt darauf ab, das Unternehmen konsequent auf die Anforderungen seiner Umwelt bzw. seines Umfeldes auszurichten. (vgl. Bea & Haas, 2005, S. 16) Der strategische Fit beruht auf der Hypothese, dass die Umwelt bzw. das Unternehmensumfeld, (externes) strategisches Verhalten und die (interne) Struktur 94 Seite 8

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 eines Unternehmens in Wechselbeziehung zueinander stehen bzw. zusammen- hängen (vgl. Ansoff, 2007, S. 15) Konkret bedeutet dies, dass die umgesetzte Innovation für einen erfolgreichen Spin-in zum Mutterunternehmen und dessen (strategischer) Ausrichtung passen sollte. 4. Literaturverzeichnis Agogué, M., Berthet, E., Fredberg, T., Le Masson, P., Segrestin, B., Stoetzel, M., Wiener, M. & Yström, A. (2017). Explicating the role of innovation intermediaries in the "unknown": a contingency approach. Journal of Strategy and Management Vol. 10 No. 1, S. 19-39. Anand, C. (2019). The Greenhouse Approach. Cultivating Intrapreneurship in Companies and Organizations. Toronto: Dundurn. Ansoff, H. I. (2007). Strategic Management (11. Ausg.). Basingstoke: Palgrave Macmillan. Bea, F. X. & Haas, J. (2005). Strategisches Management (4. Ausg.). Stuttgart: Lucius & Lucius. Bilgram, V., Füller, J. & Leitl, M. (April 2018). Wie Innovationen Erfolg haben. Harvard Business Manager, S. 22-33. Branstad, A. (2010). A study of management tasks and stakeholders in a hybrid corporate incubator. European Journal of Innovation Management Vol 13 No. 3, S. 294-312. Ellenberg, J. (2017). Der Startup Code. Was der Mittelstand von Startups lernen kann und muss. Esslingen: Status Verlag. Engelen, A., Engelen, M. & Bachmann, J.-T. (2015). Corporate Entrepreneurship - Unternehmerisches Management in etablierten Unternehmen. Wiesbaden: Springer Gabler. Enkel, E. & Sagmeister, V. (2020). External corporate venturing models as new way to develop capabilities. Technovation 96-97, S. 1-14. Fecher, F., Winding, J., Hutter, K. & Füller, J. (11. Juni 2018). Innovation labs from a participants' perspective. Journal of Business Research Vol. 110, S. 567-576. Guse, P. & Mattes, F. (2018). Robert Bosch: Grow - The Platform for Startups/Scaleups. In F. Mattes, & R.-C. Ohr, Scaling-Up Corporate Startups (S. 117-126). Wiesbaden: Eigenverlag. Hamel, G. (2013). Worauf es jetzt ankommt. Erfolgreich in Zeiten kompromisslosen Wandels, brutalen Wettbewerbs und unaufhaltsamer Innovation. Weinheim: WILEY-VCH. Herger, M. (2017). Das Silicon Valley Mindset. Kulmbach: Plassen. Hirte, R., Münch, J. & Drost, L. (2017). Incubators in Multinational Corporations. Development of a corporate incubator operator model. 2017 International Conference on Engineering, Technology and Innovation (ICE/ITMC) (S. 195-202). Madeira: IEEE. Kötting, M. (2020). Corporate incubators as knowledge brokers between busines sunits and ventures. A systematic review and avenues for future research. European Journal of Innovation Management Vol. 23, S. 474-498. Kuckertz, A. (2017). Management: Corporate Entrepreneurship. Wiesbaden: Springer Gabler. Seite 9 95

Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Meyer, J.-U. (2012). radikale innovation. das handbuch für marktrevolutionäre. Göttingen: BusinessVillage. Peters, L., Rice, M. & Sundararajan, M. (2004). The Role of Incubators in the Entrepreneurial Process. Journal of Technology Transfer 29, S. 83-91. Pott, O. & Pott, A. (2012). Entrepreneurship. Berlin Heidelberg: Springer Gabler. Schuh, G., Lau, F., Vogt, F. & Zimmermann, R. (2017a). Gestaltung von Corporate Inkubatoren. Aachen: Fraunhofer Institut für Produktionstechnologie IPT. Schuh, G., Lau, F., Zimmermann, R. & Vogt, F. (2017b). Configuration Options for Corporate Incubators. Development of a Description Model Using the Morphological Analysis Method. Proceedings of PICMET '17: Technology Management for Interconnected World (S. 1-10). New York: IEEE. Schuh, G., Vogt, F., Lau, F. & Bickendorf, P. (2017c). Concept of Innovation Transfer from Corporate Incubators. 2017 Proceedings of PICMET'17: Technology Management for Interconnected World (S. 1-11). New York: IEEE. Selig, C. J., Gasser, T. & Baltes, B. H. (2018). How Corporate Accelerators foster Organizational Transformation: An internal Perspective. 2018 IEEE International Conference on Engineering, Technology and Innovation (ICE/ITMC) (S. 1-9). Stuttgart: IEEE. Spender, J.-C., Corvello, V., Grimaldi, M. & Rippa, P. (2017). Startups and open innovation: a review of the literature. European Journal of Innovation Management Vol. 20 No. 1, S. 4-30. Turrin, R. (2019). Innovation Lab Excellence. Gold River: Authority Publishing. Vahs, D. & Brem, A. (2015). Innovationsmanagement. Von der Idee zur erfolgreichen Vermarktung (5. Ausg.). Stuttgart: Schäffer-Poeschel. Völker, R., Thome, C. & Schaaf, H. (2012). Innovationsmanagement. Bestandteile - Theorien - Methoden. Stuttgart: W. Kohlhammer. Wójcik, P., Oblój, K., Wasowska, A. & Wiercinski, S. (2020). Corporate acceleration proecess: a systems psychodynamics perspective. Journal of Organizational Change Management Vol. 33 No. 6, S. 1163-1180. 96 Seite 10

„Die Regulierung von Krypto-Vermögenswerten Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 in Europa und Deutschland“ „Die Regulierung von Krypto-Vermögenswerten Christopher Reh1 in Europa und Deutschland“ PhD Student University of Library Studies and Information Christopher Reh1 Technologies, Sofia PhD Student University of Library Studies and Information Keywords: Krypto-Vermögenswerte, MiCA, DORA, KAGB, eWpG Technologies, Sofia ABSTRACT ABSTRACT Keywords: Krypto-Vermögenswerte, MiCA, DORA, KAGB, eWpG Die Europäische Union hat ein „Digital Finance Package“ aufgelegt, welches am 24. September 2020 veröffentlicht wurde. Das Paket der EU enthält Legislativvorschläge zur Klassifizierung und Definition von Krypto- Vermögenswerten sowie Vorschläge zu digitaler Widerstands- und Wettbewerbsfähigkeit der Marktteilnehmer innerhalb der Euro-päischen Union. Der Verbraucherschutz, die Marktintegrität und die finanzielle Stabilität des Finanzsystems nehmen ebenfalls eine wichtige Rolle in den Vorschlägen ein. Innovationen und technische Entwicklungen, insbeson- dere im digitalen Finanzsektor, sollen dadurch gefördert werden. Ebenso soll in der EU ein harmonisierter Rechtsrahmen geschaffen werden. Der Finanzdienstleistungssektor soll den neuen gesetzlichen Anforderungen zur Integration neuer Technologien gerecht werden. Neben der „Regulation on Markets in Crypto-Asset“ (MiCA) sind insbesondere der „Digital Operational Resilience Act“ (DORA) und das DLT Pilot Regime Teile des umfassenden Pakets. Die Europäische Union hat ein „Digital Finance Package“ aufgelegt, welches am 24. September 2020 veröffentlicht wurde. Das Paket der EU enthält Legislativvorschläge zur Klassifizierung und Definition von Krypto- Vermögenswerten sowie Vorschläge zu digitaler Widerstands- und Wettbewerbsfähigkeit der Marktteilnehmer innerhalb der Euro-päischen Union. Der Verbraucherschutz, die Marktintegrität und die finanzielle Stabilität des Finanzsystems nehmen ebenfalls eine wichtige Rolle in den Vorschlägen ein. Innovationen und technische Entwicklungen, insbeson- dere im digitalen Finanzsektor, sollen dadurch gefördert werden. Ebenso soll in der EU ein harmonisierter Rechtsrahmen geschaffen werden. Der Finanzdienstleistungssektor soll den neuen gesetzlichen Anforderungen zur Integration neuer Technologien gerecht werden. Neben der „Regulation on Markets in Crypto-Asset“ (MiCA) sind insbesondere der „Digital Operational Resilience Act“ (DORA) und das DLT Pilot Regime Teile des umfassenden Pakets. Mit der erfolgten Umsetzung der Initiativen werden neue Techno-logien, wie beispielsweise Distributed-Ledger- und Blockchain-Technologie, rechtlich in die europäische und deutsche Legislative eingebunden. Die Vereinheitlichung eines rechtlichen Regelwerks auf supranationaler Ebene vereinfacht die innereuropäische Verständigung. Die legislativen Bestrebungen auf europäischer und nationaler Ebene werden in dieser Veröffentlichung dargestellt und kritisch reflektiert. Mit der erfolgten Umsetzung der Initiativen werden neue Techno-logien, wie beispielsweise Distributed-Ledger- und Blockchain-Technologie, rechtlich in die europäische und deutsche Legislative eingebunden. Die Vereinheitlichung eines rechtlichen Regelwerks auf supranationaler Ebene vereinfacht die innereuropäische Verständigung. Die legislativen Bestrebungen auf europäischer und nationaler Ebene werden in dieser Veröffentlichung dargestellt und kritisch reflektiert. 1 Christopher Reh; D-54636 Idesheim, Welschbilliger Straße 5; chris.reh1991@gmail.com 1 Christopher Reh; D-54636 Idesheim, Welschbilliger Straße 5; chris.reh1991@gmail.com 99 Seite 1

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 1. Einführung Seit einigen Jahren sind die Europäische Union und die nationalen gesetzgebenden Organe bestrebt, einen legislativen Vorschlag zu verfassen, der die Integration der neuen Technologien und Krypto-Vermögenswerte als neue Assetklasse in die bestehenden Gesetze ermöglicht. Abbildung 1: Übersicht der rechtlichen Rahmenbedingungen für Krypto-Vermögenswerte in Europa und Deutschland Abbildung 1 stellt die rechtlichen Rahmenbedingungen für Krypto-Vermögenswerte dar. Im oberen Teil werden die europäischen Regulierungen und Verordnungen dargestellt. Im unteren Teil sind deutsche Gesetze aufgeführt, die Einfluss auf Krypto- Vermögenswerte haben. Für die Verwendung von Distributed-Ledger-Technologien (DLT) und Dienstleistungen in Zusammenhang mit Krypto-Vermögenswerten erleichtert ein rechtliches Rahmen- werk auf supranationaler Ebene die Anerkennung dessen. Hierzu sind Fragen bzgl. der Integration von Krypto-Vermögenswerten und der DLT in das bestehende 100 Seite 2

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 rechtliche Rahmenwerk zu klären. Weitere Fragestellungen liegen beispielsweise in der Umsetzung des Anlegerschutzes, der Marktintegrität und der Finanzstabilität. Die vorliegende Veröffentlichung zeigt auf, wie der aktuelle Stand der Legislative auf europäischer Ebene und in Deutschland ist und welche juristischen Themenstellungen noch bearbeitet werden müssen 2. Methode Die Veröffentlichung basiert auf der Recherche und Zusammenführung der notwen- digen Informationen anhand aktueller Literatur, Artikeln und Veröffentlichungen der EU sowie legislativer Verfahren. In dieser Veröffentlichung wurde eine systematische Recherche angewendet. Dazu wurden insbesondere Datenbanken nach relevanten Keywords durchsucht und zuzuordnende Artikel in der Recherche verwendet. Die Europäische Union ist ein wesentlicher Treiber für die Implementierung von Regulierungen, insbesondere bei der Einführung des „Digital Finance Package“. Da die Europäische Union nicht in allen Bereichen direkte Gesetzeskraft in den Mitgliedsstaaten erreichen kann, ist die Umsetzung der nationalen Gesetzgebungs- organe für die Anwendung von essenzieller Bedeutung. Es wird erst auf die wesentlichen Regelungen auf europäischer Ebene wie beispielsweise DORA und MiCA eingegangen und anschließend die Regulierung in Deutschland betrachtet. Dies umfasst vor allem das Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB), Gesetz über elektronische Wertpapiere (KWG) und Geld- wäschegesetz (GWG). 3. Ergebnis / Erkenntnis Nachfolgend sind die Erkenntnisse dieser Veröffentlichung dargestellt. Es werden die wesentlichen Bestrebungen zur Regulierung auf europäischer Ebene und in Deutschland beschrieben. (eWpG), Kreditwesengesetz 101 Seite 3

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 a. Die Regulierung auf Ebene der EU Investmentfonds, Anbieter von Krypto-Dienstleistungen oder Der „Digital Operational Resilience Act“ (DORA) ist im Januar 2023 in Kraft getreten. Es ist eine 24-monatige Umsetzungsfrist vorgesehen, sodass die Pflichten, die aus DORA hervorgehen, bis Januar 2025 von den betroffenen Unternehmen umgesetzt werden müssen. Ziel des DORA ist die Festlegung von einheitlichen Anforderungen an die Sicherheit von Informationssystemen und Netzwerken von Finanzunternehmen. Die Verordnung gilt beispielsweise für Versicherungs- und Zentralverwahrer, Verwalter Rückversicherungsunternehmen, Kreditinstitute, alternativer im Allgemeinen für „Finanzunternehmen“ (DORA Art.2 Abs. 3). Betroffen davon sind neben den eingangs genannten Finanzunternehmen auch Dienstleister für Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). Diese gelten als kritische Drittdienstleister, welche Finanzunternehmen die notwendige technische Infrastruktur bereitstellen. Das Ziel der Sicherstellung der Betriebsstabilität soll damit gewährleistet werden. Die Finanzunternehmen müssen in der Lage sein, auf gewisse Bedrohungen, wie beispielsweise Cyberangriffe, angemessen reagieren zu können. Die Kernthemen der DORA-Verordnung sind: Ausgestaltung des IKT-Risikomanagementsystems inklusive der Anforderungen an das Business Continuity Management mit Stärkung des Informationsrisiko- und Informationssicherheitsmanagements, Behandlung von IKT-Vorfällen und deren Meldung, Testprogramm zur Prüfung der operationalen Resilienz durch die Unternehmen und Steuerung und Überwachung von IKT-Drittdienstleisterrisiken mit verstärkten Anforderungen an das 3rd & 4th Party Risk Management (vgl. Buchmüller/Schmolz 2023). Branchenverbände wie der BVI üben Kritik an DORA, dass hohe Hürden und zusätzliche umfangreiche Dokumentationsanforderungen an Finanzunternehmen gestellt werden. Insbesondere übt der BVI Kritik an den Indikatoren, die in einem Informationsregister gemeldet werden müssen und nach denen künftig kritische 102 Seite 4

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Anbieter von Informations- und Kommunikationstechnik für eine weitere Überwachung auf EU-Ebene identifiziert werden sollen. (vgl. BVI 2023). Der Bayrische Genossenschaftsverband kritisiert ebenfalls die Verordnung. Die neue Regelung würde nicht ausreichend die bereits bestehenden Auflagen zur Informationssicherheit im Finanzsektor berücksichtigen. Die neue Regelung führt zu einer verschärften Doppelregulierung und nicht zu Ergänzungen der bestehenden Vorkehrungen (vgl. Ehrenfried 2021). Trotz der Kritik kann DORA den bestehenden Rechtsrahmen ergänzen. Insbesondere die Systemsicherheit ist eine wesentliche Voraussetzung für das Vertrauen in die neuen Technologien. Eine weitere relevante EU-Verordnung stellt die „Regulation on Markets in Crypto- Assets“ (MiCA) dar. Die MiCA verfolgt das Ziel, Innovationen und Wettbewerbs- potentiale in Bezug auf Krypto-Vermögenswerte in Europa weiter zu erschließen, zu fördern und Hindernisse zu beseitigen, die aufgrund fragmentierter nationaler Rahmenwerke bestehen. Des Weiteren soll die ordnungsgemäße Funktion des Marktes für Kryptowährungen sowie die Gewährleistung des Anlegerschutzes, der Marktintegrität und der Finanzstabilität sichergestellt werden. Ebenfalls sind in der MiCA Regelungen enthalten, die Marktmissbrauch, Insidergeschäfte und Marktmanipulation verhindern sollen (vgl. Huertas et. al. 2022). Die MiCA ist im Juni 2023 in Kraft getreten und muss bis Ende Dezember 2024 von den betroffenen Finanzunternehmen umgesetzt sein. Zukünftig werden Teile der Geschäftstätigkeiten mit Krypto-Vermögenswerten in der europäischen Union unter die MiCA fallen (vgl. Huertas et. al. 2022). 103 Seite 5

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 fallen Abbildung 2: Anwendungsbereich der MiCA (eigene Abbildung) Abbildung 2 zeigt den Anwendungsbereich der MiCA in Hinblick auf die Produkte. Darunter insbesondere Krypto-Vermögenswerte, die bisher nicht unter bestehende Vorschriften fallen. Dazu gehören beispielsweise Asset-referenzierte Token (ART), elektronische Geldmünzen (EMT) oder Utility-Token. Ein Teilbereich der Utility-Token und der Nicht-fungiblen Token (NFT), die beispielsweise zur Tokenisierung von digitaler Kunst oder Immobilien verwendet werden, sind von der MiCA-Verordnung ausgeschlossen. In diesem Fall sind die Produkte einzigartig und nicht austauschbar. Wird ein NFT jedoch fraktioniert, fällt dieser wiederum unter die MiCA. Dies umfasst Serien oder Sammlungen von NFTs, auch wenn diese nur für eine kleine Anzahl von Investoren ausgerichtet ist (vgl. Kaulartz/Holl 2022). Allerdings ist eine eindeutige Definition von Serie oder Sammlung in der MiCA nicht enthalten, sodass dies zu Unsicherheiten in der Praxis führen kann. Ausgeschlossen sind ebenso Security Token, da diese wie Wertpapiere behandelt werden und unter bestehende Regulierungen fallen. Neben den Produkten werden auch Dienstleistungen in der MiCA definiert, welche mit Krypto-Vermögenswerten in Verbindung stehen, insbesondere Dienstleistungen für 104 Seite 6

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 fungible Krypto-Vermögenswerte. Dazu gehören die im Folgenden aufgeführten Krypto-Dienstleistungen: die Verwahrung und Verwaltung von Krypto-Vermögenswerten, der Betrieb von Handelsplattformen für Krypto-Vermögenswerte, der Tausch von Krypto-Vermögenswerten gegen Geld oder andere Krypto-Vermögenswerte, die Beratung zu Krypto-Vermögenswerten oder das Portfoliomanagement für Krypto-Vermögenswerte. Diese Dienstleistungen ähneln zum Großteil den Dienstleistungen, die bereits in der MiFID-Verordnung geregelt sind, allerdings mit anderen Produkten (vgl. Kunz/Kloka 2022). Die dritte Definitionsebene des Anwendungsbereiches der MiCA sind die betroffenen Unternehmen. Diese fallen unter die MiCA, wenn sie als sogenannte Virtual Asset Service Provider Krypto-Vermögenswerte ausgeben oder Dienstleistungen in diesem Bereich anbieten. Das Verleihen bzw. die Kreditvergabe mittels Krypto-Vermögenswerten wird allerdings auf nationaler Ebene geregelt. Auch die Bekämpfung von Geldwäsche ist ein Bestandteil der MiCA. Die Anforderungen, die sich aus der MiCA ergeben, sind auch für nicht europäische Unternehmen relevant, sofern diese Unternehmen Kunden in der Europäischen Union haben. Sollten diese Unternehmen jedoch im Rahmen von „reverse solicitation“ auf Initiative eines in der EU ansässigen Kunden angesprochen werden, so sind diese Dienstleistungen unter Beachtung von strengen Regeln befreit (vgl. Huertas et. al. 2022). Eine wichtige Anforderung der MiCA für Emittenten von Krypto-Vermögenswerten ist es, ein Whitepaper im Internet zu veröffentlichen, wenn Krypto-Vermögenswerte öffentlich in der Europäischen Union angeboten werden. Das Whitepaper muss neben den Informationen zum Emittenten des Krypto-Vermögenswertes auch Informationen über das Projekt des Anbieters, Beschreibung des Krypto-Vermögenswertes, der zugrundeliegenden Technologie, Informationen über die Rechte und Pflichten der 105 Seite 7

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Anleger und Aufklärung über die Risiken des Krypto-Vermögenswerts enthalten (vgl. Deloitte 2023). Kostenlos angebotene oder einzigartige Krypto-Vermögenswerte (NFTs) haben keine Verpflichtung zur Veröffentlichung eines Whitepapers. Ebenso ist ein Whitepaper nicht erforderlich, wenn weniger als 150 natürliche oder juristische Personen angesprochen werden oder sich das Angebot nur an qualifizierte Anleger richtet. Bieten Emittenten Asset-referenzierte Token (ART) und elektronische Geld-Token (EMT) an, unterliegen sie zusätzlichen Anforderungen. Unter anderem zählen dazu die Offenlegung der Strategie sowie der verwendeten Verfahren zum Risiko- management. Nationale Aufsichtsbehörden können zusätzliche Anforderungen an die Emission dieser Token stellen. Krypto-Vermögensdienstleister unterliegen aufgrund der MiCA einer Zulassungs- pflicht. Um als Dienstleister für Krypto-Vermögenswerte zugelassen zu werden, muss das Unternehmen einen Sitz in einem EU-Mitgliedsstaat haben und von einer nationalen Finanzbehörde genehmigt sein. Innerhalb der EU kann die zugelassene Dienstleistung dann über den EU-Mitgliedsstaat hinaus, in andere EU-Länder erbracht werden. Die MiCA sieht für Krypto-Vermögensdienstleister allgemeine Wohlver- haltensregeln vor, die die Unternehmen unter anderem zum Handeln im Interesse des Kunden, zur Überprüfung der Eignung bestimmter Akteure im Unternehmen, zur schnellen und gerechten Bearbeitung von Beschwerden, zur Überwachung von Auslagerungen und zu diversen weiteren Punkten verpflichten. Dienstleister, die die Verwahrung von Krypto-Vermögenswerten anbieten, müssen für den Verlust der Vermögenswerte im Falle von Fehlfunktionen oder Cyberangriffen haften. Außerdem müssen sie getrennte Bestände führen sowie eine tägliche Berichterstattung ermöglichen. Erhaltene Kundengelder müssen bis zum Ende eines Geschäftstages zu einer Zentralbank oder zu einem Kreditinstitut zur Hinterlegung transferiert werden. Nach Abschluss eines Geschäftes muss spätestens nach 24 Stunden eine endgültige Abrechnung vorliegen. Außerdem muss die Belastbarkeit des Handelssystems gewährleitet sein (vgl. Huertas et. al. 2022). 106 Seite 8

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Insgesamt reguliert die MiCA viele Aspekte zur Nutzung der neuen Technologien und leistet damit einen Beitrag zu einem digitalen Finanzmarkt. Zu kritisieren ist, dass NFTs zumindest teilweise von dem Anwendungsbereich der MiCA ausgeschlossen sind und somit in diesen Fällen keine Rechtssicherheit besteht. Gerade für NFTs ist es wichtig, dass sich die Gesetzgeber auf europäischer Ebene auf Auslegungsrichtlinien einigen, um die Rechtsunsicherheiten zu reduzieren. Eine weitere für diese Arbeit relevante rechtliche Regelung auf europäischer Ebene ist die EU-Verordnung 2022/858 über eine Pilotregelung für auf Distributed-Ledger- Technologie basierende Marktinfrastrukturen. Distributed-Ledger-Technologien und Krypto-Vermögenswerte wurden bisher bei der Erstellung von Rechtsvorschriften nicht berücksichtigt. Dies kann die Emission und den Handel deutlich einschränken oder sogar verhindern. Es fehlen ebenso geeignete Handelssysteme, sogenannte Marktinfrastrukturen, für Krypto-Vermögenswerte. Dabei kann die Entwicklung eines Sekundärmarktes zu Vorteilen für die Marktteilnehmer führen, wie beispielsweise zu einer höheren Effizienz und einer verbesserten Transparenz in Handels- und Abwicklungstätigkeiten. In diesem Zusammenhang ist eine rechtliche Regelung in Bezug auf die Distributed-Ledger-Technologie und Krypto-Vermögenswerte für die zuvor genannten Bereiche, wie beispielsweise den Anlegerschutz, von hoher Wichtigkeit. Insbesondere Anforderungen an die Transparenz, Sicherheit und Zuverlässigkeit in Verbindung mit DLT müssen rechtlich definiert werden (EU- Verordnung 2022/858 vom 30. Mai 2022: 1-5, L 151/2). Handelssysteme stellen eine wesentliche Voraussetzung für einen funktionierenden Markt dar. Mit der Pilotregelung wurden die rechtlichen Grundlagen für die Etablierung von Handelssystemen und - plätzen für die neuen Technologien eingeführt. Die Europäische Union hat mit den vorgenannten Regulierungen wesentliche Aspekte zur Implementierung der DLT, der Blockchain und von Krypto- Vermögenswerten in das rechtliche Rahmenwerk vorgenommen. Im folgenden Kapitel wird die Umsetzung auf nationaler Ebene dargestellt. 107 Seite 9

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 b. Regulierung in Deutschland Die Regulierung auf europäischer Ebene hat einen starken Einfluss auf die Regulierung in Deutschland. Relevante Gesetze/Regulierungen Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 EU-weit Markets in Crypto-Assets Regulations (MiCA) Digital Operational Resilience Act (DORA) Distributed Ledger Technology (DLT) Pilotregelung 5. AML-Direktive (Änderungsrichtlinie zur 4. AML-Direktive) Deutschland Änderungen Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) durch das Fondsstandortgesetz (FoStoG) Gesetz über elektronische Wertpapiere (eWpG) Änderungen Kreditwesengesetz (KWG) Vorschlag EU-Kommission 24.09.2020 Vorschlag EU-Kommission September 2020 Inkrafttreten 29.06.2023 Inkrafttreten 17.01.2023 Umsetzungsfrist 30.12.2024 Umsetzungsfrist 17.01.2025 Inkrafttreten 19.06.2022 Umsetzungsfrist 23.03.2023 Inkrafttreten 10.07.2018 Umsetzung in nationales Recht 10.01.2020 Inkrafttreten 02.08.2021 Inkrafttreten 10.06.2021 Inkrafttreten 01.01.2020 Inkrafttreten 29.11.2019 Umsetzung der 5. AML-Direktive in nationales Recht Abbildung 3: Regulatorische Zeittafel für die Regulatorik von Krypto-Vermögenswerten (eigene Abbildung, in Anlehnung an Boeth 2022) Abbildung 3 zeigt den regulatorischen Zeitplan der EU und Deutschlands. Die Regulierung und Beaufsichtigung von Finanzdienstleistungsunternehmen obliegt der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Gemeinsam mit dem Gesetzgeber versucht die BaFin Deutschland in den Bereichen Distributed-Ledger- Technologie, Blockchain-Technologie, Krypto-Vermögenswerte und weitere mit dem Bereich „Digital Finance“ verbundene Themen in einem sicheren und regulierten Umfeld attraktiv zu gestalten. Dazu wurden diverse Änderungen in den Regularien und Aufsichtsanforderungen vorgenommen. Ziel der Änderungen ist es, das Finanzwesen technologieneutral zu gestalten. Hierzu zählen beispielsweise das KAGB, eWpG, KWG oder die Umsetzung der 5. AML-Direktive. Nach dem Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) sind Krypto-Vermögenswerte keine zulässigen Vermögensgegenstände für OGAWs (§§ 193-198 KAGB). OGAWs dürfen folglich nicht direkt in Krypto-Vermögenswerte investiert sein. Laut §§ 219, 221, 261 KAGB dürfen für Publikums-AIF ebenfalls keine Krypto-Vermögenswerte erworben 108 Seite 10

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 werden. Eine Ausnahme bilden elektronische Wertpapiere, welche nach dem eWpG ausgegeben wurden (§ 95 KAGB und vgl. Boeth 2022). Im KAGB § 284 wurden allerdings Änderungen vorgenommen, sodass professionelle Anleger die Möglichkeit haben mittels eines Spezial-AIF in Krypto-Vermögenswerte zu investieren (vgl. Boeth 2022). Trotz der Anpassungen im KAGB bleibt aktuell Privatanlegern, die üblicherweise über OGAWs und Publikums-AIF investieren, der Zugang zu Krypto- Vermögenswerten verwehrt. Die neue ELTIF-Verordnung zeigt aber die Bestrebung auf europäischer Ebene, illiquide Vermögenswerte für Privatanleger erwerbbar zu machen. Der Trend spiegelt sich noch nicht im KAGB wider, kann aber für die Zukunft eine Herausforderung werden. Das elektronische Wertpapiergesetz (eWpG) regelt die Verwendung Blockchain basierter Register für Token oder entmaterialisierte Aktien. Entmaterialisierung bedeutet, dass diese Aktien digitalisiert und ausschließlich elektronisch ausgegeben werden. Eine physische Wertpapierurkunde ist also hinfällig (vgl. Huertas et. al. 2022). Das im Mai 2021 beschlossene eWpG ermöglicht das Führen von emittierten Schuldverschreibungen sowie von Krypto-Fondsanteilen mittels eines digitalen Wertpapierregisters. Eine neu eingeführte Verordnung über Krypto-Fondsanteile (KryptoFAV) ermöglicht die Ausgabe von elektronischen Anteilscheinen. Ebenso wurde im eWpG die Rechtssicherheit bei einer Übertragung geregelt, sodass ausgegebene elektronische Wertpapiere verkehrsfähig sind. Im Gesetz wird zwischen zwei verschiedenen Kategorien von Verwahrmöglichkeiten und Registerführungen unterschieden. Die erste Kategorie sind elektronische Wertpapiere und elektronische Register, welche zentral bei einem zugelassenen Zentralverwahrer gemäß Artikel 16 Central Securities Depositories Regulation („CSDR“) verwahrt werden. Daneben sind Krypto-Wertpapiere und ein Krypto-Wertpapierregister, die von einem Krypto- Verwahrdienstleister verwaltet werden, möglich. Zur Harmonisierung des eWpG mit der bestehenden Regulatorik wurden entsprechende Änderungen im KAGB, KWG, Wertpapierprospektgesetz, dem Depotgesetz und der Börsenzulassungsverordnung durchgeführt (vgl. Boeth 2022). Während das KAGB die Anlagemöglichkeiten in OGAW und AIFs regelt, wird mit dem eWpG die Emission mit digitalen Registern anstelle von verbrieften Globalurkunden realisiert. Somit ermöglicht das eWpG eine weitere Integration der Digitalisierung im Finanzsektor. 109 Seite 11

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Für die Anwendung des Kreditwesengesetzes (KWG) ist entscheidend, dass Krypto- Vermögenswerte zu den virtuellen Währungen zählen. Ausgenommen sind jedoch von Regierungen ausgegebenes elektronisches Geld oder Geldwerte, die im Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz (ZAG) geregelt werden (§ 1 Abs 11 Nr. 10 KWG). Non Fungible Token, sind wie der Name schon sagt, nicht beliebig als Tauschmittel zu verwenden und fallen daher nicht unter die Anwendung des KWG. Der zugrunde liegende Basiswert kann jedoch, je nach Wert des Objektes, als Anlageobjekt sowie Finanzinstrument nach KWG gelten (vgl. Schulenberg/Schenk/Nitz 2023). Gewerbliche Tätigkeiten im Zusammenhang mit Token, die von der BaFin als Finanzinstrumente eingestuft werden, bedürfen einer behördlichen Genehmigung. Die Emission von Krypto-Vermögenswerten und das Angebot an Anleger kann an die Bedingung zur Prospektveröffentlichung geknüpft sein (vgl. Huertas et. al. 2022). Im KWG ist die Verwahrung von Krypto-Vermögenswerten nach Anpassung im Jahr 2020 als Finanzdienstleistung deklariert und nach § 1 Abs. 1a Satz 2 Nr. 6 KWG geregelt. Dort wird die Verwahrung, die Verwaltung und die Sicherung von Krypto- Vermögenswerten und privaten kryptografischen Schlüsseln definiert. Das Dienstleistungsunternehmen muss reguliert sein, wenn private kryptografische Schlüssel vorgehalten werden und Zugriff auf die Krypto-Vermögenswerte bestehen. Allerdings ist nicht vollständig geklärt, für welche Dienstleistungen oder Geschäfte eine Zulassung notwendig ist. Die BaFin nutzt zur Beurteilung, ob und was reguliert bzw. beaufsichtigt werden muss, eine Einzelfallanalyse (vgl. Boeth 2022). Die Regelungen des KWG sind für Finanzunternehmen relevant. Mit der Einführung der Dienstleistung zur Verwahrung von Krypto-Vermögenswerten wurde das KWG modernisiert und auf die Anforderungen an die digitale Finanzwelt angepasst. Das Geldwäschegesetz (GWG) regelt in Deutschland die Anforderungen an die Prävention von Geldwäsche von BaFin-regulierten Unternehmen oder Personen, die zur Einhaltung der Geldwäschegesetze verpflichtet sind. Die 4. EU-Geld- wäscherichtlinie ist seit Dezember 2019, mit Gültigkeit ab Januar 2020, in nationales Recht umgesetzt. Mit der Umsetzung dieser Richtline werden Krypto-Vermögenswerte im KWG sowie in die MiFID und MiFIR aufgenommen (vgl. Boeth 2022). 110 für Emissions- und Verwahrtätigkeiten im Wesentlichen Seite 12

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Die 5. EU-Geldwäscherichtlinie beinhaltet Vorschriften zur Verhinderung von Finanzkriminalität an Krypto-Börsen und für Wallet-Anbieter. Diese Vorschriften sind bereits ebenfalls national im GWG umgesetzt. Unter das GWG fallende Unternehmen müssen risikominimierende Maßnahmen implementieren mit dem Ziel, Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu verhindern. Beispielsweise muss eine verantwortliche Person im Unternehmen ernannt werden, die die Umsetzung der erforderlichen Richtlinien und Verfahren überwacht und umsetzt (vgl. Huertas et. al. 2022). Mit der Entmaterialisierung und den neuen digitalen Produkten besteht ein erhöhtes Risiko des Missbrauchs und zur Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung. Eine Aktualisie- rung der relevanten Geldwäschegesetze ist abhängig von der Weiterentwicklung der Produkte. Der aktuelle Stand der Geldwäschegesetzgebung ist bereits an die neuen Technologien angepasst. Insbesondere die Jahre 2023 bis 2025 werden mit den Umsetzungserfordernissen der europäischen Regelungen wesentliche Fortschritte bei der Einführung der rechtlichen Rahmenbedingungen der DLT, Blockchain und Tokenisierung in den deutschen Finanzmarkt einleiten und dazu führen, dass das Potenzial der Tokenisierung von Krypto-Vermögenswerten ausgeschöpft werden kann. Durch die teilweise Nichtberücksichtigung von NFTs wird jedoch ein wichtiger Teilbereich der Krypto- Vermögenswerte außen vorgelassen. Auch sind besondere Formvorschriften zur Übertragung von Eigentum, wie z.B. die notarielle Beurkundung bei Grundstücks- übertragungen, noch nicht auf die digitalen Innovationen angepasst. Das werden unter anderem die Herausforderungen des Gesetzgebers für zukünftige Gesetzgebungs- verfahren sein. 111 Seite 13

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 4. Literaturverzeichnis Boeth, C. (2022). Krypto-Assets im Investment Management: Regulatorischer Rahmen von Krypto Assets und Anwendungsmöglichkeiten der Technologie für Investment Manager. Verfügbar unter: https://www2.deloitte.com/de/de/pages/financial-services/articles/krypto-assets-im-investment- management-regulatory.html [2023-07-08]. Buchmüller, P., Schmolz, S. (2023). Der EU Digital Operational Resilience Act. Verfügbar unter: https://www.haufe.de/compliance/recht-politik/eu-digital-operational-resilience-act- dora_230132_571156.html [2023-07-07]. BVI (Bundesverband Investment und Asset Management e. V.) (2023). DORA: BVI kritisiert zu hohe Hürden bei der Identifizierung kritischer IT-Dienstleister. Verfügbar unter: https://direkt.bvi.de/index.php?id=5109&no_cache=1&tx_news_pi1%5Bnews%5D=17317&tx_news _pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=60fcf32b636df62c1915 8ae5a63e9a2e [2023-07-19] Deloitte (2023). MiCAR: Neue Verordnung sorgt für EU-weite Veränderungen im Kryptomarkt. Verfügbar unter: https://www2.deloitte.com/de/de/pages/audit/articles/micar-markets-in-crypto- assets- regulation.html?id=de:2ps:3gl:4micar:5:6audit:20230621::&gclid=EAIaIQobChMI7ozqvpiTgAMVme TtCh3Dpgj_EAAYAiAAEgI4-_D_BwE [24.07.2023]. Ehrenfried, F. (2021). DORA fehlt der Feinschliff. Verfügbar unter: https://www.profil.bayern/02- 2021/topthema/dora-fehlt-der-feinschliff/ [2023-07-19] Huertas, M., Traum, A., Blumenfeld, M., Talvitie, L. (2022). PwC Global Crypto Regulation Report 2023. Verfügbar unter: https://www.pwc.com/gx/en/new-ventures/cryptocurrency-assets/pwc- global-crypto-regulation-report-2023.pdf [2023-07-14]. Kaulartz, M., Holl, B. (2022). Der MiCA-Entwurf zu Utility-Tokens, Security-Tokens und NFTs. Verfügbar unter: https://www.cmshs-bloggt.de/rechtsthemen/die-neue-mica-verordnung/der-mica- entwurf-zu-utility-tokens-security-tokens-und-nfts/ [24.07.2023] Kunz, J. H., Kloka, D. (2022). Krypto-Regulierung vor Wendepunkt - EU Rat und Wirtschaftsausschuss des EU-Parlaments stimmen für MiCA-Verordnung. Verfügbar unter: https://www.noerr.com/de/newsroom/news/krypto-regulierung-vor-wendepunkt [2023-07-12]. Schulenberg, S. R., Schenk, A., Nitz, D. N. (2023). Decentralized Finance (DeFi). Verfügbar unter: https://www.sbs-legal.de/lexikon/kryptorecht-decentralized-finance-defi [2023-07-24]. 112 Seite 14

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attraktiver gestaltet werden?“ Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Klaus Ulreich1 PhD Student University of Library Studies and Information „Wie kann der öffentliche Regionalverkehr Technologies, Sofia attraktiver gestaltet werden?“ Keywords: Mobilität, Infrastruktur, Elektromobilität, Nachhaltigkeit, Verkehrsmittel, Dienstleistungen, Tarife, Schienenfahrzeug, Integration mit anderen Verkehrsmitteln, Erreichbarkeit, Zugänglichkeit. PhD Student University of Library Studies and Information Klaus Ulreich1 Technologies, Sofia ABSTRACT ABSTRACT Keywords: Mobilität, Infrastruktur, Elektromobilität, Nachhaltigkeit, Verkehrsmittel, Dienstleistungen, Tarife, Schienenfahrzeug, Integration mit anderen Verkehrsmitteln, Erreichbarkeit, Zugänglichkeit. Gemäß den Klimazielen Österreichs soll der Verkehr im Jahr 2030 ein Drittel weniger CO2 verursachen als heute. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es eine Verlagerung des Verkehrs weg vom individualen Verkehr, hin zum öffentlichen Verkehr. Der Autor versucht anhand von ausgewählten Kapiteln die Möglichkeiten der Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs aufzuzeigen. Gemäß den Klimazielen Österreichs soll der Verkehr im Jahr 2030 ein Drittel weniger CO2 verursachen als heute. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es eine Verlagerung des Verkehrs weg vom individualen Verkehr, hin zum öffentlichen Verkehr. Der Autor versucht anhand von ausgewählten Kapiteln die Möglichkeiten der Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs aufzuzeigen. 1 Klaus Ulreich; klausulreich3@gmail.com Seite 1 115

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 1. Einführung Ein Attraktivierung des öffentlichen Regionalverkehrs ist vor dem Hintergrund der globalen Energieversorgung ein wichtigeres Thema denn je. Wie können mehr „Kunden“ (Fahrgäste) im öffentlichen Regionalverkehr gewonnen werden? Diese Arbeit befasst sich mit der Attraktivierung des öffentlichen Regionalverkehrs und nicht mit der Frage „was muss passieren damit mehr Fahrgäste auf den öffentlichen Regionalverkehr umsteigen müssen?“ Der Autor befasst sich mit den wichtigsten Punkten, die für die Attraktivierung des öffentlichen Regionalverkehrs notwendig sind. Der Autor geht bewusst nicht auf „externe Störgrößen“, wie z.B.: einer massiven Verknappung / Verteuerung fossiler Energieträger ein. Das Ziel dieses Artikels ist es, dem Leser einen Überblick zu geben, an welchen Themen die Betreiber arbeiten müssen, um den öffentlichen Regionalverkehr mit den aktuell verfügbaren Mitteln attraktiver zu gestalten. 2. Methode Es erfolgte einen klassische Literaturanalyse, um die Anforderungen zur Attraktivierung des öffentlichen Regionalverkehrs zu erarbeiten. 3. Ergebnis / Erkenntnis Eine Attraktivierung des öffentlichen Regionalverkehrs erfordert eine umfassende Herangehensweise die nur gemeinsam mit den Betreibern, den Kunden (Fahrgästen) und der öffentlichen Hand erfolgen kann. In dieser Arbeit konzentriert sich der Autor auf die seiner Meinung nach wichtigsten Punkte, die für die Attraktivierung des öffentlichen Regionalverkehrs notwendig sind. 3.1. Verbesserung der Infrastruktur Eine moderne Infrastruktur welche leistungsfähige und zuverlässige Schienennetze Strecken und moderne Haltestellen bereitstellt wird die Attraktivität des öffentlichen Regionalverkehrs erhöhen. 116 Seite 2

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Die Verbesserung der Infrastruktur im öffentlichen Regionalverkehr kann auf verschiedene Weise erreicht werden. ● Ausbau des Schienennetzes: Der Ausbau des Schienennetzes verbessert ● ● die Verbindungen zwischen Städten und den Regionen. Dadurch wird die Attraktivität des öffentlichen Regionalverkehrs steigen. Implementierung moderner Signaltechnologien: Die Einführung moderner Signaltechnologien wie Zugleitsysteme (ETCS European Train Control System) und digitale Stellwerke erhöhen die Sicherheit und Effizienz des Bahnverkehrs, indem sie die Sicherheit, Strecken Kapazität und die Zuverlässigkeit steigern. Investitionen in alternative Antriebstechnologien: Die Nutzung von alternativen Antriebstechnologien wie Batteriezügen oder Wasserstoffzügen trägt dazu bei, die Umweltbelastung zu reduzieren und den öffentlichen Regionalverkehr nachhaltiger zu gestalten. ● Verkehrsknotenpunkten: Die Schaffung von Verkehrsknotenpunkten, die den nahtlosen Übergang zwischen verschiedenen Verkehrsträgern wie Zug, Bus, Fahrrad und Fußgänger ermöglichen. ● Berücksichtigung zukünftiger Entwicklungen: Bei der Planung und Gestaltung der Infrastruktur müssen auch zukünftige Entwicklungen berücksichtigt werden. Einschließlich des Bevölkerungswachstums, neuer Technologien und veränderter Mobilitätsbedürfnisse, um eine langfristige Effektivität und Nachhaltigkeit sicherzustellen. 3.2. Zuverlässige Dienstleistungen: Ein mit allen Partnern abgestimmter Fahrplan mit kürzeren Wartezeiten und zuverlässigen Ankunftszeiten wird die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs erhöhen und die Notwendigkeit des Individualverkehrs reduzieren. Um zuverlässige Verbindungen im öffentlichen Regionalverkehr zu gewährleisten, können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden: ● Optimierung des Fahrplans: Durch die Analyse der Fahrgastströme können optimierte Fahrpläne erstellt werden. Seite 3 117

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 ● Erhöhung der Fahrzeugkapazität: Die Bereitstellung von größeren oder ● zusätzlichen Fahrzeugen zu Stoßzeiten erhöht die Fahrgast Kapazität. Implementierung von Echtzeit-Informationssystemen: Die Bereitstellung von Echtzeit-Informationen über Fahrpläne, Verspätungen und alternative Routen über mobile Apps, digitale Anzeigetafeln an Haltestellen und Online- Plattformen hilft den Fahrgästen Entscheidungen zu treffen und Engpässe zu vermeiden und alternative Verbindungen zur erreichen. (Dynamische Fahrgastinformation werden bereits von vielen Verkehrsbetreibern verwendet und ermöglichen den Fahrgästen einen Überblick zu aktuellen Abfahrtszeiten und Anschlüssen) ● Verstärkung der Wartung und Instandhaltung: Eine regelmäßige Wartung und Instandhaltung der Fahrzeuge und Infrastruktur wird die Zuverlässigkeit des öffentlichen Regionalverkehrs verbessern und unerwartete Ausfälle minimieren. Weiters wird von vielen Fahrzeugherstellern bereits Präventiv Maintenance angeboten, mit dem Ziel zu jedem Zeitpunkt über die einzelnen Komponenten im Fahrzeug informiert zu sein und entsprechende Wartungsarbeiten zeitnah planen zu können. ● Flexiblere Tarifstrukturen: Die Einführung flexiblerer Tarifstrukturen, wie zum Beispiel Zeittickets oder Flatrates, kann die Nachfrage verteilen und Überlastungen zu Stoßzeiten reduzieren. Dieses Modell wird bereits bei der OBB mit dem Produkt „Sparschiene“ realisiert. ● Verbesserung der Intermodalität: Die Integration verschiedener Verkehrs- mittel wie Busse, Züge und Fahrräder in einem nahtlosen Netzwerk wird die Flexibilität erhöhen und Alternativrouten bei Störungen ermöglichen, was zu einem zuverlässigeren Service führt. Dieser Ansatz wird bereits bei den ver- schiedenen Verkehrsverbünden als Dynamische Fahrgastinformation realisiert. 3.3. Attraktive Tarife Attraktive Preise und erschwingliche Tarife können den öffentlichen Regionalverkehr für eine breitere Bevölkerungsschicht zugänglicher machen und die Attraktivität im Vergleich zu teureren Individualverkehrsmitteln steigern. 118 Seite 4

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Preise und Tarife Regionalverkehr attraktiver gestaltet werden können: im öffentlichen ● Einführung flexibler Tarifstrukturen: Die Einführung flexibler Tarifstrukturen, die es den Fahrgästen ermöglichen, Tickets nach ihren individuellen Bedürfnissen zu kaufen, wird die Attraktivität des öffentlichen Regional- verkehrs erhöhen. Dies kann beispielsweise die Einführung von Tageskarten, Monatsabonnements oder Pauschaltarifen für Vielfahrer umfassen. Siehe auch Klimaticket Österreich. ● Erschwingliche Preise: Die Festsetzung von erschwinglichen Preisen für Tickets kann den öffentlichen Regionalverkehr für eine breitere Bevölkerungs- schicht zugänglicher machen. Dies kann durch staatliche Subventionen, Tarifanpassungen oder die Einführung von Rabatten und Sonderangeboten erreicht werden. ● Kostenlose oder vergünstigte Tickets für bestimmte Bevölkerungs- gruppen: Die Bereitstellung von kostenlosen oder vergünstigten Tickets für bestimmte Bevölkerungsgruppen wie Schüler, Studenten, Senioren oder Menschen mit geringem Einkommen, oder auch Gemeindebürgern kann den öffentlichen Regionalverkehr attraktiver machen. Viele Gemeinden bieten bereits „Schnuppertickets“ für gewisse Regionen an. Integration von Zahlungssystemen: Die Integration verschiedener Zahlungsmethoden wie kontaktlose Kartenzahlung, mobile Zahlungsoptionen oder elektronische Tickets wird den Ticketkauf vereinfachen und die Attraktivität des öffentlichen Regionalverkehrs steigern. ● ● Transparenz bei der Preisgestaltung: Die Bereitstellung klarer und transparenter Informationen über Tarife und Preise wird das Vertrauen der Fahrgäste stärken und ihnen helfen, fundierte Entscheidungen über ihre Reiseoptionen zu treffen. ● Kombinierte Angebote mit anderen Dienstleistungen: Die Einführung von kombinierten Angeboten, die den öffentlichen Regionalverkehr mit anderen Dienstleistungen wie Car-Sharing, Fahrradverleih oder touristischen Attraktionen verbinden, kann die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs für verschiedene Zielgruppen erhöhen. Seite 5 119

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Integration mit anderen Verkehrsmitteln 3.4. Nahtlose Integration mit anderen Verkehrsmitteln wie Fahrrädern, Car-Sharing- Diensten und Fußgängerrouten wird die Flexibilität des öffentlichen Regionalverkehrs erhöhen und seine Attraktivität für Pendler steigern. Eine nahtlose Integration mit anderen Verkehrsmitteln im öffentlichen Regionalverkehr kann auf verschiedene Weise erfolgen: ● ● Intermodale Verkehrsknotenpunkte: Die Schaffung von Intermodalen Verkehrsknotenpunkten an wichtigen Haltestellen oder Bahnhöfen ermöglicht es Fahrgästen, bequem zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln wie Bussen, Straßenbahnen, Zügen, Fahrrädern und Fußgängerrouten zu wechseln. Integrierte Fahrpläne und Ticketing-Systeme: Die Bereitstellung integrierter Fahrpläne und Ticketing-Systeme, die es den Fahrgästen ermöglichen, mit einem einzigen Ticket oder einer einzigen Fahrkarte nahtlos zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln zu reisen, erleichtert den Übergang und reduziert den administrativen Aufwand. ● Koordinierte Infrastrukturplanung: Die Koordination bei der Planung von ● Infrastrukturprojekten für verschiedene Verkehrsmittel, einschließlich gemeinsamer Haltestellen und Bahnsteige sowie Fahrrad- und Fußgänger- wege, trägt dazu bei, die nahtlose Integration zu erleichtern und den Komfort der Fahrgäste zu verbessern. Informationsaustausch und Echtzeit-Updates: Der Austausch von Echtzeit- Informationen über Fahrpläne, Verspätungen, Umleitungen und alternative Routen zwischen verschiedenen Verkehrsbetreibern und -systemen ermöglicht es den Fahrgästen, fundierte Entscheidungen zu treffen und Engpässe zu vermeiden. ● Ticket- Apps: Die Entwicklung von Ticket-Apps, die es den Fahrgästen ermöglichen, Tickets für verschiedene Verkehrsmittel zu kaufen und zu nutzen, fördert die nahtlose Integration und erleichtert die Planung und Buchung von Reisen. ● Förderung der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Verkehrsbetreibern: Die Förderung der Zusammenarbeit zwischen 120 Seite 6

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 verschiedenen Verkehrsbetreibern und Behörden durch Partnerschaften, Kooperationsvereinbarungen und finanzielle Anreize wird die nahtlose Integration fördern und den öffentlichen Regionalverkehr attraktiver machen. Siehe auch Klimaticket Österreich. 3.5. Verbesserung der Zugänglichkeit: Barrierefreier Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln durch Rampen, Aufzüge und andere Einrichtungen wird die Nutzung für Menschen mit eingeschränkter Mobilität erleichtern und die Attraktivität des Systems insgesamt erhöhen. Hier sind einige Maßnahmen, die ergriffen werden können: ● Barrierefreie Infrastruktur: Der Bau und die Modernisierung von Haltestellen sollten barrierefrei gestaltet werden, mit Rampen, Aufzügen und abgesenkten Bordsteinkanten, um einen einfachen Zugang für Menschen mit Mobilitäts- einschränkungen, Rollstuhlfahrer und Eltern mit Kinderwagen zu ermöglichen. ● Taktile Leitsysteme: Die Installation taktiler Leitsysteme wie Blindenleit- systeme und taktilen Bodenindikatoren an Haltestellen wird Menschen mit Sehbehinderungen helfen, sich sicher zu bewegen und die Plattformen und Wartebereiche zu finden. ● Geeignete Sitzgelegenheiten: Die Bereitstellung von ausreichend Sitz- gelegenheiten an Haltestellen, die bequem und leicht zugänglich sind, ist wichtig, um älteren Menschen und Personen mit eingeschränkter Mobilität eine angenehme Wartezeit zu ermöglichen. ● Klare Beschilderung und Information: Eine klare Beschilderung und Information an Haltestellen über Fahrpläne, Abfahrtszeiten, Zielorte und Routen ist entscheidend, um Fahrgästen Orientierung zu bieten und Verwirrung zu vermeiden. Siehe auch „Dynamische Fahrgastinformation“. ● Beleuchtung und Sicherheit: Die Installation von ausreichender Beleuchtung und Sicherheitsvorrichtungen an Haltestellen verbessert die Sicherheit der Fahrgäste, insbesondere bei nächtlichen Reisen, und trägt dazu bei, das Gefühl der Sicherheit zu erhöhen. Seite 7 121

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 ● Feedback und Einbeziehung der Nutzer: Die Einbeziehung von Nutzern, insbesondere von Menschen mit Behinderungen und älteren Menschen, ist wichtig, um die Bedürfnisse und Anliegen dieser Bevölkerungsgruppe zu verstehen und sicherzustellen, dass die Haltestellen den Anforderungen entsprechen. Dies kann durch regelmäßige Umfragen, Beratungen oder Testläufe erfolgen. 3.6. Kundenorientierte Dienstleistungen: Durch freundliches und hilfsbereites Personal, saubere und komfortable Fahrzeuge sowie die Bereitstellung von in Echtzeit über Fahrpläne und Verspätungen wird die Attraktivität des öffentlichen Regionalverkehrs gesteigert werden und die Kundenzufriedenheit erhöht werden. Informationen Hier sind einige Möglichkeiten, wie dies erreicht werden kann: ● Verbesserte Kundenservice: Schulungen für das Personal, um einen freundlichen und hilfsbereiten Kundenservice zu bieten, der Fragen beantwortet, Probleme löst und den Fahrgästen bei Bedarf Unterstützung bietet. ● Saubere und komfortable Fahrzeuge: Die regelmäßige Reinigung und Wartung von Fahrzeugen, einschließlich Sitzen, Innenräumen und Toiletten, um einen sauberen und angenehmen Fahrtkomfort zu gewährleisten. ● Kundenfeedback und -beteiligung: Ein System zur Sammlung von ● Kundenfeedback und -vorschlägen, um auf die Bedürfnisse und Anliegen der Fahrgäste einzugehen und kontinuierlich Verbesserungen vorzunehmen. Innovative Technologien: Integration innovativer Technologien wie Echtzeit- Informationssysteme, kontaktloses Bezahlen und WiFi-Internetzugang in Fahrzeugen, um den Komfort und die Annehmlichkeit für die Fahrgäste zu erhöhen. ● Kundenbindungsprogramme und Rabatte: Einführung von Kunden- bindungsprogrammen, Rabatten und Sonderangeboten, um Stammkunden zu belohnen und Anreize für die Nutzung des öffentlichen Regionalverkehrs zu schaffen. 122 Seite 8

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 ● Fahrgastinformationen in mehreren Sprachen: Bereitstellung von Fahrgastinformationen in verschiedenen Sprachen, um die Bedürfnisse von Reisenden mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund und Sprachkenntnissen zu berücksichtigen. 4. Fazit Durch die Implementierung kundenorientierter Dienstleistungen kann der öffentliche Regionalverkehr attraktiver werden und durch eine höhere Kundenzufriedenheit eine verstärkte Nutzung erfahren und helfen Österreichs Klimaziele zu erreichen. 5. Literaturverzeichnis Dynamische Fahrgastinformation https://de.wikipedia.org/wiki/Dynamische_Fahrgastinformation (abgerufen am 28.02.2024) Predictive- Maintenance https://www.brunel.net/de-at/management-ratgeber/predictive-maintenance European Train Control System https://de.wikipedia.org/wiki/European_Train_Control_System (abgerufen am 28.02.2024) Klimaticket Österreich https://de.wikipedia.org/wiki/Klimaticket (abgerufen am 28.02.2024) Schnupperticket https://www.schnupperticket.at/Home (abgerufen am 28.02.2024) Der Nahverkehr. Öffentlicher Personenverkehr in Stadt und Region. Monatliche Ausgaben der VDV (diverse Ausgaben der Jahre 2023 – 2024) Der VCÖ - Mobilität mit Zukunft https://vcoe.at/ (abgerufen am 28.02.2024) Handbuch Das System Bahn - Eurail Press (2021, 3.Auflage) Herausgeber: Eberhard Jänsch / Hans Peter Lang / Nils Nießen Handbuch Schienenfahrzeuge: Entwicklung, Produktion, Instandhaltung - Eurail Press (2014) Herausgeber Christian Schindler Seite 9 123

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„ABGRENZUNG DER STILLEN GESELLSCHAFT GEGENÜBER Wiener Universitäre Schriften KAPITALGESELLSCHAFTEN“ Ausgabe Frühjahr 2024 „ABGRENZUNG DER STILLEN GESELLSCHAFT GEGENÜBER S. Bulut1 PhD Student University of Library Studies and Information KAPITALGESELLSCHAFTEN“ S. Bulut1 Technologies, Sofia PhD Student University of Library Studies and Information Keywords: stille Gesellschaft, stille Beteiligung, Rechtsformen, Steuergestaltung, Steueroptimierung Technologies, Sofia Keywords: stille Gesellschaft, stille Beteiligung, Rechtsformen, Steuergestaltung, Steueroptimierung ABSTRACT ABSTRACT Die Arbeit fokussiert sich auf die rechtlichen Aspekte und die organisatorische Struktur von stillen Gesellschaften, sowie deren Unterscheidung zu anderen Unternehmensformen und juristischen Strukturen, wie den gängigsten Kapital- und Personengesellschaften. Sie behandelt die gesetzlichen Grundlagen, Haftungsbeschränkun- gen, Kapitalaufbringung, Organisationsstruktur und Rechnungs- legungspflichten, die für Kapitalgesellschaften in Deutschland gelten. Die Arbeit fokussiert sich auf die rechtlichen Aspekte und die organisatorische Struktur von stillen Gesellschaften, sowie deren Unterscheidung zu anderen Unternehmensformen und juristischen Strukturen, wie den gängigsten Kapital- und Personengesellschaften. Sie behandelt die gesetzlichen Grundlagen, Haftungsbeschränkun- gen, Kapitalaufbringung, Organisationsstruktur und Rechnungs- legungspflichten, die für Kapitalgesellschaften in Deutschland gelten. 1 Serhat Bulut, D-63594 Hasselroth, In den Stümpfen 10, erhat.bulut@veru-con.de 125 Seite 1

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 1. Einführung Die charakteristischen Eigenschaften der stillen Gesellschaft begründen zugleich die Differenzierung zu ähnlichen juristischen Strukturen. Obwohl theoretisch diese Unterscheidung meist klar ist, kann ihre praktische Anwendung Herausforderungen bergen. Für die juristische Einschätzung einer Vereinbarung sind die von den Parteien verwendeten Begrifflichkeiten nicht ausschlaggebend, sie können jedoch Hinweise auf die Absicht der Beteiligten liefern. Entscheidend für die rechtliche Bewertung ist allein der spezifische Zweck, den die Parteien im konkreten Fall verfolgen. Kapitalgesellschaften stellen bestimmte Unternehmensformen dar, die durch die Merkmale der rechtlichen Selbständigkeit, der Haftungsbeschränkung sowie der Fremdorganschaft charakterisiert sind. Die gesetzlichen Grundlagen für die Kapitalgesellschaften in Deutschland sind im HGB sowie in spezifischen Gesetzen wie dem Aktiengesetz (AktG) und dem Gesetz betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbHG) normiert. Im Handelsgesetzbuch werden Kapitalgesellschaften nicht explizit als solche benannt, jedoch sind die Rechtsformen der Aktiengesellschaft (AG) und der GmbH als solche klassifizierbar. Im dritten Buch des HGB (§§ 238 ff. HGB) werden die Vorschriften zur Buchführungspflicht und Rechnungslegung für alle Kaufleute, einschließlich der Kapitalgesellschaften, geregelt. Die §§ 264 ff. HGB beinhalten spezielle Vorschriften für die Aufstellung des Jahresabschlusses bei Kapitalgesellschaften, was deren rechtliche Besonderheiten widerspiegelt. Weiterhin zeichnen sich Kapitalgesellschaften durch die Möglichkeit der Kapitalaufbringung und -erhaltung aus. Die Kapitalaufbringung erfolgt durch die Beiträge der Gesellschafter, die in das Handelsregister einzutragende Höhe des Stammkapitals einer GmbH beziehungsweise das Grundkapital einer AG. Durch diese Kapitaleinlage wird die Teilhabe bzw. die Aktionärsstellung begründet. 126 Seite 2

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Entscheidend hierbei ist, dass die Kapitalgesellschaften als juristische Personen Eigenkapital durch die Ausgabe von Anteilen generieren können, ohne dass die Gesellschafter persönlich haften. Dies erleichtert den Zugang zu finanziellen Mitteln und Investitionen. Des Weiteren zeichnen sich Kapitalgesellschaften durch ihre Organisationsstruktur aus. Die Organe sind typischerweise bei der AG der Vorstand, der Aufsichtsrat und die Hauptversammlung (§§ 76 ff. AktG, §§ 95 ff. AktG, §§ 118 ff. AktG) und bei der GmbH die Geschäftsführer und die Gesellschafterversammlung (§§ 35 ff. GmbHG, §§ 45 ff. GmbHG). Jedes dieser Organe hat im Rahmen des vorgegebenen gesetzlichen Rahmens eigene Rechte und Pflichten. Insgesamt bieten Kapitalgesellschaften einerseits Vorteile wie die Beschränkung der Haftung und die Möglichkeit zur Kapitalakkumulation, andererseits ergeben sich durch die rechtlichen Vorgaben und die Notwendigkeit zur formellen Gründung und Führung auch gesteigerte Anforderungen an die Rechnungslegung und Transparenz. führen, ohne persönlich 2. Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) Die Gesellschaft mit beschränkter Haftung wird auch mit „GmbH“ abgekürzt und ist eine Form der Kapitalgesellschaft des privaten Rechts. Sie erlaubt es einem oder mehreren Gründern, ein Unternehmen zu für die Verbindlichkeiten der Gesellschaft mit ihrem Privatvermögen haften zu müssen. Dies unterscheidet die GmbH signifikant von Personengesellschaften, bei denen Gesellschafter in der Regel unbeschränkt haftbar sind. Rechtlich normiert wird die GmbH durch das GmbHG. Das GmbHG definiert in § 1 Abs. 1 GmbHG den Zweck der Gesellschaft als Betrieb eines Handelsgewerbes unter eigener Firma. Die Firma ist dabei der Name, unter dem die Gesellschaft im Handelsverkehr auftritt und muss laut § 4 GmbHG den Zusatz "mit beschränkter Haftung" oder eine allgemein verständliche Abkürzung dieses Zusatzes wie "GmbH" enthalten, um die Haftungsbeschränkung zu kennzeichnen. 127 Seite 3

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Zentral für die Gründung einer GmbH ist der Gesellschaftsvertrag, welcher nach § 2 GmbHG schriftlich abzufassen ist und wesentliche Informationen wie Firma, Sitz, Unternehmensgegenstand und Höhe des Stammkapitals der Gesellschaft enthalten muss. Das erforderliche Stammkapital wird durch § 5 GmbHG vorgegeben und muss mindestens 25.000 Euro betragen. Dabei müssen bei der Gründung mindestens 12.500 Euro eingezahlt sein. Die Organe einer GmbH sind nach § 35 GmbHG grundsätzlich die Geschäftsführer und die Gesellschafterversammlung. Letztere ist das oberste Beschlussorgan, in dem die Gesellschafter ihre Rechte ausüben können. Die Geschäftsführer sind hingegen für die laufende Geschäftsführung verantwortlich und vertreten die Gesellschaft gerichtlich sowie außergerichtlich. Ferner kann die Gesellschaft einen oder mehrere Aufsichtsräte haben, sofern dies im Gesellschaftsvertrag so vorgesehen ist oder aufgrund gesetzlicher Bestimmungen erforderlich wird (z. B. nach dem Mitbestimmungsgesetz). Für die Haftung einer GmbH ist entscheidend, dass die Gesellschaft als juristische Person mit ihrem Gesellschaftsvermögen haftet, wohingegen die Gesellschafter grundsätzlich nur bis zur Höhe ihrer Einlagen haften. Dies ergibt sich implizit aus dem Zweck der Haftungsbeschränkung, für die die GmbH konzipiert wurde. Allerdings können unter bestimmten Voraussetzungen, etwa bei Durchgriffshaftung aufgrund von Sittenwidrigkeit oder bei der Verletzung von Kapitalerhaltungsgrundsätzen, auch die Gesellschafter oder die Geschäftsführer persönlich in Haftung genommen werden. Die Bildung einer Rücklage ist ebenfalls im GmbHG geregelt. Nach § 29 GmbHG sind die erwirtschafteten Gewinne entsprechend den gesellschaftsvertraglichen Regelungen zu verwenden, wobei Teile des Gewinns in die gesetzlichen Rücklagen eingestellt werden können. Die Auflösung einer GmbH kann auf verschiedene Weisen erfolgen: durch Beschluss der Gesellschafter, durch Zeitablauf (sofern zeitlich begrenzt), durch Eröffnung des Insolvenzverfahrens über das Vermögen der GmbH oder durch gerichtliches Urteil, wie in den §§ 60 ff. GmbHG geregelt. 128 Seite 4

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 lässt sich die GmbH als eine flexible Rechtsform Zusammenfassend für unternehmerische Aktivitäten beschreiben, die darauf ausgelegt ist, das Risiko der Gesellschafter zu beschränken und die Unternehmensführung zu erleichtern. Die Gesetzesgrundlage des GmbHG bietet einen detaillierten Rahmen für die Strukturierung und Verwaltung einer GmbH. Eine Parallele zwischen der GmbH und der stillen Gesellschaft ist die beschränkte Haftung. In der GmbH sind die Gesellschafter nur bis zur Höhe ihrer Einlagen haftbar, während bei der stillen Gesellschaft die Haftung ebenfalls auf die Einlage des stillen Gesellschafters begrenzt ist. Unterschiede zur stillen Gesellschaft ergeben sich im Außenauftritt der GmbH, verstärkt durch umfassende Publizitätsanforderungen. Die GmbH tritt als eigenständiges Unternehmen am Markt auf, während die stille Gesellschaft als Innengesellschaft nicht nach außen in Erscheinung tritt und der Geschäftsinhaber nach außen hin alleiniger Inhaber des Unternehmens bleibt. Die Finanzierungsmöglichkeiten ihrer Rechtspersönlichkeit vielfältiger. Die GmbH kann beispielsweise Gesellschafteranteile gegen Einlagen vergeben oder Darlehen aufnehmen. Bei der stillen Gesellschaft beschränkt sich die Finanzierung weitgehend auf die Einlage des stillen Gesellschafters. Insgesamt lässt sich feststellen, dass eine GmbH größere Strukturierungs- und Finanzierungsmöglichkeiten bietet, jedoch mit mehr Formalitäten und höherem Kapitalbedarf verbunden ist, während die stille Gesellschaft vor allem für die unkomplizierte, interne Beteiligung an einem bestehenden Handelsgeschäft ohne eigene Rechtspersönlichkeit geeignet ist. sind bei einer GmbH aufgrund 3. Aktiengesellschaft (AG) Die Aktiengesellschaft wird auch mit "AG" abgekürzt und bezeichnet eine Form der Kapitalgesellschaft, die in dem AktG geregelt ist. Eine AG ist dadurch charakterisiert, 129 Seite 5

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 dass das Grundkapital in Aktien zerlegt ist und die Gesellschafter (Aktionäre) mit Einlagen auf das in Aktien zerlegte Grundkapital beteiligt sind (§ 1 AktG). Diese Unternehmensform eignet sich insbesondere für größere Unternehmen mit einem Bedarf an erheblichem Kapital, da die Aktien an Börsen gehandelt und somit Kapital in breitem Umfang aufgenommen werden kann. Die Gründung einer AG erfordert einen mehrstufigen Vorgang, zu dem insbesondere die Aufstellung einer Satzung (Gesellschaftsvertrag) gehört, welche die Zustimmung der Gründer findet und notariell beurkundet werden muss (§ 23 AktG). Weiterhin muss ein Aufsichtsrat bestellt (§ 30 AktG) und der erste Vorstand von diesem bestimmt werden (§ 31 AktG). Das Mindestgrundkapital einer AG beträgt gemäß § 7 AktG fünfzigtausend Euro. Die Verfassung der AG ist durch das Prinzip der Satzungsstrenge gekennzeichnet, was bedeutet, dass die Satzung nur in den vom Gesetz vorgeschriebenen Fällen und nur mit qualifizierter Mehrheit geändert werden kann (§ 179 AktG). Die Organe der Aktiengesellschaft sind: 1. Der Vorstand, der die Gesellschaft leitet und nach außen vertritt (§§ 76 ff. AktG). Er unterliegt den Weisungen des Aufsichtsrats nicht und trägt die Verantwortung für eine ordnungsgemäße Geschäftsführung. 2. Der Aufsichtsrat, der die Tätigkeit des Vorstands überwacht (§§ 95 ff. AktG). Er setzt sich aus Vertretern der Aktionäre und, in mitbestimmten Unternehmen, auch aus Vertretern der Arbeitnehmer zusammen. Er hat grundlegende Entscheidungsbefugnisse und bestimmt unter anderem die Mitglieder des Vorstands. 3. Die Hauptversammlung der Aktionäre, die grundlegende Entscheidungen trifft, wie zum Beispiel die Verwendung des Bilanzgewinns und Satzungsänderungen (§§ 118 ff. AktG). Jede Aktie gewährt in der Regel ein Stimmrecht in der Hauptversammlung (§ 12 AktG). 130 Seite 6

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Die Haftung der Aktionäre ist auf ihre Einlage beschränkt und sie haften nicht persönlich für die Verbindlichkeiten der Gesellschaft, was ein wesentliches Merkmal der AG darstellt. Die Aktiengesellschaft selbst haftet für ihre Verbindlichkeiten mit ihrem gesamten Vermögen (§ 1 Abs. 1 S. 2 AktG). Das deutsche Aktiengesetz schreibt darüber hinaus eine Reihe von Publizitäts- und Transparenzpflichten vor, um den Schutz der Aktionäre und des Kapitalmarkts sicherzustellen. Dazu des Jahresabschlusses und des Lageberichts (§ 325 HGB) sowie Ad-hoc-Publizität bei kursrelevanten Fakten (WpHG). die Veröffentlichung gehört beispielsweise ihrer Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Aktiengesellschaft eine Rechtsform ist, die aufgrund juristischen Ausgestaltung und der Möglichkeit zur Eigenkapitalbeschaffung über den Kapitalmarkt besonders für große, kapitalintensive Unternehmen geeignet ist. Die strikte Regulierung durch das Aktiengesetz stellt dabei sicher, dass die Interessen der Aktionäre, Gläubiger und der Öffentlichkeit angemessen berücksichtigt werden. Parallelen zur stillen Gesellschaft ergeben sich in der notwendigen Finanzierung durch externe Kapitalgeber (Aktionäre bzw. stille Gesellschafter). In beiden Gesellschaftsformen sind die Kapitalgeber am Gewinn beteiligt. Bei der AG richtet sich die Dividende nach dem ausgeschütteten Gewinn und dem Anteil am Aktienkapital. Der stille Gesellschafter erhält eine Gewinnbeteiligung, die vertraglich vereinbart wird (§ 231 HGB). Sowohl Aktionäre einer AG als auch stille Gesellschafter haben Informationsrechte. Aktionäre können diese in der Hauptversammlung geltend machen (§§ 118 ff. AktG), während stille Gesellschafter ein Kontrollrecht über den Jahresabschluss haben (§ 233 HGB). Im Gegensatz zur stillen Gesellschaft zeichnet sich die Aktiengesellschaft durch einen deutlichen Außenauftritt aus, der durch umfangreiche Offenlegungspflichten ergänzt wird. Sie präsentiert sich auf dem Markt als unabhängige juristische Person. Im 131 Seite 7

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Kontrast dazu bleibt die stille Gesellschaft in der Außendarstellung verborgen, da hierbei der Inhaber des Handelsgeschäfts nach außen hin als alleiniger Unternehmer agiert. Ferner ist die stille Gesellschaft von der Verpflichtung zur Veröffentlichung geschäftlicher Informationen befreit. 4. Literaturverzeichnis AktG: Aktiengesetz vom 6. September 1965 (BGBl. I S. 1089), das zuletzt durch Artikel 18 des Gesetzes vom 23. Oktober 2024 (BGBl. 2024 I Nr. 323) geändert worden ist https://www.gesetze-im-internet.de/aktg/ GmbHG: Gesetz betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung in der im Bundesgesetzblatt Teil III, Gliederungsnummer 4123-1, veröffentlichten bereinigten Fassung, das zuletzt durch Artikel 21 des Gesetzes vom 23. Oktober 2024 (BGBl. 2024 I Nr. 323) geändert worden ist https://www.gesetze-im-internet.de/gmbhg/ HGB: Handelsgesetzbuch in der im Bundesgesetzblatt Teil III, Gliederungsnummer 4100-1, veröffentlichten bereinigten Fassung, das zuletzt durch Artikel 7 des Gesetzes vom 27. Dezember 2024 (BGBl. 2024 I Nr. 438) geändert worden ist https://www.gesetze-im-internet.de/hgb/BJNR002190897.html WpHG: Wertpapierhandelsgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 9. September 1998 (BGBl. I S. 2708), das zuletzt durch Artikel 4 des Gesetzes vom 27. Dezember 2024 (BGBl. 2024 I Nr. 438) geändert worden ist https://www.gesetze-im-internet.de/wphg/ 132 Seite 8

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„ZUSAMMENHANG ZWISCHEN MENSCHLICHER GESUNDHEIT UND PLANETARER GESUNDHEIT“ Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 S. Fodor1 „ZUSAMMENHANG ZWISCHEN MENSCHLICHER GESUNDHEIT UND PLANETARER GESUNDHEIT“ PhD Student University of Library Studies and Information Technologies, Sofia Keywords: Gesundheit, planetare Gesundheit, Trends, Megatrends, PhD Student University of Library Studies and Information Gesellschaft, menschlichen Einfluss Technologies, Sofia S. Fodor1 ABSTRACT ABSTRACT Keywords: Gesundheit, planetare Gesundheit, Trends, Megatrends, Gesellschaft, menschlichen Einfluss Neben der Nachhaltigkeit sind die planetare Gesundheit und Megatrends mittlerweile zu den wichtigsten Aspekten für die gesamte Gesellschaft geworden. Die Gesundheit der Menschen ist eng mit der Gesundheit unseres Planeten verbunden und wird von den durch Trends verursachten Veränderungen beeinflusst. Besonders bedeutsam sind dabei die Megatrends, die nachhaltige Veränderungen für die gesamte Menschheit mit sich bringen. Diese Veränderungen können sowohl auf individueller Ebene als auch für die gesamte Gesellschaft gravierende Auswirkungen haben. In dieser Arbeit wird der menschliche Einfluss auf die planetare Gesundheit und die daraus resultierenden Veränderungen unseres Planeten und unserer Gesundheit dargestellt. Neben der Nachhaltigkeit sind die planetare Gesundheit und Megatrends mittlerweile zu den wichtigsten Aspekten für die gesamte Gesellschaft geworden. Die Gesundheit der Menschen ist eng mit der Gesundheit unseres Planeten verbunden und wird von den durch Trends verursachten Veränderungen beeinflusst. Besonders bedeutsam sind dabei die Megatrends, die nachhaltige Veränderungen für die gesamte Menschheit mit sich bringen. Diese Veränderungen können sowohl auf individueller Ebene als auch für die gesamte Gesellschaft gravierende Auswirkungen haben. In dieser Arbeit wird der menschliche Einfluss auf die planetare Gesundheit und die daraus resultierenden Veränderungen unseres Planeten und unserer Gesundheit dargestellt. 1 Szilvia Fodor; DE-37671 Höxter, Kiefernweg. 43; szilviafodor2@gmail.com 1 Szilvia Fodor; DE-37671 Höxter, Kiefernweg. 43; szilviafodor2@gmail.com 135

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 1. Einführung Unser Leben wird von vielen Faktoren beeinflusst. Durch sogenannte Megatrends nehmen bestimmte Entwicklungen auch Einfluss auf unsere Gesundheit. Das Zukunftsinstitut beschäftigt sich intensiv mit diesen Megatrends und hat dazu eine „Health-Trend-Map" entwickelt. Auf dieser “Health-Trend-Map” stehen Trends, die die unterschiedlichen Lebensbereiche und Lebensalter darstellen. Diese “Health- Trend- Map” wird von Zukunftsforschern entwickelt und dauerhaft beobachtet. Dabei werden wichtige Fragen gestellt. Die Forscher stellen unter anderem folgende Fragen: Was motiviert Menschen, gesund und bewusst zu leben? Wie ist es möglich, das Gesundheitswesen und die Menschen besser miteinander zu verbinden? (vgl. Megatrend Dokumentation 2023 o. S.). Megatrends sind komplexe Veränderungen, die in Modellen abgebildet werden, um den Wandel der Welt darzustellen. Sie dienen als Grundlage für verschiedene Forschungen und Entwicklungen, und berücksichtigen Evaluationsaspekte, Wirtschaftsaspekte sowie strategische Aspekte. Damit ein Einflussfaktor als Megatrend bezeichnet werden kann, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Darüber hinaus gibt es verschiedene Möglichkeiten, Megatrends zu kategorisieren. In Tabelle 1 sind die Voraussetzungen und Kategorisierungsmöglichkeiten dargestellt. Tabelle 1. Voraussetzungen und Einteilungen des Megatrends (Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung Megatrend Dokumentation 2023 o. S.) Voraussetzungen des Megatrends Einteilungsmöglichkeiten des Dauer: mindestens 50 Jahre Ubiquität: betrifft alle Lebensbereiche Globalität: Weltweite Phänomen Komplexität: betrifft mehrere Dimensionen Megatrends Natürliche Trends Soziokulturelle Trends Megatrends Technologische Trends Zeittrend und Mode Mikro-Trends 136

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Megatrends entstehen durch Entwicklungen, die langfristig die Gesellschaft verändern. Im Gesundheitswesen sind hierbei Prävention, Gesundheitsmanagement, Selbstmanagement, psychosoziale Gesundheit und Digitalisierung zu erwähnen. Zu den Ursprüngen der Megatrends zählen Fortschritte, ökonomischer Wandel und Innovation. In Tabelle 2 sind Einflussfaktoren, Trends und Gesundheitstrends aufgelistet. Es ist ein Zusammenhang zu erkennen (vgl. Megatrend Dokumentation 2023 o. S.). Tabelle 2. Zusammenhang zwischen Einflussfaktoren, Trends und Gesundheitstrends (Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung Megatrend Dokumentation 2023 o. S.) Megatrends dienen auch als Orientierung und Einordnung, um ein besseres Verständnis unserer Welt zu ermöglichen. Unsere Welt ist im Wandel. Durch Mega- trends erlebt die Menschheit einen Lebensumstrukturierungs-Prozess. Diese Prozesse beeinflussen die Gesundheit und Lebensqualität (vgl. Megatrend Dokumentation 2023 o. S.). 137 Einflussfaktoren Urbanisierung Klimawandel Ressourcenknappheit Veränderung der wirtschaftlichen Machtverhältnisse Demografische Änderung Trends Globalisierung Mobilität Konnektivität Neo-Ökologie (Nachhaltigkeit) Gesundheit Wissenskultur (die Welt wird schlauer) Individualisierung Gender-Shift (Änderung der traditionellen Geschlechterrollen) Sicherheit Silver-Society (ältere Menschen bleiben fit) Gesundheitstrends Individualität Wissen- Selbstverantwortung Medizin-Prävention Gesundheit als Wert Ganzheitlichkeit Gesellschaftlichen Verantwortung Lebensqualität Selbstoptimierung Ernährung-Fitness Ewige Jugend Mentale Stärke

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 2. Bedeutung von Trends auf planetare Gesundheit 2.1. Menschliche Einfluss auf der planetaren Gesundheit Trends beeinflussen unser gesamtes Leben, einschließlich unseres Planeten. Die Menschen haben 77 % der Landflächen und 87 % der Ozeane verändert, Flüsse werden künstlich begradigt, um illustrierte Gebiete zu erschaffen. Dabei werden Tierarten ausgerottet, Wälder abgeholzt, Flächen bewirtschaftet und die Luft durch die Nutzung fossiler Energien verschmutzt. Diese Vorgänge machen viele Erdoberflächen unbewohnbar und führen in jüngster Zeit zu Flutkatastrophen, Hitzewellen und Kältewellen (vgl. Krautwig et al. 2022 o. S.). Durch die Verschiebung natürlicher Grenzen ist der Wohlstand der Menschen gefährdet. In dutzenden Regionen herrschen Hunger und Armut. Die Globalisierung erhöht die Gefahr, die planetarischen Ressourcen zu überstrapazieren. Diese Faktoren beeinflussen die Entwicklung der Erdbevölkerung, die Umwelt, die Gesundheit, das Ökosystem und die biologische Vielfalt negativ. Schätzungsweise 150 Arten sterben täglich aus. Diese Zahl ist nun eine Orientierung, denn täglich werden ebenso neue Arten entdeckt. Die Erdgebiete mit hoher Biodiversität weisen Forschungslücken auf. Diese Gebiete sind auch die Gebiete, in denen die meisten Arten aussterben (vgl. Rahmstorf et al. 2019 o. S.). Die planetare Gesundheit bedeutet eine gesunde Beziehung zwischen Menschen und Natur. Wenn Menschen die Natur respektvoll behandeln und nicht alles verändern, führt das zu einem gesünderen Planeten. Die Menschheit muss die Natur akzeptieren und mit der Natur in einer ausgewogenen Balance leben. Die Natur ist selbstbestimmt. Die Menschheit will mit Macht und eigenen Regeln auf die Natur wirken. Wobei die Natur hat ihren eigenen Kreislauf, Macht und Regeln. Stattdessen dieser Kreislauf, die natürliche Macht und Regel zu verändern, die Menschheit muss sich anpassen. Dabei spielen Gesellschaft, Politik, Bildung und Wissenschaft eine wichtige Rolle (vgl. Megatrend Dokumentation 2023 o. S.). 138

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 2.2. Änderungen für den Menschen Die Zerstörung der biologischen Vielfalt, der Treibhauseffekt, die Verschmutzung fruchtbarer Böden und der Einsatz von Antibiotika stellen ein hohes Risiko für die gesunde Nahrungsproduktion dar. Chemische Stoffe und Düngemittel werden großzügig angewendet, um dem Ackerlande fruchtbar zu machen. Dabei werden einige Industrielle Lende, die diese Effekten nutzen, um eine Nahrungsmittel Überschuss zu erzeugen. In anderen Ländern, wo Dörre oder Überflutung auf die Tagesordnung, werden immer weniger Nahrung haben. Dies führt dazu, dass etwa 800 Millionen Menschen hungern und 2 Milliarden mangelernährt sind. Andererseits sind 2 Milliarden Menschen übergewichtig, was zu erheblichen Gesundheitsproblemen führt (Mangel an wichtigen Nährstoffen, Wohlstands- erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Schlaganfall usw.). Durch diese Veränderungen ändern sich auch die gesellschaftlichen Entwicklungen. Die Zahl der Menschen, die in Armut leben, steigt weiter. Diese Menschen haben kaum Möglichkeiten, sich gegen Krankheiten zu schützen, wodurch sie nicht nur arm, sondern auch krank werden (vgl. Megatrend Dokumentation 2023 o. S.). Durch die Veränderung der Lebensräume steht die Menschheit vor großen Herausforderungen. Die Mehrheit der Menschen leben in Städten, was zu Infrastruktur Problemen und gesundheitlichen Problemen aufgrund der dichten Bevölkerung führt (z.B. Luftverschmutzung, Asthma, Allergien, Infektionskrankheiten, Bewegungs- mangel usw.). Zu Infrastrukturproblemen zählen häufig die Wohnung und Vermitungsprobleme. Auf engem Raum im staatlichen Gebiet ist es nicht möglich, genügend Wohnungen zu anbieten. Gegenüber den ländlichen und dörflichen Gebieten sterben aus. In einer Wohnumgebung, wo vielleicht zweihundert Menschen leben, obwohl für mehrere Tausend Platz ist, werden sie nicht gefördert und haben eine schlechte Infrastruktur. Dies führt dazu, dass diese Gebiete ihre Wohnattraktivität verlieren. Es werden keine Arbeitsplätze oder kulturelle Angebote geschaffen. Die Menschen müssen in die Städte ziehen. Auch Mobilität und Bildung sind wichtige Umweltfaktoren. Ein dünn besiedeltes Gebiet hat meistens keine Möglichkeit eine für das tägliche Leben wichtige Verkehrsmittel Infrastruktur auszubauen. Somit kann es zu einer Isolierung der betroffenen Bevölkerung kommen, oder man muss die Umwelt 139

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 schädigende Verbrenner Fahrzeuge nutzen. Die Kinder und Jugendlichen müssen von ihrem Wohnort weit entfernt die Schule besuchen. Dieser Aspekt setzt auch voraus, dass sie täglich viel Zeit mit Pendeln verbringen müssen. All diese Probleme machen die ländlichen und dörflichen Wohngebiete unattraktiv, und Menschen ziehen in die Städte (vgl. Hurrelmann 2006 S. 99). Die Pandemie hat unser Bewusstsein und unsere Beziehung zur Gesundheit intensiviert. Es wurden viele geplante Operationen oder allgemeine Versorgungsaspekte reduziert, weil die Gesundheitsinfrastruktur mit der akuten Notsituation überfordert war. Dabei müssten die Menschen sich teilweise selbst ihre gesundheitliche Situation einschätzen und durch begrenzte Versorgungsinfrastruktur auskommen. Dies führt auch zu einem positiven Effekt, weil die Menschen in der Zukunft dazu ermutigt werden, sich intensiv mit ihrer Gesundheit zu beschäftigen und fit zu bleiben. Jeder Einzelne muss dabei selbst die Verantwortung übernehmen, dies führt zu eine Selbstbestimmte, reflektierten und auch präventiven Verhalten (vgl. Lauterbach 2018 o. S.). Durch den demografischen Wandel bleibt die Bevölkerung länger fit und gesund, was die Lebenserwartung erhöht. Beginnend mit der Baby-Boomer-Generation sind die Menschen agiler und fitter als frühere Generationen. Die medizinische und pflegerische Versorgung ist jedoch aufgrund des Fachkräftemangels herausfordernd. Pflegekräfte werden aus dem Ausland angeworben, um eine Basisversorgung zu gewährleisten. In Gesundheitsberufen wie Pflege und Medizin ist eine umgehende Reform erforderlich. Diese Berufe müssen gesellschaftlich viel besser geschätzt werden, und es müssen bessere Rahmenbedingungen für diese Berufsgruppen geschaffen werden. Dabei ein wichtiger Aspekt, dass die Bevölkerung bewusst den Unterschied zwischen Luxus und Basis-Güte versteht. Die Menschen müssen mehr Geld in ihre gesundheitliche Versorgung investieren und dadurch diese Berufsgruppen auch finanzielle Wertschätzung ermöglichen. Eine Reform der Pflegeversicherung ist längst überfällig. Ebenso die Schwerpunkte orientierter Krankenhausstrukturierung (vgl. Lauterbach 2018 o. S.). 140

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Zahlreiche Aspekte hängen auch mit dem Informationsfluss und Wissen zusammen. Durch das Internet sind Informationen sowie „Moden“ und „Trends“ leicht zugänglich. Die „Vollkasko-Mentalität“ ist im Wandel. Die Menschen werden sich bewusst, dass Gesundheit teuer und ein aufwendiger Prozess ist. Einige Gesellschaftsschichten verstehen, dass eine gesunde Lebensweise dazu beitragen kann, die Gesundheit zu erhalten und damit die Kosten zu senken. Die Investition von Zeit und Energie in die eigene Gesundheit zahlt sich aus. Ein Bewusstsein für Prävention und Versorgung sollte selbstverständlich sein. Zahlreiche Krankheiten lassen sich im Anfangsstadium gut und mit wenig Aufwand heilen. Dabei werden auch die Kosten gedämpft. Eine teure Behandlung, Operation oder Lebenslange medikamentöse Therapie lässt sich teilweise vermeiden (vgl. Altgeld et al. 2012 S. 187-197). In jüngster Zeit zeigt sich eine große Unsicherheit in der Gesellschaft, die durch Kriege, soziale Ungleichheiten und politische Extreme verstärkt wird. Diese Aspekte sind in den Medien allgegenwärtig. Die Bertelsmann Stiftung (2024 o. S.) hat mit ihrer neuesten Untersuchung festgestellt, dass Einsamkeit die “neue Pandemie" ist. Einsamkeit betrifft auch junge Menschen und lässt sich nicht nur auf die ältere Bevölkerung begrenzen. Durch die Völkerwanderung und die unendlichen Möglichkeiten von digitalen und virtuellen Kontakten, trägt dieser Aspekt einen Widerspruch mit sich. 2.3. Rolle das menschliche Handeln Die ökologische Belastungsgrenze ist derzeit enorm. Wenn die Erde nicht gesund ist, kann der Mensch auch nicht gesund sein. Die planetare Gesundheit hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter Ernährung, Konsumverhalten, Mobilität und mehr. Durch einen geringeren Fleischkonsum können wir CO2 einsparen und somit den Klimawandel positiv beeinflussen, während umweltfreundliche Mobilitätslösungen zu besserer Luftqualität beitragen. Die umfassende Umweltverschmutzung hat zu einem Anstieg von Krebserkrankungen und einer Zunahme psychischer Belastungen geführt. Die Zahlen von allergischen und Atemwegserkrankungen sind auch vielfach erhöht. Es werden Lebensmittel hoch Industriell verarbeitet und häufig mit Chemikalien 141

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 und Zusatzstoffen gestreckt. Dies führt zu eine erhöhten Gesundheit Risiko. Die lokalen und heimischen Lebensmittel werden durch die globalen Möglichkeiten von exotischen Früchten, Gemüsen oder auch anderen Lebensmittelarten aus dem Markt gedrängt. Heute ist es nicht ungewöhnlich, in allen Jahreszeiten alle Sorten von Obst zu kaufen. Es ist möglich, beispielsweise im Dezember Kirschen oder Erdbeeren zu kaufen. Diese Sorten werden mit Schiffen oder Flugzeugen in noch unreifem Zustand nach Europa transportiert und vor Ort mit Zugaben von Chemikalien gereift. Durch das Transportieren werden CO2 ausgestoßen, die den Treibhauseffekt negativ beeinflussen. Außerdem setzen die Chemikalien einen großen Schaden im menschlichen Körper ein. (vgl. Lauterbach 2018 o. S.). Auf der Bevölkerungsebene wird die Gesundheit durch Megatrends beeinflusst, darunter Sicherheit, Mobilität, Digitalisierung, Bildung, Umwelt, Ernährung, Bewegung usw. Individuelle Gesundheit kann durch Umweltfaktoren, ungesunde Ernährung, mangelnde Hygiene oder unzureichende medizinische Versorgung beeinträchtigt werden. Dies wird in Ländern wie Afghanistan, Libyen oder auch in zahlreichen anderen afrikanischen oder südamerikanischen Ländern deutlich. Millionen Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Wasser oder zu Basislebensmitteln. Die hygienischen Zustände und die Gesundheitsversorgung sind besorgniserregend. In die reichen industriellen Länder, die von allem Überfluss haben, und dadurch schädliche Gewohnheiten wie Alkohol-, Tabak- und Drogenkonsum entwickeln, können die Gesundheit beeinträchtigen. In unserer heutigen Gesellschaft hat Gesundheit einen hohen Stellenwert und bietet vielen Menschen Sicherheit, Unterstützung und ein hohes Selbstwertgefühl. Eine der wichtigsten Gesundheitskompetenzen besteht darin, die eigene Gesundheit zu wahren, sie zu fördern und Krankheiten vorzubeugen. Dies soll gestärkt und mit der Natur in Einklang gebracht werden (vgl. Hurrelmann 2006 S. 99). 142

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Diese Erkenntnisse führen zu bewusstem und umfassendem Handeln, das die Umweltbedingungen und -einflüsse berücksichtigt. Dabei ist es wichtig, eine bewusste Beziehung zur planetaren Gesundheit zu entwickeln. Altgeld und Kickbusch (2012 S. 187-197) betonen die Stärkung der persönlichen und sozialen Gesundheitskompetenz sowie die Förderung einer systematischen, wachsenden Verbindung zwischen Menschen und Natur. Dazu sollen Strategien, Konzepte der Salutogenese, Empowerment, Selbstbestimmung und intersektorale Verbindungen gestärkt werden. 3. Ergebnis / Erkenntnis Bei vielen Menschen, die all diese Geschehen bewusst beobachten, führt das zu einem hohen Maß an Unsicherheit und Angst. Diese negativ geprägten Eindrücke können einen Respekt gegenüber der Natur und unserem Planeten schaffen. Die Aspekte können auch Anreize schaffen, sich um die eigene Gesundheit und auch die Gesundheit unseres Planeten zu kümmern. Alles, was wir heute machen, trägt Konsequenzen für die Zukunft mit sich. Wir machen die Welt, die Natur und unser Planet für die zukünftigen Generationen. Unsere Kinder bekommen eine Zukunft, die sich möglicherweise nicht mehr verändert. Es können zahlreiche Aspekte noch überdacht und entwickelt werden. Dies soll aber ohne Zeitverzug geschehen sein. Desto früher mit den schonenden Ressourcen und der Natur die Natur beginnt, wird es ein gesünderes Leben und gesündere Planeten geben. Dazu gehören umweltfreundliche Mobilität, Nachhaltigkeit in der Medizin und Pflege, eine minimalistische und naturverbundene Lebensweise, Innovation, Individualität und die Reduzierung des Konsumverhaltens sowie die Förderung von Robotisierung und betrieblichem Gesundheitsmanagement. Megatrends in der Gesundheit betonen die Individualität und verändern dadurch die Gesundheitsbranche. Zu diesen Trends gehören eine stärkere Differenzierung, Digitalisierung, die Förderung von Diversity und Hygiene. Es ist von entscheidender Bedeutung, eine gute Work-Life-Balance zu gewährleisten, die Flexibilität und 143

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Selbstbestimmung des Einzelnen zu stärken, eine solide Infrastruktur zu schaffen, das soziale Miteinander zu fördern und Freizeitaktivitäten zu unterstützen. Zu den wichtigsten Gesundheitskompetenzen gehört die Fähigkeit, die eigene Gesundheit zu erhalten, zu fördern und Krankheiten vorzubeugen (vgl. Hurrelmann 2006 S. 99). Die europäische Studie zur Gesundheitskompetenz (HLS GER2) hat gezeigt, dass 54 % der deutschen Bevölkerung über eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz verfügen. Daher ist ein nationaler Aktionsplan erforderlich, um die Gesundheits- kompetenz zu verbessern. Die Herausforderung liegt darin, dass Menschen oft keine gesundheitsbezogenen Entscheidungen treffen können. Es ist wichtig, die Kosten für solche Konzepte zu decken und eine koordinierte Vorgehensweise sicherzustellen. Gesundheitskompetenz kann zu einer Kompetenz führen, die auch zu unserer Natur und Umgang mit den Ressourcen führt. Dabei ist es erforderlich, in den Aktionsplan einen hohen Stellenwert bezüglich der Natur und planetaren Gesundheit geben. Gesundheitskompetenz ist messbar. Im Jahr 2011 wurde die Gesundheitskompetenz bei 8000 Menschen europaweit untersucht, wobei die Daten von der Universität Bielefeld ausgewertet und teilweise veröffentlicht wurden. Die Studie ergab, dass die Gesundheitskompetenz in Deutschland stark vom Bildungsniveau, Migrationshintergrund, Alter und chronischen Erkrankungen beeinflusst wird. Dabei zeigen 9,7 % eine inadäquate Kompetenz, 44,6 % eine problematische Kompetenz, 38,4 % eine ausreichende Kompetenz und nur 7,3 % eine exzellente Kompetenz in der deutschen Bevölkerung (vgl. Lauterbach 2018 o. S.). Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Verantwortung für die Förderung der Gesundheitskompetenz bei der Gesellschaft, der Wirtschaft und der Politik liegt. Diese Kompetenz muss von Kleinkindern alter bis zum höheren Alter aufgebaut und gepflegt werden. Die Kompetenzentwicklung und dessen Standhaltung ist ein lebenslanger 144

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Lernprozess. Der Gesundheit und der Kompetenzen Aspekt müssen auf dem Lehrplan von alle Bildungsinstitutionen vorhanden sein. Eine gesunde Beziehung zwischen Menschen und Natur sowie die Förderung der planetaren Gesundheit können durch folgende Maßnahmen erreicht werden: Förderung der Gesundheitskompetenz in allen Lebenswelten Hohe Stellenwert für Natur und planetaren Gesundheit durch allgemeine Bildung Benutzerfreundliche Gestaltung des Gesundheitssystems Systematische Erforschung der Gesundheitskompetenz Systematische Erforschung den Zusammenhängen von planetarer Gesundheit und Menschlichen Gesundheit Nachhaltigkeit Ressourcenorientierte Produktion Kürzere Transportwege Lokalen Landwirtschaftlichen Produkten großzügig auf den Markt bringen Tauschhandeln Bewusster Umgang mit der Natur Bewusster Umgang mit Rohstoffen Abschaffung von Plastik (Global und Radikal) Müll Entsorgung (neue innovative Verfahren und deren Erforschung) Klimakompetenz Gerechte Ressourcenverteilung Drittländer vor Ort mit Innovativer Projekte Fördern Globalisation und Informationsstruktur effektiv nutzen (Beispiel: online Konferenz statt Flugreise zu Konferenz Ort) Höhere Steuer auf Luxusgütern Höhere Steuer auf Gesundheitsschädigende Konsumprodukten Bewusster Umgang und Steuerung von Migration und Völkerwanderung Diese Aspekte und Aufgaben können dazu beitragen, ein funktionsfähiges Ökosystem und ein ausgewogenes Klima zu erreichen und damit die Gesundheit des Planeten und der Menschen zu fördern. 145

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Die junge Generation bekommt mit diesen Entwicklungen ein Bewusstsein zu Gesundheit, Natur und planetaren Gesundheit. Die Kompetenzen und ebenso die ethischen und reflektierten Einstellungen, wobei Gerechtigkeit, Respekt und Vernunft eine wesentliche Rolle spielen sollten, gefördert werden müssen. Diese Komponenten sollten in Einklang mit dem Alltag stehen. Es sollten Gesundheit, Naturschutz und ein gesunder Planet auf globaler Ebene selbstverständlich sein. Gesundheit, Naturschutz und Gesundheit unseres Planeten sollten gelebt und nicht nur gesagt werden. Dabei, aller einzigen Tag, wo die Menschheit nicht bewusst mit diesen Themen umgeht, verändert sich unsere Sicherheit und Zukunft. Die jetzige Generation trägt eine immense Verantwortung für die Zukunft. Es müssen für den kommenden Generationen eine Vorbildfunktion und Vernunft-Haltung gezeigt werden. Somit kann die kommende Generation eine Chance auf ein besseres Leben und eine bessere Welt haben. Als Autorin dieser Artikel stelle ich fest, dass die hier verfassten Überlegungen und Sammlungen von Problemen eine tiefere Wirkung haben, und einen Bedarf auf Änderungen im eigenen Leben vor rufen können. Der Artikel soll allen Leser die Möglichkeit geben, sich mit den hier beschriebenen Themen intensiv zu befassen, sowie dabei eine reflektierte Handlung anregen und Mut zu Änderungen in Gang zu setzen. Es ist nie zu spät unsere Zukunft bewusst zu gestalten. 4. Literaturverzeichnis Altgeld T., Kickbusch I. (2012): Gesundheitsförderung, in: Public Health. Gesundheit und Gesundheitswesen. 3. Auflage, München. S 187-197 Antônôvsqî, Aharon & Franke A. (1997). Salutogenese: zur Entmystifizierung der Gesundheit. Tübingen: dgvt Verlag. o. S. 146

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Binnewies C., Hahn V. (2012): Erholung leicht gemacht Informationen Tipps Übungen Westfälische Wilhelms-Universität Münster Institut für Psychologie Arbeitseinheit Arbeitspsychologie Münster o. S. Binnewies, C., Sonnentag, S., & Mojza, E. J. (2009b). Feeling recovered and thinking about the good sides of one’s work. A longitudinal study on the benefits of non-work experiences for job performance. Journal of Occupational Health Psychology, 14, S. 243–256. Binnewies, C., Sonnentag, S., & Mojza, E. J. (2010). Recovery during the weekend and fluctuations in weekly job performance: A week-level study examining intra-individual relationships. Journal of Occupational and Organizational Psychology, S. 83, 419-441. Gabriel, T. (2008): Burnout & Gesundheitspsychologie: Prävention und Intervention. Psychologie in Österreich (3 & 4/2008), S. 316–319 Hahn, V. C., Binnewies, C., Sonnentag, S., & Mojza, E. J. (2011). Learning how to recover from job stress: Effects of a recovery training program on recovery, recovery-related self-efficacy, and well- being. Journal of Occupational Health Psychology, S. 16, 202–216. Haines A., Ebi K. (2019): The Imperative for Climate Action to Protect Health. In: N Engl JMed, S. 380, 263–273. Hamilton I.; Kennard H.; McGushin A. (2021): The Public health implications of the Paris Agreement: a modelling study. In: The Lancet Planetary Health, 5, E 74–E83 Verfügbar unter: https://doi.org/10.1016/S2542-5196(20)30249-7, [05.02.2024]. Hurrelmann K. (2006): Gesundheitssoziologie, Weinheim S. 99 Hurrelmann K. Laaser, Richter M. (2016): Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention, in: Handbuch Gesundheitswissenschaten, 6. Auflage, Weinheim o. S. Hurrelmann K., Richter M. (2013): Gesundheits-und Medizinsoziologie, Weinheim, S.147 Krautwig T., Krieger A. (2022): Planetare Grenzen: Neun Leitplanken für die Zukunft, Helmholtz Klimainitiative Verfügbar unter: https://helmholtz-klima.de/ planetare-belastungs-grenzen [08.11.2022]. Lauterbach M. (2018): Gesundheitscoaching, Strategien und Methoden für Fitness und Lebensbalance im Beruf, Carl Auer Verlag o. S. Megatrend Dokumentation. (2023): Healthness: Gesundheit wird ganzheitlich Verfügbar unter: https://www.zukunftsinstitut.de/healthness-gesundheit-wird-ganzheitlich/, [11.11.2023]. Murray C., Aravkin, A., Zheng P., et al. (2020): Global burden of 87 risk factors in 204 countries and territories, 1990–2019: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2019. In: The Lancet 396 (10258), 1223–1249. DOI: 10.1016/ S0140- 6736(20)30752-2 Rahmstorf S., Levermann A., Winkelamm R., et al. (2019) Kipppunkte im Klimasystem–Eine kurze Übersicht. PIK und Leibniz-Gemeinschaft Verfügbar unter: http://www.pikpotsdam.de/~stefan/Publications/Kipppunkte%20im%20Klimasystem%20- %20Update%20 2019.pdf, [08.11.2023]. Ratgeber Gesundheit. (2023): Verfügbar unter: https://www.mediclin.de/ratgeber- gesundheit/artikel/psyche koerper/schlafstoerungen/schlafhygiene-10, [12.10.2023]. Weh, S. M. (2006). Förderung individueller Erholungsprozesse: Ergebnisse einer Trainingsevaluation. Marburg: Tectum Ve o.S. 147

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Die Konstruktion eines energieeffizienten Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Schienenfahrzeugs Die Konstruktion eines energieeffizienten Klaus Ulreich1 PhD Student University of Library Studies and Information Schienenfahrzeugs Technologies, Sofia Klaus Ulreich1 PhD Student University of Library Studies and Information Keywords: Mobilität, Energieeffizientes Schienenfahrzeug, Elektromobilität, Nachhaltigkeit, Verkehrsmittel, Materialien, Energieoptimirtes Schienenfahrzeug. Technologies, Sofia Keywords: Mobilität, Energieeffizientes Schienenfahrzeug, Elektromobilität, Nachhaltigkeit, Verkehrsmittel, Materialien, Energieoptimirtes Schienenfahrzeug. ABSTRACT ABSTRACT Welche Anforderungen werden an die Konstruktion eines energieeffizienten Schienenfahrzeugs gestellt, wie kann ein Schienenfahrzeug energie- optimiert betrieben werden? Welche Möglichkeiten hat der Hersteller, um bereits in der Konstruktion die „Weichen“ für ein energieoptimiertes Schienenfahrzeug zu stellen? Wo liegen die Möglichkeiten im Betreib des Schienenfahrzeugs, wie kann der Fahrzeugbetreiber gemeinsam mit dem Betreiber der Infrastruktur und dem Fahrzeughersteller ein energieopti- miertes Schienenfahrzeug in Betreib stellen. Wie kann das Schienen- fahrzeug die Energiequellen effizienter nutzen, um die Ressourcen bei der Herstellung und im Betrieb zu optimieren. Welche Anforderungen werden an die Konstruktion eines energieeffizienten Schienenfahrzeugs gestellt, wie kann ein Schienenfahrzeug energie- optimiert betrieben werden? Welche Möglichkeiten hat der Hersteller, um bereits in der Konstruktion die „Weichen“ für ein energieoptimiertes Schienenfahrzeug zu stellen? Wo liegen die Möglichkeiten im Betreib des Schienenfahrzeugs, wie kann der Fahrzeugbetreiber gemeinsam mit dem Betreiber der Infrastruktur und dem Fahrzeughersteller ein energieopti- miertes Schienenfahrzeug in Betreib stellen. Wie kann das Schienen- fahrzeug die Energiequellen effizienter nutzen, um die Ressourcen bei der Herstellung und im Betrieb zu optimieren. 1 Klaus Ulreich; klausulreich3@gmail.com 1 Klaus Ulreich; klausulreich3@gmail.com Seite 1 149

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 1. Einführung Energieeffiziente Schienenfahrzeuge bieten viele Vorteile, in ökonomischer als auch ökologischer Sicht. Wichtige Aspekte sind das energieeffiziente Schienenfahrzeuge die Energiequellen effizienter nutzen können, was natürlich zu geringeren Betriebskosten führt. Durch die Optimierung von Energieverbrauch und Energieeffizienz können die Transport- unternehmen ihre Betriebskosten senken. Energieeffiziente Schienenfahrzeuge tragen auch dazu bei, den ökologischen Fußabdruck des Verkehrssektors zu verringern. Durch die Reduzierung des Energieverbrauchs und die Nutzung umweltfreundlicher Energiequellen können Schienenfahrzeuge dazu beitragen, Treibhausgasemissionen zu minimieren und die Luftqualität zu verbessern. In der Regel wird die Anfangsinvestition für energieeffiziente Schienenfahrzeuge höher sein, aber langfristig können die Betriebs- und Wartungskosten niedriger werden. All diese Punke werden zu einer langfristigen Kosteneffizienz führen. Zusammenfassend kann gesagt werden, energieeffiziente Schienenfahrzeuge tragen dazu bei, den Verkehrssektor nachhaltiger und umweltfreundlicher zu gestalten. Das Ziel dieses Artikels ist es die Anforderungen, die an die Konstruktion eines energieeffizienten Schienenfahrzeugs gestellt werden zu aufzuzeigen. 2. Methode Es erfolgte einen klassische Literaturanalyse, um die Anforderungen an die Konstruktion eines energieeffizienten Schienenfahrzeugs strukturiert zu erarbeiten. 150 Seite 2

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 3. Ergebnis / Erkenntnis Die Konstruktion und der Betrieb eines energieeffizienten Schienenfahrzeugs erfordern eine umfassende Herangehensweise, die verschiedene technologische Aspekte berücksichtigt. In dieser Arbeit werden wichtige Punkte, die bei der Konstruktion und im Betrieb eines energieeffizienten Schienenfahrzeugs von Bedeutung sind, aufgezeigt: Leichtbauweise und Materialien: Die Verwendung leichter, aber dennoch strapazierfähiger Materialien wie Aluminium oder kohlefaserverstärktem Kunststoff wird das Gesamtgewicht des Zuges reduzieren. Ein leichterer Zug erfordert weniger Energieeinsatz zur Fortbewegung, was zu einer verbesserten Energieeffizienz führt. Die Leichtbauweise und die Auswahl geeigneter Materialien spielen eine entscheidende Rolle im Schienenverkehr, da sie wesentlich zur Effizienz, Energieeinsparung und letztendlich zur Umweltverträglichkeit beitragen können. Hier sind einige Aspekte, die bei der Integration von Leichtbauweise und Materialien im Schienenverkehr zu berücksichtigen sind: Gewichtsreduktion: Durch den Einsatz von leichten Materialien wie Aluminium, kohlefaserverstärktem Kunststoff (CFK) oder Hightech-Verbundwerkstoffen kann das Gesamtgewicht der Fahrzeuge erheblich reduziert werden. Ein leichterer Zug benötigt weniger Energie, um sich fortzubewegen, was zu einer besseren Energieeffizienz führt. Energieeffizienz: Leichtere Züge erfordern weniger Energie für Beschleunigung und Bremsen, was zu einer verbesserten Energieeffizienz führt. Der für eine Beschleunigung wie auch für eine Bremsung benötigte Energiebedarf ist abhängig von der Masse des Zuges (𝐸𝐸=!"𝑚𝑚𝑚𝑚²) . 151 Seite 3

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Bremsenergierückgewinnung: Leichtere Züge können auch von Brems- energierückgewinnungssystemen besser profitieren. Weniger Masse bedeutet weniger Energie, die beim Bremsen abhängig vom Wirkungsgrad in Energie und Wärme umgewandelt wird. Bremsenergierückgewinnung, die sogenannte Rekuperation der Bremsenergie ist gerade bei elektrifizierten Bahnstrecken effizienter, da direkt in das Netz eingespeist werden kann, ohne „Umweg“ über sogenannte Zwischenspeicher, z.B. Supercaps. Widerstand und Geschwindigkeit: Leichtere Materialien können den Rollwiderstand verringern, was insbesondere bei höheren Geschwindigkeiten eine Rolle spielt. Die Auswahl der Materialien sollte jedoch auch Sicherheitsstandards und Kosten berücksichtigen. Eine sorgfältige Balance zwischen Gewichtsreduktion, Festigkeit, Sicherheit und Kosten ist entscheidend, zur Erzielung der besten Ergebnisse. Fortschritte in der Materialtechnologie und Ingenieurskunst spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung leichter und gleichzeitig robuster Schienenfahrzeuge. Hier ist stellvertretend für die vielen Festigkeitsnormen die EN 12663 „Bahnanwendungen – Festigkeitsanforderungen an Wagenkästen von Schienenfahrzeugen“ benannt. Aerodynamik: Ein stromlinienförmiges Design minimiert den Luftwiderstand und verbessert die aerodynamische Effizienz des Zuges. Dies hilft, den Energieverbrauch während der Fahrt zu reduzieren. Die Berücksichtigung von Aerodynamik im Schienenverkehr ist entscheidend, um den Luftwiderstand zu minimieren und dadurch die Energieeffizienz der Züge zu verbessern. Hier sind einige Aspekte der Aerodynamik im Schienenverkehr: Stromlinienförmiges Design: Stromlinienförmiges Design reduziert den Luftwiderstand erheblich. Schienenfahrzeuge sollten so gestaltet sein, dass sie den Luftstrom möglichst effizient durchdringen, was zu einer geringeren Widerstandskraft und damit zu einem geringeren Energieverbrauch führt. Die vordere und hintere Form des Zuges spielt eine entscheidende Rolle. Eine optimale Frontgestaltung, auch als "Nase" bekannt, kann den Luftwiderstand minimieren. Ebenso sollte das Heck so gestaltet sein, dass der Luftstrom 152 Seite 4

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 möglichst glatt und effizient verläuft. Dieses Thema spielt gerade im Hochgeschwindigkeitssektor eine große Rolle. Dem Leser werden die markanten Silhouetten des französischen TGV (Train à Grande Vitesse, franz für Hochgeschwindigkeitszug), oder des deutschen ICE (Inter City Express) ein Begriff sein. Da der Luftwiderstand zwar linear mit dem Cw (Luftwiderstandsbeiwert) zunimmt, aber quadratisch mit der Geschwindigkeit ist es von besonderer Wichtig das Fahrzeug „Stromlinienförmig (geringer Cw Wert) zu designen“. Wodurch auch der Einsatz von Windabweisern und Verkleidungen an strategischen Stellen den so genannten Spoilern zu einer Reduktion bzw. Optimierung des Luftwiderstandsbeiwert beiträgt. Die Integration von Aerodynamik im Schienenverkehr ist ein wichtiges Element für die Reduzierung des Energieverbrauchs. Kontinuierliche Forschung und Entwicklung in diesem Bereich zielen darauf ab, Züge noch effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten. Energieeffiziente Antriebssysteme: Die Implementierung energieeffizienter Antriebssysteme im Schienenverkehr ist von entscheidender Bedeutung, um den Energieverbrauch zu reduzieren, die Umweltauswirkungen zu minimieren und die Betriebskosten zu senken. Hier sind einige Schlüsselaspekte und Technologien. Elektrifizierung, Elektrische Antriebssysteme sind im Schienenverkehr weit verbreitet. Diese Systeme nutzen elektrische Energie, die über Oberleitungen oder dritte Schienen zugeführt wird, um effiziente und leistungsstarke Antriebe zu ermöglichen und gleichzeitig ermöglicht dieses System eine „elektrodynamische Bremsung“ (In diesem Fall erfolgt beim Motor eine „Umkehr des elektrischen Feldes“ wodurch der Motor im „Generator Betrieb“ arbeitet und Leistung in das Betriebsnetz zurückspeist.). Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Elektromotorische_Bremse Hybridantriebsysteme, gerade auf Nebenstrecken ist oft die Investitionshürde für eine Streckenelektrifizierung zu hoch in diesem Fällen könnte ein Elektro- 153 Seite 5

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Wiener Universitäre Schriften Ausgabe Frühjahr 2024 Hybridantriebssystem oder ein Batteriesystem für den Antrieb des Fahrzeugs eine mögliche Option darstellen. Hier kann zum Beispiel mittels Supercaps die Bremsenergie zwischengespeichert und beim nächsten Beschleunigungs- vorgang in das System eingespeist werden. Fortschrittliche intelligente Steuerungssysteme können den Energieverbrauch durch optimierte Fahrprofile, adaptive Geschwindigkeitsregelung und eine effiziente Lastverteilung minimieren. Gerade im autonomen Schienenverkehr bieten sich Möglichkeiten zur Realisierung, wie bereits in vielen Städten der Welt im Betrieb (https://de.wikipedia.org/wiki/Automatic_Train_Operation). Bei diesen sogenannten ATO (Automatic Train Operation) Fahrzeugen kann ein Energie- und Kapazität- optimiertes Softwareprogramm zur Steuerung des Fahrzeugs hinterlegt werden. (z.B. Reduktion der aktuellen Geschwindigkeit, um in 2km eine Stillstandbremsung bei einem „Haltsignal“ zu vermeiden und den Zug mit verminderter Geschwindigkeit zu bewegen, darüber hinaus, zum Beispiel ein auf die Fahrzeugbeladung optimiertes Beschleunigungsverhakten). Nicht zuletzt eine Optimierung der Antriebsmotoren und Getriebe, auf diesem Gebiet kann auf Grund des aktuell bereits hohen Wirkungsgrades einer Motor- und Getriebe- Einheit (>90% Quelle: https://new.abb.com/motors- generators/de) es nur zu kleineren technologischen Entwicklungsschritten kommen. 4. Fazit Der Betrieb eines Energieoptimierten Schienenfahrzeugs beginnt bei der Konstruktion des Schienenfahrzeugs und reicht tief in die Abläufe des Betriebs. Der Betreiber des Schienenfahrzeugs muss sich bereits am Beginn der Fahrzeugbestellung gemeinsam mit dem Hersteller und dem Betreiber der Infrastruktur ein Gesamtkonzept überlegen, dieses Gesamtkonzept legt den Grundstein für den energieeffizienten Betriebs des Schienenfahrzeugs. 154 Seite 6

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5. Literaturverzeichnis Leichtbauzug aus Kohlefaser https://cgrail.de/referenzen/cfk-leichtbauzug-cetrovo/ (abgerufen am 04.02.2024) Supercap / Superkondensator https://de.wikipedia.org/wiki/Superkondensator (abgerufen am 04.02.2024) EN 12663 „Bahnanwendungen – Festigkeitsanforderungen an Wagenkästen von Schienenfahrzeugen“ EN 62267 „Bahnanwendugen – Automatischer städtischer schienengebundener Personenverkehr“ TGV https://de.wikipedia.org/wiki/TGV (abgerufen am 04.02.2024) ICE https://de.wikipedia.org/wiki/Intercity-Express (abgerufen am 04.02.2024) Alternative Antriebe im Schienenverkehr. Working Papers Sustainability and Innovation, No. S 01/2022. Karlsruhe: Fraunhofer ISI, Frank, F.; Gnann, T. (2022), Alternativen zu Dieseltriebzügen im SPNV Einschätzung der systemischen Potenziale Frankfurt am Main. (06 2019) Autoren: Dr. Wolfgang Klebsch VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V. Patrick Heininger VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V. Jonas Martin VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V Saving energy in rolling stock. The Singapore Engineer (October 2020) Dr Florian Magerl / Dr Thomas Moshammer / Klaus Ulreich Railway Signalling and Interlocking. Eurail Press (2020), Herausgeber: Dr.-Ing. Gregor Theeg und Dr.-Ing. Sergej Vlasenko Handbuch Das System Bahn - Eurail Press (2021 3.Auflage) Herausgeber: Eberhard Jänsch / Hans Peter Lang / Nils Nießen Handbuch Schienenfahrzeuge: Entwicklung, Produktion, Instandhaltung - Eurail Press (2014) Herausgeber Christian Schindler Tagungsband 47. Tagung Moderne Schienenfahrzeuge Technische Universität Graz 03. Bis 05. April 2022 Seite 7 155

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Volldigitialisiert und berufsbegleitend an der Allensbach Hochschule studieren Die private wirtschaftswissenschaftlich orientierte Allensbach Hochschule setzt seit ihrer Gründung auf ein digitales Lernmodell und vollständig online-basierte Vorlesungen in ihren Bachelor- und Masterstudiengängen und Hochschulzertifikaten. Das Lernmodell wird durch didaktisch hochwertige Studienmaterialien und jederzeit erreichbare Professor:innen und Dozent:innen unterstützt. Viele Berufstätige suchen Möglichkeiten, sich zusätzlich für eine Karriere als Fach- oder Führungskraft zu qualifizieren oder auf eine Tätigkeit als Selbstständige:r oder Unternehmer:in vorzubereiten. Aber wie soll dies funktionieren? Die typischen Fortbildungsprogramme öffentlicher und privater Institute vermitteln häufig nur rudimentäre Kenntnisse, die für professionelle, internationale Aufgaben in der Regel nicht ausreichen. Daher richtet sich der Blick häufig auf eine Universität oder Hochschule. Aber die Sorge ist, dass ein Studiengang viel zu aufwändig und mit hohen Präsenzzeiten verbunden ist, die sich mit der beruflichen Tätigkeit und dem Privatleben nicht kombinieren lassen. Wichtig ist also eine hohe Flexibilität. In Deutschland etabliert sich die Möglichkeit, beispielsweise berufsbegleitende Bachelor- und Masterprogramme im Be reich der Wirtschaftswissenschaften ohne Präsenzzeiten an rein digital organisierten Hochschulen zu absolvieren. Das entspricht den Vorstellungen von Fach- und Führungskräften und dem beruflichen Nachwuchs, weder Einkommensverluste noch Einschränkungen bei der Lebensqualität bei der akademischen Weiterbildung hinnehmen zu wollen. Und Unternehmen müssen nicht auf ihre Mitarbeitenden verzichten. Studiengänge beruhen auf einem rein digitalen Lernmodell Die Allensbach Hochschule in Konstanz hat sich seit ihrer Gründung 2015 voll auf diese Zielgruppe spezialisiert und bietet als staatlich anerkannte Hochschule des Bundeslandes Baden-Württemberg verschiedene berufsbegleitende Bachelor- und Masterprogramme im Bereich der Wirtschaftswissenschaften im volldigitalisierten Fernstudium an. Alle Studiengänge sind als Fernstudiengänge durch den Akkreditierungsrat akkreditiert und zusätzlich von der Staatlichen Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) zugelassen. Die Allensbach Hochschule ist von „Focus Business“ als „Top Anbieter für Weiterbildung“ 2020 und 2022 ausgezeichnet worden und hat die Charta der Vielfalt zur Förderung von Vielfalt unterzeichnet. Die Studiengänge der Allensbach Hochschule beruhen auf einem rein digitalen Lernmodell und vollständig online-basierten Vorlesungen, die in geschützten Räumen stattfinden und aufgezeichnet werden. Das digitale Lernen wird bei diesen Konzepten durch didaktisch hochwertig aufbereitete Studienmaterialien unterstützt, welche die Studierenden in ihrem eigenen Lerntempo bearbeiten können. Das eröffnet auch für Berufstätige die Möglichkeit, ein umfassendes akademisches Programm zu absolvieren, ohne sich dafür komplett neu organisieren oder die 158

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berufliche Tätigkeit einschränken zu müssen. Unser etabliertes Modell erlaubt autonomes und zeitunabhängiges Lernen im eigenen Lerntempo. Prüfungsleistungen können in Form von Haus- und Seminararbeiten, Portfolioaufgaben, mündlichen Prüfungen oder Online-Klausuren abgelegt werden. Synergien zwischen Arbeit und Studium schaffen Ein weiterer Vorteil: Studierende können ihr Bachelor- oder Masterstudium an der privaten Hochschule jederzeit beginnen und die Regelstudienzeit – ohne zusätzliche Gebühren – um 50% der Regelstudienzeit verlängern. Es besteht die Wahl zwischen verschiedenen Studienschwerpunkten, passend zum beruflichen Profil beziehungsweise den Wünschen für die eigene Weiterentwicklung. Die Studieninhalte können im Rahmen der Seminararbeiten und der Abschlussarbeit unmittelbar auf praktische Fragestellungen des Berufsfeldes angewendet werden und somit direkt Synergien zwischen Arbeit und Studium schaffen. Das digitale System sorgt zudem für eine schnelle Vernetzung mit anderen Studierenden und eine wesentlich effizientere Literatur-Recherche für die wissenschaftlichen Arbeiten. Hochwertige Zusatzausbildung in Form von Hochschulzertifikaten Ein besonderes Angebot der Allensbach Hochschule sind Hochschulzertifikate, um Berufstätige nebenberuflich akademisch auf hohem Niveau zu qualifizieren. Damit werden Professionals angesprochen, die strukturierte Weiterbildungsangebote in ihrem oder einem angrenzenden Fachbereich suchen, um darüber mit einem überschaubaren Zeitaufwand eine anerkannte und hochwertige Zusatzausbildung zu erhalten, die im Beruf unmittelbar weiterbringt. Alle Hochschulzertifikate der Allensbach Hochschule werden von praktisch und wissenschaftlich erfahrenen und anerkannten Dozierenden betreut und online und ohne verpflichtende Präsenzveranstaltungen absolviert. Die Lerninhalte lassen sich direkt im beruflichen Alltag einsetzen. Ebenso erwähnenswert sind der MBA „General Management“ und der Masterstudiengang Wirtschaftspädagogik. Der MBA „General Management“ kann in einer Regelstudienzeit von zwölf, 18 oder 24 Monaten absolviert werden. Voraussetzung ist eine entsprechende Anzahl ECTS aus dem Erststudium. Spezielle Vertiefungsrichtungen sind in der Variante mit 120 ECTS enthalten. Und die moderne Wirtschaftspädagogik qualifiziert je nach Bundesland zum Zugang zum Vorbereitungsdienst für berufliche Schulen, für Tätigkeiten in der Aus- und Weiterbildung in Betrieben, bei Bildungsträgern, in der Bildungsverwaltung und in Personalabteilungen oder auch für eine freiberufliche dozierende oder beratende Tätigkeit. Wirtschaftspädagogik ist ein interdisziplinäres Studium, welches Inhalte der Wirtschaftswissenschaften mit fundierten pädagogischen Qualifikationen verknüpft und kann an der Allensbach Hochschule als Masterstudium und als Hochschulzertifikat absolviert werden. Kontaktdaten: info@allensbach-hochschule.de https://www.allensbach-hochschule.de/ 159

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VIS Vienna International Studies Das Team von VIS Vienna International Studies arbeitet seit Jahrzehnten daran, Menschen mit Bildungsreserven den Zugang zur Bildung und dem dafür nötigen Wissen zu ermöglichen. Kooperationen mit in- und ausländischen Hochschulen erlauben dabei individuelle Lösungen, da Zugangsbedingungen oft recht unterschiedlich und unübersichtlich sind. Fernlehre ermöglicht ein Studium neben Beruf und Familie! VIS kann maßgeschneiderte, individuelle Lösungen auch für Unternehmen anbieten, die ihre wichtigste Ressource, ihre Mitarbeitenden, aus-, fort- und weiterbilden wollen. Moderne Lehr- und Lernformate eröffnen auch in sich geschlossene, kurze Aus- und Weiterbildungen (Mikrolearning, Nanodegrees, Zertifikate, Kontaktstudien ...), in welchen ECTS erworben werden können, die auf Studien angerechnet werden können. Viele Lehrangebote eignen sich auch für Bildungsteilzeit oder Bildungskarenz und können steuerlich abgesetzt werden. VIS ermöglicht ein internationales Studium von zu Hause aus. Damit können Studierende im Ausland studieren, ECTS-Punkte und Erfahrungen sammeln und sogar akademische Abschlüsse in Regelstudien auf allen Bologna- Stufen: Bachelor, Master, Magister, Doktor/PhD, als akademische Weiterbildung: MBA, MSc …) erreichen. Wir ermöglichen außerdem auch Studien, die ohne Matura/Abitur aufgenommen werden können. Dabei können viele ausländische Regel- und Weiterbildungsstudien auch in deutscher Sprache absolviert werden. VIS bietet in Kooperation mit in- und ausländischen Partnern von der beruflichen Weiterqualifizierung bis zum Doktoratsstudium in Fernlehre eine Vielzahl von Studienprogrammen an. Das bedeutet, wir können für jede/n Interessierte/n einen individuellen Bildungsplan erstellen, der auch neben Beruf und Familie erfolgreich absolviert werden kann. So können Studierende eine Aus- und Weiterbildung auf akademischem Niveau mit hoher Praxisrelevanz neben Beruf und Familie online – also von jedem Ort der Welt aus und völlig zeitunabhängig – absolvieren. Neben den Regelstudien (Bachelor-, Master– und Promotionsstudien) ermöglicht VIS auch Kontaktstudien, die der wissenschaftlichen Vertiefung berufspraktischer Kenntnisse dienen. In diesen Weiterbildungsangeboten werden auch ECTS erworben, die im Anschluss auch in weiteren Lehrgängen der Weiterbildung oder natürlich auch in Regelstudien für Anrechnungen genutzt werden können. So zum Beispiel das VIS–Kontaktstudium ”Management und Marketing”, 160

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das in Kooperation mit der Allensbach Hochschule angeboten wird und vollständig auf ein nachfolgendes Bachelorstudium angerechnet werden kann. VIS ermöglicht neben den Regelstudien ● Bachelor-, ● Master– und ● Promotionsstudien insbesondere drei Formate: ● Kontaktstudien der Allensbach Hochschule, z.B. das Kontaktstudium Management und Marketing ● Das TopUp: für AbsolventInnen eines Masterstudiums, gerade auch für Mastergrade in der Weiterbildung (MBA …) bietet sich über VIS die wirklich einmalige Gelegenheit, in nur einem Semester einen zusätzlichen MSc aus Paris oder in zwei Semestern einen M.A. aus London als TopUp abschließen zu können. ● Nano Degrees: Man kann über VIS nicht nur akademische Studien oder Lehrgänge absolvieren, man kann auch Nano Degrees – also sehr kurze, in sich abgeschlossene Lehrgänge in Fernlehre absolvieren. Promotion mit VIS Das von VIS grenzüberschreitend angebotene Promotionsprogramm der staatlichen Universität UNIBIT kann berufsbegleitend und in deutscher Sprache absolviert werden und führt zum wissenschaftlichen Doktorat (Bolognastufe 3), welches ohne Zusatz und Herkunftsbezeichnung so geführt und eingetragen werden kann und schon von vielen Studierenden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz erfolgreich absolviert worden ist. Die Wiener Universitären Schriften (WUSCH) werden von den Doktorand*innen dieses Programmes gerne für die Publikation wissenschaftlicher Artikel genutzt. Kontaktdaten: vis@viennastudies.com https://viennastudies.com 161

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Berufsbegleitende Spezialstudiengänge an der afw Wirtschaftsakademie Bad Harzburg GmbH Kompetenz im Fernstudium seit 1961 Die afw Wirtschaftsakademie Bad Harzburg GmbH wurde 1961 als Fernlehrinstitut der Deutschen Wirtschaft gegründet; mit dem Ziel, Fach- und Führungskräfte in betriebswirtschaftlichen und Managementthemen berufsbegleitend zu schulen. Sie erwarb internationale Anerkennung durch die Entwicklung der ersten ganzheitlichen Managementkonzeption, des „Harzburger Modells“, das in den 1960er bis in die 1980er Jahre unter anderem in den zweihundert größten deutschen Unternehmen eingeführt wurde und die autoritäre Führung durch einen delegativen Führungsstil ablöste. Ein weiteres Geschäftsfeld der afw ist die Beratung von Unternehmen in Management und Betriebsorganisation sowie die Konzeptionalisierung und Durchführung von Personalentwicklungsmaßnahmen und Führungskräfte- Schulungsprogrammen. Kompetenz durch Spezialisierung und Digitalisierung Die afw ist kein Gemischtwarenladen. Ihre Kernkompetenz ist seit ihrer Gründung die Qualifizierung von Fach- und Führungskräften, die nach Berufsausbildung oder Erststudium zusätzliches Wissen und zusätzliche Kompetenzen auf den Gebieten der Unternehmens- und Mitarbeiterführung, der Betriebswirtschaftslehre, des Personalmanagements, des Projektmanagements und des Gesundheits- und Sozialmanagements erwerben möchten. In einzigartiger Kombination aus Fernstudienmaterial, studienbegleitenden Webinaren und Seminaren. Das Fernstudium kann in konventioneller Weise mit Lehrbriefen erfolgen oder rein digital: Lehrbriefe digital, Online-Seminare, Video-Fachberatung und Online-Prüfungen. In Zusammenarbeit mit der staatlichen „University of Library Studies and Information Technologies“ in Sofia sowie des wissenschaftlichen Instituts für akademische Studiengänge, Vienna International Studies Management GmbH (Wien), bietet die afw seit vielen Jahren berufsbegleitende Promotionsstudiengänge an, die mit einem Abschluss auf der dritten Ebene des europäischen Hochschul-Qualifikationsrahmens zur Habilitation berechtigen. Kompetenz durch Praxisnähe und Wissenschaftlichkeit Die Autoren, Fern- und Fachlehrer sowie Dozenten der afw verfügen über eine akademische Ausbildung und ausnahmslos über umfangreiche Berufspraxis in 162

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Unternehmensführung oder gehobenen Managementpositionen. Sie sind im Regelfall auch für Hochschulen wissenschaftlich tätig. Sie wissen, was in Wirtschaft und Verwaltung an Wissen und Kompetenz verlangt wird. Als internationaler Partner von Hochschulen und Universitäten entwickelt die afw für diese Institutionen Schulungsmaterialien und Bildungskonzeptionen. Kompetenznachweis und öffentliche Anerkennung Alle Fernstudiengänge unterliegen einer staatlichen Zulassung durch die Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) und sind als Kontaktstudiengänge der Allensbach-Hochschule (Konstanz) akkreditiert. Die afw ist als anerkannter deutscher Bildungsträger nach AZAV zertifiziert und von Fokus Business als „TOP- Anbieter für Weiterbildung“ 2020, 2021 und 2022 ausgezeichnet worden. Die führende Informationsplattform „Fernstudiumcheck“ weist für die afw eine Empfehlungsquote von 100% durch Absolventen aus. Kontaktdaten: info@afwbadharzburg.de https://www.afwbadharzburg.de/ 163